Detailansicht

Für Körper, Geist und Staat
eine Archäologie der japanischen Psychiatrie am Beginn der Moderne
Bernhard Leitner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Ingrid Getreuer-Kargl
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.24434
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30239.88585.964969-3
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Studie unternimmt eine Neubewertung der Geschichte der Psychiatrie in Japan durch die kritische Anwendung von Michel Foucaults Theorie der Disziplinarmacht. Zuerst wird die Gesellschaft der angehenden Meiji-Periode als Disziplinargesellschaft definiert, indem speziell auf Diskurse der Strafpraxis und der generellen sozialen Reformen im Zeitalter der Modernisierung Japans eingegangen wird. Nach einer Rekapitulation der Entstehungsgeschichte der Psychiatrie kommt es im zweiten Schritt zu einer dekonstruktiven Lektüre einiger zentraler Primärquellen aus der Phase der Formierung der japanischen Psychiatrie. In einem für die japanische Psychiatriegeschichtsschreibung neuartigen Zugang wird auf marginale Textstellen fokussiert, in denen sich deren speziell konstitutiver Charakter für die Etablierung eines psychiatrischen Diskurses in Japan herauskristallisiert. Es zeigt sich, dass diese Fragmente, die stark von der biologischen Psychiatrie des deutschsprachigen Raumes beeinflusst waren, im besonderen Maße die Gefährlichkeit geisteskranker Subjekte für die Nation hervorheben. Zusätzlich wird die Institutionalisierung der Psychiatrie aufgrund eines juristischen Dilemmas beschleunigt, das in der Einführung eines neuen Rechtssystems nach europäischem Vorbild wurzelt. Die verschiedenen Fäden der Analyse verknoten sich im diskursiven Bruch zwischen zwei Gesetzen, die den Umgang mit Geisteskranken in der japanischen Gesellschaft im 20. Jahrhundert kodifizierten. Es handelt sich um das Gesetz zur Obhut von Geisteskranken von 1900 und dem Gesetz für psychiatrische Krankenhäuser von 1919. Wo das Gesetz von 1900 in erster Linie um administrative Probleme bemüht war, versuchte das Gesetz von 1919, das seinen Anstoß bereits der Psychiatrie verdankte, neue Formen der Macht zu entfalten. Der psychiatrische Diskurs zielte auf eine Verfeinerung des disziplinarischen Netzwerks innerhalb des sozialen Gefüges ab, während er es gleichzeitig verstand den diskursiven Bruch zwischen psychiatrischen Techniken und traditionellen Praxen der Pflege psychisch Kranker permanent zu verwischen.
Abstract
(Englisch)
This study attempts to reassess the history of psychiatry in Japan through critical application of Michel Foucault’s theory of disciplinary power. First the society of the early Meiji-era will be defined as an example of a disciplinary society within the scope of discourses on the system of punishment and general social reforms in the age of modernization. After recapitulation of the historical framework, the second stage engages in a close reading of the central discursive figures and texts of Japanese psychiatry. In a unique account for the field of history of Japanese psychiatry, focusing on marginalized fragments of psychiatric texts, their constitutive character for the establishment of psychiatric discourses in Japan is revealed. It is shown, that these texts, rooting in German speaking biological psychiatry, heavily stress the hazard of the insane to the nation. Additionally drawing on juridical problems, which derive from the enactment of a European model of law, provides an explanation for the necessity of psychiatry as a social institution. The key argument asserts a discursive break between the two major legal acts dealing with modes of confinement of the mentally ill: The Custody of the Mentally Ill Act dating to 1900 and the Mental Hospital Act from 1919. The first dealing mainly with administrative issues, the latter being formed under tremendous influence of the emerging psychiatric power, psychiatry pursuits to refine the disciplinary network operating in the social space, while constantly blurring the discursive crack between traditional forms of care and psychiatric techniques.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
psychiatry history of psychiatry Japan modernity disciplinary institutions Kure Shuzo Miyake Koichi Sakaki Hajime Emil Kraepelin Richard Krafft-Ebing
Schlagwörter
(Deutsch)
Psychiatrie Psychiatriegeschichte Japan Moderne Disziplinargesellschaft Kure Shuzo Miyake Koichi Sakaki Hajime Emil Kraepelin Richard von Krafft-Ebing
Autor*innen
Bernhard Leitner
Haupttitel (Deutsch)
Für Körper, Geist und Staat
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Archäologie der japanischen Psychiatrie am Beginn der Moderne
Paralleltitel (Englisch)
For body, mind and nation ; archaeology of Japanese psychiatry in the modern era
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
122 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ingrid Getreuer-Kargl
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.01 Geschichte der Wissenschaft und Kultur ,
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.10 Wissenschaft und Gesellschaft ,
15 Geschichte > 15.80 Japan ,
44 Medizin > 44.01 Geschichte der Medizin ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges
AC Nummer
AC10722385
Utheses ID
21843
Studienkennzahl
UA | 066 | 843 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1