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Virtual coffeeshop?
zum Potential des Internets als globale Öffentlichkeit ; eine Fallstudie zu Rio+20 auf Twitter
Stephan Schlögl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfram Schaffar
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.24477
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30489.49654.305366-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit stellt einen Versuch dar, das Konzept der bürgerlichen Öffentlichkeit, wie es Jürgen Habermas entworfen hat, auf die neuen technologischen aber auch sozio-ökologischen Gegebenheiten unserer Zeit zu übersetzen. Das Internet hat die Kommunikationstrukturen innerhalb und außerhalb unserer Gesellschaft nachhaltig verändert und bietet uns grundsätzlich die technischen Möglichkeiten auf globaler Ebene zu kommunizieren. Gleichzeitig haben sich auch die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und allen voran ökologischen Herausforderungen globalisiert. Um diese Situation zu bewältigen scheint eine politische Öffentlichkeit von Nöten, die als Forum die Arbeit der internationalen Enscheidungsträger legitimiert oder zurückweist. Aus diesem Grund stellt diese Diplomarbeit zu allererst die Frage, ob Öffentlichkeit aus theoretischer Perspektive überhaupt transnational gedacht werden kann und auf welchen Prämissen dieses Konzept aufbaut, um in einem zweiten Schritt empirisch zu untersuchen, ob die Kommunikation im Netz dem Öffentlichkeitsanspruch nachkommt. Dieser empirische Teil der Arbeit basiert auf einer Fallstudie zur Kommunikation auf der Microbloggingplattform Twitter rund um die "Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung" in Rio 2012 (kurz Rio+20). Als Datenbasis für die Untersuchung dienen ca. 700000 sogenannte "Tweets", die in einem Zeitraum von einer Woche vor und einer Woche nach der Konferenz protokolliert wurden und Informationen zu den BenutzerInnen, die kurz danach erhoben wurden. Ziel der Forschung ist es, die Kommunikationsstrukturen offen zu legen und anhand von 5 Kriterien zu beurteilen, die im theoretischen Teil entwickelt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass große Teile der Weltbevölkerung, allen voran aus den Ländern Afrikas, von diesem spezifischen Diskursraum Twitter ausgeschlossen bleiben, während die teilnehmenden BenutzerInnen einer enormen Ungleichverteilung der Reichweite ihrer Nachrichten ausgesetzt sind. Diese Ungleichverteilung stellt Hierarchien in der Kommunikationsstruktur dar, die sich durch die Reputation bestimmter Teilnehmer, die von außen in den Twitterraum übertragen werden, erklären lassen. Zudem kann gezeigt werden, dass Dialog im klassischen Sinne, eines Austausches von Argumenten, nur einen geringen Anteil an allen Kommunikationselementen darstellt. Habermas' Vermutung entgegen, zeigt sich jedoch, dass der aktivste Kern der Benutzer auch weit über die nationalen Grenzen hinweg stark vernetzt ist und den Diskurs zusammenhält. Schließlich konnte man jedoch auch sehen, dass Twitter hauptsächlich als Medium benutzt wird, um Nachrichten weiterzuverbreiten, die von redaktionellen Institutionen produziert wurden. Damit bleibt die Frage offen, ob dieser Raum als eigenständig und unabhängig verstanden werden kann. Jürgen Habermas hat mit seiner Arbeit ein normatives Öffentlichkeitskonzept geschaffen, welches es uns erlaubt empirische Ergebnisse an einen Idealmaßstab anzulegen. Die Ergebnisse dieser Studie können anhand dieses Ideals bestenfalls etwas Licht auf die strukturellen Probleme aber auch Stärken deliberativer Onlinediskurse auf einem globalem Niveau werfen.
Abstract
(Englisch)
The present research tries to apply Jürgen Habermas' conceptual framework of the public sphere to the new technological and socioecological circumstances of our times. The internet has fundamentally changed the structure of communication within, but as well outside of societies and offers the technical instruments to communicate globally. At the same time social, political, economic and particularly ecological challenges have globalized. This situation creates a need for a global public sphere, able to legitimate the work for international decision makers. For this reason I ask, if the theoretical concept of public sphere can be taken to a transnational level and on which premises it is built on. In a second step I examine empirically, if modern online communication can meet the requirements of this conceptual framework. The empirical part of my work is a case study of Twitter and this years "United Nations Conference on sustainable development" in Rio (Rio+20). I created a database which contains about 700000 so called tweets, published within one week before and after the conference and Userprofile-Information about the authors, which I retrieved shortly after this period. The aim is to understand the structures of online communication relating to 5 criteria of Habermas' conception of the public sphere. I find that a large share of world population especially in Africa is excluded from this discourse sphere, while the participants are confronted with extremely unequal distribution of range. This unequal distribution reproduces hierarchies from outside of Twitter. It is shown that dialogue in its classical form, as a direct exchange of ideas and arguments, represents just a very small percentage of all status updates. I find that Habermas' assumption, that communication on the internet is roughly fragmented, cannot be verified in this case and that the most engaged users are heavily connected across national borders. Finally it is shown that Twitter is mainly used as news media and for the diffusion of news material produced by traditional media houses. Therefore the question remains unanswered, if this space is able to maintain a certain level of independency, when it comes to agenda setting. Jürgen Habermas has developed a normative framework of the public sphere, which allows us to measure our empirical results by an ideal shape. The findings of this research may hopefully shed lights on the structural problems but also the power of deliberative online discourses on a global level.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Twitter Habermas Public Sphere Rio+20 Internet Global Governance
Schlagwörter
(Deutsch)
Twitter Habermas Öffentlichkeit Rio+20 Internet Global Governance
Autor*innen
Stephan Schlögl
Haupttitel (Deutsch)
Virtual coffeeshop?
Hauptuntertitel (Deutsch)
zum Potential des Internets als globale Öffentlichkeit ; eine Fallstudie zu Rio+20 auf Twitter
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
127 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wolfram Schaffar
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.31 Öffentlichkeit ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.38 Neue elektronische Medien
AC Nummer
AC10812596
Utheses ID
21883
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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