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Der Einfluss kognitiver Faktoren und des Geschlechts bei der Bearbeitung mathematischer Textaufgaben
Anna Kliment
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Marco Jirasko
DOI
10.25365/thesis.25085
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30501.09723.343962-3
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Im Rahmen des Mathematikunterrichts nehmen Textaufgaben einen ganz speziellen Bereich ein, vor allem aufgrund ihres hohen Schwierigkeitsgrads im Vergleich zu anderen mathematischen Gebieten. Viele Faktoren, sowohl kognitive als auch metakognitive, spielen eine Rolle, wenn es um die korrekte Bearbeitung mathematischer Textbeispiele geht. Als bedeutsam zeigten sich neben dem mathematischen Selbstkonzept bislang das Text- und Leseverständnis, die Bildung von mentalen Lösungsschemata, die Fähigkeit zur Strukturierung bzw. Kategorisierung von Aufgabentypen, die Auswahl der richtigen Rechenoperationen und natürlich rechnerische Fertigkeiten. Fehler werden oft gemacht, da sich Schüler rezeptartige Lösungswege zurechtlegen oder nur Schlüsselwörter zur Lösung heranziehen, ohne die wesentliche Struktur der Aufgabe zu erkennen und zu verstehen. Um einen Beitrag zur Erklärung unterschiedlicher Leistungen im Umgang mit Textaufgaben zu liefern, werden diese sowie weitere kognitive Variablen, aber auch der Einfluss des Geschlechts sowie des mathematischen Selbstkonzepts näher beleuchtet.
Die Stichprobe setzte sich aus insgesamt 153 Wiener Schülern (91 Mädchen) der 2. Klasse Gymnasium zusammen. Neben demographischen Angaben wurden die Rechenkompetenz, das Leseverständnis (Lese-Verständnis-Test), das mathematische Fähigkeitsselbstkonzept (SESSKO_M) und die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken (Untertest Matrizen aus dem CFT 20-R) erhoben. Zur Erfassung der Leistung im Textaufgabenlösen kamen zum einen „klassische“ Textbeispiele, wie aus dem Mathematikunterricht bekannt, zum anderen „erweiterte“ Textaufgaben (angelehnt an Lucangeli et al., 1998) als zentrale Untersuchungsinstrumente zum Einsatz. Letztere beinhalteten zusätzliche Bearbeitungsschritte zur Erfassung wesentlicher kognitiver und metakognitiver Komponenten im Lösungsprozess mathematischer Textaufgaben.
Es zeigte sich, dass das Bearbeiten von Textaufgaben einen komplexen Prozess darstellt, der mit dem Lese- bzw. Textverständnis der Aufgabenstellung beginnt, danach allerdings noch weitere Schritte erfordert: Die Fähigkeiten zur Problemrepräsentation (also zur Konstruktion eines mentalen Modells), zur
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Lösungsplanung (korrektes Verfolgen eines Lösungsablaufes), zur Ergebnis-abschätzung sowie zur Problemkategorisierung (Erkennen der Problemstruktur), aber auch das Unterscheidungsvermögen zwischen lösungsrelevanten und -irrelevanten Textinformationen sowie die Reasoning-Fähigkeit wiesen signifikante Zusammenhänge mit dem Lösungserfolg mathematischer Textaufgaben auf. Ferner ergab sich zwar bei den „klassischen“ Textbeispielen eine signifikante Korrelation der Rechenkompetenz mit dem Lösungserfolg, nicht aber bei den „erweiterten“ Textaufgaben. Weiters wurden keine bedeutsamen Geschlechts-unterschiede evident: Buben und Mädchen unterschieden sich weder hinsichtlich des allgemeinen Lösungserfolgs bei Textaufgaben, noch in Bezug auf die kognitiven Komponenten. Nur im Leseverständnis schnitten die Mädchen besser ab als die Burschen. Beide Geschlechter stützten sich etwa gleich häufig auf irrelevante Informationen und auch betreffend das Beherrschen arithmetischer Operationen wurde kein bedeutender Unterschied gefunden. In Hinblick auf das akademische Selbstkonzept wurde evident, dass Schüler, die ihre mathematischen Fähigkeiten als gut einschätzten, bessere Leistungen beim Bearbeiten von Textaufgaben erzielten als jene, die ein eher geringes mathematisches Fähigkeitskonzept aufwiesen. Buben verfügten über ein höheres mathematisches Fähigkeitsselbstbild als Mädchen.
Zusammengefasst stellte sich neben der Rechenkompetenz und dem Text- bzw. Leseverständnis eine Reihe an weiteren Variablen bei der Bearbeitung mathematischer Textaufgaben als wichtig heraus: Problemrepräsentation, Lösungsplanung, Ergebnisabschätzung, Problemkategorisierung und schluss-folgerndes Denken, aber auch das mathematische Fähigkeitsselbstbild dürften – wie schon in anderen Studien dargelegt – eine bedeutende Rolle spielen. Das Geschlecht der Schüler zeigte jedoch keinerlei Einfluss.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
mathematische Textaufgaben kognitive Bearbeitungsfaktoren Geschlechtsunterschiede Fähigkeitsselbstkonzept und Textbeispiele mathematische Fähigkeiten und Geschlecht Schwierigkeiten im Umgang mit Textaufgaben
Autor*innen
Anna Kliment
Haupttitel (Deutsch)
Der Einfluss kognitiver Faktoren und des Geschlechts bei der Bearbeitung mathematischer Textaufgaben
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
142 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Marco Jirasko
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.56 Jugendpsychologie ,
77 Psychologie > 77.59 Entwicklungspsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC10773558
Utheses ID
22417
Studienkennzahl
UA | 298 | | |