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Leben und Bedeutung Kaiser Ferdinands I. von Österreich in der Historiographie
Julian Gregor Auer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Thomas Winkelbauer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.25569
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29752.02558.863165-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Leben und Bedeutung Kaiser Ferdinands I. von Österreich in der Historiographie: Kaiser Ferdinand I. von Österreich regierte zwischen den namhafteren Monarchen Kaiser Franz II./I. und Kaiser Franz Joseph I. Die Tatsache, dass es kaum Biographien Ferdinands gibt, zeugt von der geringen Bedeutung des Herrschers in der wissenschaftlichen Literatur. Als Kaiser von Österreich regierte er ab 1835 bis zu seiner Abdankung im Revolutionsjahr 1848. Nur selten wird Ferdinand ein eigenständiges Handeln zuerkannt. Dem kränklichen Habsburger werden zwar wohltätige und gütige Charakterzüge attestiert, diese stehen jedoch zumeist in einem eklatanten Gegensatz zu den zahlreichen negativen Eigenschaften, die der „gütige Kaiser“ besessen haben soll. Nicht zuletzt aufgrund seiner Epilepsie wird Ferdinand häufig als unbedeutend empfunden, weshalb nur selten Versuche unternommen wurden, sich eingehender mit seinem Leben zu befassen. Doch war er wirklich so unfähig, wie man ihn im 20. und 21. Jahrhundert gerne hingestellt hat? Immerhin sprach Ferdinand mehrere Sprachen und interessierte sich für verschiedene Wissensgebiete. Zudem verwaltete er nach seiner Abdankung die erhaltenen Güter in Böhmen äußerst geschickt, weshalb er zum reichsten Habsburger des 19. Jahrhunderts avancierte. Wie passen diese Faktoren mit dem Bild eines unbedeutenden, behinderten Herrschers zusammen? Das vorrangige Ziel dieser Arbeit war es, sich mit Ferdinands Leben und seiner Bedeutung in der deutschsprachigen Geschichtsschreibung auseinanderzusetzen. Dabei sollten in erster Linie Widersprüchlichkeiten in der Biographie des Regenten aufgezeigt werden. Wann, wo und warum weichen Vorstellungen in der historiographischen Literatur voneinander ab? Die Arbeit soll Zäsuren im Leben des Regenten aufzeigen, über die sich die Geschichtsschreibung offenbar bis heute uneinig ist. Auch Gemeinsamkeiten in der Literatur wurden berücksichtigt, weil sie all jene Bereiche aufzeigen, über die weitgehender Konsens herrscht. Diese Arbeit gliedert sich in sieben Hauptkapitel. Jeder Abschnitt beschäftigt sich mit mehreren Aspekten aus dem Leben Ferdinands, die in der Historiographie unterschiedlich bewertet werden. Mithilfe einer textanalytischen Vorgehensweise sollte herausgefunden werden, welcher Mittel sich die Autoren bedienten, um Ferdinand in ein gewisses Licht zu rücken. Dabei wurde der Versuch unternommen, etwaige Schlagworte für den Herrscher ausfindig zu machen. Zudem wurde auf Urteile, Aussagen, Zitate und Kosenamen geachtet, die für den Regenten benutzt wurden. Wichtige Faktoren wie Literaturgattung, graphische und inhaltliche Gestaltung des Textes und insbesondere rhetorische Mittel wurden bei der Analyse miteinbezogen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist jener der zeitlichen Zäsuren. Sind veränderte Betrachtungsweisen im Verlauf der Historiographie nachweisbar? Ab wann lassen sich Veränderungen in der Darstellung des Habsburgers erkennen und wer war dafür verantwortlich? Ein wichtiger Teil dieser Arbeit befindet sich im Anhang. Dort sind die bedeutendsten Werke ausgewiesen, die für die Bearbeitung des Themas eine Rolle spielten. Neben Informationen über den Autor, erhält der Leser auch einen Eindruck von der Charakteristik des jeweiligen Werks. Diese Arbeit kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Die Literatur zur Geschichte Österreichs, zu den Habsburgern im Speziellen oder auch zu verwandten Themen ist sehr umfangreich, weshalb eine gewisse Auswahl getroffen werden musste. Aufgrund von Sprachbarrieren und des beschränkten zur Verfügung stehenden Raums ist der Fokus der Betrachtung auf deutschsprachige Werke gelegt worden. Auch populärwissenschaftliche Beiträge stellen einen Bestandteil dieser Arbeit dar. Generell wurde der Versuch unternommen, Werke aus jeder Epoche bzw. jeder wissenschaftlichen „Ecke“ mit einzubeziehen, um eine möglichst facettenreiche Darstellung zu gewährleisten. Bezüglich der Literaturgattungen wurden vorwiegend Monographien, Handbücher, Sammelbände, mehrbändige Werke, aber auch Lexikonbeiträge konsultiert. Es ist nicht das Ziel, die Person Ferdinands I. von Österreich durch diese Arbeit in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Dazu bedarf es einer ausführlichen Beschäftigung mit Archivquellen, was den Rahmen dieser Diplomarbeit gesprengt hätte. Die Beschäftigung mit dem Thema bestätigte, dass der Habsburger in der Historiographie sehr widersprüchlich behandelt wird. Es ist bemerkenswert, wie viele verschiedene Versionen über bestimmte Handlungen nebeneinander existieren. Ferdinand wird vorwiegend negativ dargestellt. Diese Haltung wird häufig mit Aussagen von Ferdinands Zeitgenossen, mit Kosenamen und/oder mit negativen Adjektiven untermauert. Während man in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts noch kaum abfällige Bemerkungen über Ferdinand findet, war das 20. Jahrhundert hingegen prägend für seine unbedeutende Stellung in der Historiographie. Insbesondere im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Betrachtungsweise des Habsburgers grundlegend. Dies mag mit den Eigenheiten und dem veränderten Denken der Menschen zu dieser Zeit zusammenhängen. Ferdinand war nicht der unfähige Mensch, als der er gerne hingestellt wird. Seine Talente und Fähigkeiten ließen sich lediglich nicht mit der Aufgabe des Regierens verbinden. Die Literatur bewertet ihn jedoch häufig nur nach seinen Leistungen als Regent. Über seine gütigen und wohltätigen Charakterzüge ist man sich weitgehend einig. Ferdinand bedarf einer aktuellen objektiven Betrachtung durch die Wissenschaft, einer Betrachtung, die nicht nur seine Regierungszeit berücksichtigt, sondern die Person Ferdinand als Ganzes thematisiert.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Kaiser Ferdinand I. von Österreich
Autor*innen
Julian Gregor Auer
Haupttitel (Deutsch)
Leben und Bedeutung Kaiser Ferdinands I. von Österreich in der Historiographie
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
119 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Winkelbauer
Klassifikation
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC10770432
Utheses ID
22824
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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