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"Every Man for Himself"
individualism as a cornerstone of American culture, as represented in "Lost"
Lukas Michael Chatzioannidis
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Stefan Brandt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.24879
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29375.12758.522154-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit untersucht die Ursprünge des amerikanischen Individualismus sowie dessen Anwendung und Ausdruck im gesellschaftlichen Leben des Landes. Dieser Blick auf eine der grundlegenden Ideen, die Handeln und Denken nach dem amerikanischen Ideal beeinflussen, erfolgt aus der Perspektive der Cultural-Studies-Theorie. Der Zugang zum Thema wird auf der Ebene von amerikanischen Texten gefunden, die aufgrund ihrer Natur als Produkte der amerikanischen Kultur ihrerseits dieses Wertesystem reflektieren. Insbesondere werden die amerikanischen Gründungsdokumente (mit Hauptaugenmerk auf die Unabhängigkeitserklärung) und die Fernsehserie Lost untersucht: Erstere nicht nur in ihrer Funktion als grundlegende Regelwerke, auf welchen die amerikanische Nation erbaut ist, sondern auch aufgrund ihres Inhalts, der selbst als starke individualistische Stellungnahme zu sehen ist. Lost wird gegenüber diesen den Individualismus fördernden Texten als Produkt der so hervorgebrachten individualistischen Kultur gesehen; als mehrere Staffeln umspannende Fernsehserie bietet sie genügend Material, um verschiedenste Aspekte der Anwendung des dieser Einstellung entsprechenden Handelns aufzuzeigen. Zur Themenfindung bedient sich die Arbeit der Technik des Close Reading, wobei eine Szene aus Lost auf verschiedene Ausdrucksweisen des Individualismus untersucht wird. Innerhalb der Serie sticht der Charakter John Locke als starker Vertreter dieser Weltanschauung heraus; sein Handeln und sein Glaube liefert die Vorlage für große Teile der Arbeit. Die Geschichte von Lost an sich zeigt starke Parallelen mit der Besiedlung Amerikas. Als Vorgänger des amerikanischen Individualismus wird der britische Humanismus des 17. Jahrhunderts untersucht, insbesondere die Theorien von Thomas Hobbes und John Locke (dessen Name für die Figur in Lost direkt übernommen wurde, ein Zeugnis für seine Bedeutungshaftigkeit für die Serie wie auch die Kultur, die sie produzierte), die sich mit der Rolle des Individuums in der Gesellschaft befassen und damit den Gründern der Vereinigten Staaten wichtige Impulse zu dessen Stellung im Verhältnis zu Staat und Regierung gaben. Die Arbeit behandelt die Bedeutung von Mythen für die Entwicklung der amerikanischen Geschichte und Identität: Da in einer individualistisch eingestellten Gesellschaft das Setzen persönlicher Werte große Wichtigkeit besitzt, kann deren Lehre nur schwer durch Erklärung und Lehre übermittelt werden. Daher ist es eine beliebte Technik, Wertvorstellungen und die Folgen des danach gerichteten Handelns anhand von Charakteren in Geschichten aufzuzeigen, so dass der Leser seine eigenen Schlüsse ziehen kann. Dies führt zu einer ‚mythologisierten‘ Sichtweise auf die Geschichte des Landes sowie zum Vorhandensein einer Vielzahl von Texten, die sich mit individualistisch eingestellten Charakteren befassen; Lost selbst ist ein gutes Beispiel davon. Auf diese Art hat sich die Zeit von der Besiedlung Amerikas durch die Puritaner bis zur Gründung der Vereinigten Staaten mit der Zeit zu der Erzählung einer Kette von Ereignissen gewandelt, deren Abfolge die Entstehung und Verbreitung des Individualismus in der Gesellschaft bedingt; durch die ständige Wiederholung dieses Mythos wird er selbst gestärkt, so dass seine Stellung als ‚Wahrheit‘ als unangefochtene Tatsache im Raum steht. Mit der Erkenntnis der Bedeutung von Mythen in der amerikanischen Kultur wird in der Arbeit die erzählerische Konstruktion des amerikanischen Westens genauer untersucht. Hier bildete sich eine Mythe, welche die Siedler als heroische Boten der Zivilisation den Stereotyp der ‚wilden Indianer‘ gegenüberstellte. Dieser Erzählstrang geriet in den letzten Jahrzehnten zugunsten einer ausgeglichenen, alle Seiten gerecht behandelnden Sichtweise ins Hintertreffen, ist jedoch immer noch unterschwellig vorhanden. Lost untergräbt die so geschaffenen Erwartungen dadurch, dass die entsprechende Gruppe in dieser Geschichte erst dem Stereotyp entsprechend dargestellt wird, sich dies allerdings später als bewusst erzeugte Täuschung herausstellt. Weitere in dieser Diplomarbeit angesprochene Themen beinhalten die in der amerikanischen Gesellschaft praktizierte Politik, Wirtschaft und Religion, in welchen sich der Individualismus, der das gesellschaftliche Leben durchdringt, widerspiegelt. Dies wird anhand von Charakterentwicklungen und Szenen aus Lost illustriert. Der bis zum heutigen Tage bestehende – und in weiten Teilen seit der Gründung der Nation unveränderte – Kern des Glaubens an die innewohnende Macht des Individuums wird herausgehoben. Abschließend wird die Art und Weise, auf welche die Geschichte von Lost erzählt wird, genauer Untersucht. Das Argument wird erbracht, dass die Erzählart selbst individualistische Werte vermittelt, da beim Verfolgen der Fernsehserie größere Aufmerksamkeit und Recherche, die über die Sendezeit hinausgeht, belohnt wird. Auf diese Art schafft Lost eine Mentalität innerhalb der Seherschaft, die einem individualistischen Wertesystem ähnelt. Aus der Arbeit wird ersichtlich, dass der amerikanische Individualismus nicht nur gesellschaftliche Werte beeinflusst, sondern auch, wie diese vermittelt werden. Die Bedeutung von Mythen sowie ihre Fähigkeit, zu zeigen, ohne zu drängen, machen diese Erzählform zu einer wichtigen Lehrmethode und erklärt, warum die Mythifizierung der amerikanischen Geschichte und die wiederholte Behandlung des Themas in der Literatur von Bedeutung für die intellektuelle Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft sind.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Individualismus Amerika Lost
Autor*innen
Lukas Michael Chatzioannidis
Haupttitel (Englisch)
"Every Man for Himself"
Hauptuntertitel (Englisch)
individualism as a cornerstone of American culture, as represented in "Lost"
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
102 S. : Ill.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Stefan Brandt
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.01 Geschichte der Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur
AC Nummer
AC10700822
Utheses ID
22244
Studienkennzahl
UA | 343 | | |
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