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Fred Sandback
vom Raum zur Fläche zur Linie
Franziska Hausmaninger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Friedrich Teja Bach
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.24664
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29774.62880.855062-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Zwischen 1966 und 2003, dem Jahr seines Todes, realisierte der New Yorker Künstler Fred Sandback mit straff im Raum verspannten Metalldrähten, Gummischnüren und Acrylfäden ephemere „Skulpturen“ an der Schwelle zur Unsichtbarkeit. Sandback hatte sehr früh ein linear-geometrisches Formenrepertoire gefunden, an dem er konsequent festhalten sollte. Diesem reduzierten formalen Vokabular und dem höchst ökonomischen Materialeinsatz des Künstlers stehen in paradoxer Weise der Variantenreichtum und die eigenartige Monumentalität seiner Werke gegenüber. Das zwischen Immaterialität und Objekthaftigkeit oszillierende Werk Sandbacks mit seiner Absage an traditionelle (europäische) Axiome von Skulptur und Plastik ist historisch im Umfeld der Minimal Art und wissenschaftlich in der Nähe der Phänomenologie der Wahrnehmung und der Gestalttheorie angesiedelt. Die vorliegende Arbeit stellt zunächst eine Werktypologie vor, die eine Verschiebung vom Objekthaften zum Linearen und einen zunehmenden Bezug auf den Raum nachvollzieht (vom Raum zur Fläche zur Linie und gleichsam zurück zum Raum). Sie geht dann der Frage nach, wie sich Sandbacks Werk gegenüber der Tradition von Skulptur und Plastik verhält, untersucht dessen Verhältnis zur Minimal Art, stellt Überlegungen über eine für den Künstler spezifische Phänomenologie des Raumes an, diskutiert die Einbindung seiner Arbeit in den Kontext wissenschaftlicher Diskurse der Zeit und spricht kulturwissenschaftliche Assoziationsräume und Querverbindungen an. Über den gängigen Topos des Einsatzes minimaler Mittel zu maximalem Effekt hinausgehend werden folgende Merkmale als charakteristisch für das Werk Sandbacks herausgestellt: Die Verwendung von Raum als Material für Skulptur; die afokale Positionierung und der unitäre Charakter der Rauminstallationen; die Auslotung der Divergenz zwischen dem faktischem Befund einer künstlerischen Anordnung im Raum und der physischen Erfahrung, die sie auslöst; und schließlich die Strategie des Künstlers, durch eine Skulptur ohne materielle Dichte, Masse und Oberfläche die traditionelle Annahme eines generativen Kerns (R. Krauss) zu widerlegen, welcher die Form der Oberfläche diktiert. Die Untersuchung der geschichtlichen Zusammenhänge und wissenschaftlichen Kontexte, die Analyse der formalen und strukturellen Charakteristika des Werkes und dessen Gegenüberstellung mit einer reichen Tradition und zeitgenössischen Produktion skulpturaler Arbeit, in deren Mittelpunkt die Linie steht, sollen von einer singulären und tragfähigen künstlerischen Praxis Zeugnis ablegen und ein historisches Werk vorstellen, das trotz seiner Homogenität weder redundant wurde noch an Aktualität eingebüßt hat, sondern im Gegenteil heute zunehmendes kritisches und praktisches Interesse auf sich zieht. Diese Interesse ist nicht nur auf die Anerkennung der Individualität des Werks Sandbacks, sondern auch auf die effektvolle Widersprüchlichkeit von Erfahrungsintensität bei der Betrachtung seiner Eingriffe in den Raum und der Sparsamkeit seiner materialen Setzungen sowie auf das ambivalente künstlerische Vermächtnis des Künstlers über die Fortführung seines ursprünglich als ephemer konzipierten Werkes zurückzuführen, welches einen weiten Interpretationsspielraum für Rekonstruktionen einräumt. Abschließend soll daher eine problematische Verschiebung des Charakters des Werks Sandbacks angesprochen werden, die in kuratierten Rekonstruktionen nach dem Tod des Künstlers erkennbar ist und in Widerspruch zu seinem von Intuition geleiteten und als radikal temporär angelegten Werk steht.
Abstract
(Englisch)
Between 1966 and 2003, the year of his death, New York-based artist Fred Sandback created „sculptures“ from metal wire, elastic cord and acrylic yarn levitating on the verge of invisibility and yet possessing a palpable materiality. Sandback had very early on formulated a linear, geometrical vocabulary of forms, to which he should remain faithful throughout his career. The impressive variety of his sculpture and its surprising monumentality stand in paradox contrast to the artist’s reduced repertoire of forms and the paucity of material employed. Sandback’s work, which oscillates between immateriality and “objecthood,” rescinded traditional (European) axioms of sculpture. Historically and artistically it is positioned in the ambit of minimal art, contextually in the vicinity of the phenomenology of perception and Gestalttheorie. This thesis presents a typology of Fred Sandback’s work, which traces a passage from the disembodied object to pure line and a shift towards a heightened preoccupation with space (a journey from space to plane to line and back to space, essentially). It then reflects upon the Sandback’s work in relationship with the tradition of sculpture, traces the artist’s specific phenomenology of space, discusses the connection of his work with contemporary scientific discourses, and attempts to uncover affinities with current cultural and critical theory. Stepping beyond the prevalent epithet associated with Sandback’s work, namely the use of minimal means towards maximal perceptual effect, the present thesis examines its more profound characteristics: The employment of space as material for sculpture; the afocal positioning and the unitary nature of the sculptures; the exploration of the difference between fact and physical effect of an artistic spatial disposition; and his particular strategy to disprove the necessity of a generative core (R. Krauss) dictating the (superficial) form of sculpture by means of creations that lack material density, mass or surface. The study of the historical environment and the cultural and scientific context, the analysis of the formal and structural characteristics of Sandback’s work and its juxtaposition with a rich tradition and contemporary production of sculpture focussing on the line shall provide evidence of a unique and tenable artistic practice and present a historical body of work, which, despite its homogeneity seems neither redundant nor obsolete, but on the contrary attracts increasing practical and critical interest. Such interest is not only due to the appreciation of the singularity of Sandback’s work, but also to the captivating contradiction between the intensity of the experience when encountering his ingressions into space and the economy of his material positing, as well as to his ambivalent artistic legacy which wants to perpetuate an oeuvre initially conceived as ephemeral and temporary and that allows for expansive room of interpretation in reconstruction. A final focus is thus placed on a problematic shift in the intrinsic qualities of Sandback’s work, which becomes apparent in curated reconstructions after his death and which seems to be at variance with a body of work guided by the artist’s intuition and originally intended to be radically transient.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Sandback sculpture minimal art phenomenology
Schlagwörter
(Deutsch)
Sandback Skulptur Minimal Art Phänomenologie
Autor*innen
Franziska Hausmaninger
Haupttitel (Deutsch)
Fred Sandback
Hauptuntertitel (Deutsch)
vom Raum zur Fläche zur Linie
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
162 S. : zahlr. Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Teja Bach
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.25 Abstraktes ,
20 Kunstwissenschaften > 20.89 Kunstgeschichte: Sonstiges
AC Nummer
AC10735891
Utheses ID
22046
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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