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Modernisierungsmaßnahmen im Osmanischen Reich unter Abdülhamid II.
Ayse Topal
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Markus Köhbach
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DOI
10.25365/thesis.25572
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30338.35922.111169-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der geschichtliche und kulturelle Hintergrund der Modernisierungsmaßnahmen in der Regierungszeit Abdülhamids II. basierte auf den seit dem Sultan Mahmud II. vorgenommenen, westeuropäischen Modernisierungsaktivitäten. In der osmanischen Geschichte gilt die erste Hälfte des 19. Jahrhundert als die problematischste Periode des Osmanischen Reiches. Die Sultane, welche in dieser Periode den Thron bestiegen, starteten die Modernisierung und diese entwickelte sich mit Tanzimat Fermanı im Jahre 1839 zur unverzichtbaren offiziellen Politik des Osmanischen Reiches. Abdülhamid II. setzte diese Politik und Tradition weiter fort. Er versuchte mit seinen Aktivitäten das Reich im institutionellen und im sozialen Bereich zu verändern und zu verwandeln. Sultan Abdülhamid II. hatte die Meinung, dass er auf diese Weise die Lebensdauer des Osmanischen Reiches verlängern könnte. Auf diese Art erzielte er im institutionellen Sinne eine zentrale Struktur. Die Maßnahmen im Bereich von Verwaltung, Bildung, Transport, Kommunikation und Medien, die in die Praxis umgesetzt wurden, zeigten die Absicht des Sultan Abdülhamids II., die ganze osmanische Geografie als ein Ganzes zusammenzuhalten. Ein anderes Ergebnis, das durch diese Aktivitäten erzielt werden sollte, war es, das traditionelle, multikulturelle osmanische Volk, das ihre Gewohnheiten aus den religiösen Quellen nahmen, in ein modernes, osmanisches Volk umzuwandeln. Aus verschiedenen Ethnien stammende Bevölkerung, die aus Muslimen und Nichtmuslimen bestand, sollte unter diesem Aspekt, als „die Osmanischen Staatsbürger“ gesammelt werden. Mit dem Osmanisch-Russischen Krieg im Jahr 1877–1878 veränderte sich jedoch diese Situation, da das Osmanische Reich auf dem Balkan sehr viel an Land und Bevölkerung verlor. Diese Idee ein homogenes Osmanisches Volk zu erzielen wurde dadurch schwierig. In der Herrschaftsperiode Abdülhamids II. ist einerseits die Kontinuität und andererseits die Veränderung im gesellschaftlichen Leben offensichtlich. Der Sultan strebte vor allem die Verbesserung der Kommunikation und des Transportes im Osmanischen Reich an. Die Verlegung von Eisenbahnschienen in der Länge von 1.780 km im Jahr 1888, wurde bis 1907 auf 5.883 km verdreifacht. Das Einkommen aus dem Bahnbetrieb wurde verzehnfacht. Ein ähnlicher Fortschritt wurde im Straßenverkehr erziehlt. Obwohl es im Jahr 1858 insgesamt 6.500 km Straßen gaben, erhöhte sich diese Zahl bis Jahr 1895 auf 14.395 km und bis 1904 auf 23.675 km. 1882 betrugen die Telegrafenlinien 23.380 km und wurde bis zum Jahr 1904 auf 49.716 km ausgebaut. Im selben Jahren wurde die Zahl der Telegrafen von eine Million auf drei Millionen und im Jahr 1888 die Zahl der getragenen Briefe von 11,5 Millionen auf 24,3 Millionen erhöht. So wurde im Reich sowohl der Transport als auch das Kommunikationsnetz unvergleichbar zu den früheren Perioden expandiert. In dieser Periode sind auch Veränderungen in der Erscheinung der Städte und des Lebens in den Städten ersichtlich. Zum Beispiel wurden in Großstädten wie Istanbul, Izmir, Edirne und Thessaloniki die Straßen und Gehsteige mit Steinen verlegt und mit Öllampen beleuchtet. Man legte auf die Reinheit der Städte großen Wert. Außerdem fanden als öffentliche Verkehrsmittel die Straßenbahnen ihre Verwendung. In den Großstädten konnte man alle möglichen, luxuriöse Waren aus aller Herren Länder finden. Man kann sagen, dass sich in dieser Periode die Entwicklung der Hafenstädte ereignete. Es ist auffällig, dass der Sultan nach dem Verständnis des neuen Städtekonzeptes, wie Sultan Abdülaziz an den nötigen Stellen Uhrtürme bauen ließ. Während der Regierungszeit Abdülhamids II. hatte die Gesellschaft die Neigung Elemente der materiellen Kultur aus dem Westen sehr rasch anzunehmen, wobei die Mentalität noch gleich blieb. Denn eine Veränderung der sozialen Struktur konnte nur Schritt für Schritt erfolgen. Das Volk wollte ihre Traditionen behüten und zudem führten neue Einflüsse zu unvorhergesehenen Problemen. Mit anderen Worten konnte sogar ein starker Sultan bei einer mehrdimensionalen, gesellschaftlichen Struktur nicht erfolgreich sein. Das einfache Beispiel dazu ist es, dass trotz aller Kontrollen eine oppositionelle, politische Meinung entstand, die bis zur Entthronung des Sultans führte. Nach Karpat stellt die Periode Abdülhamids II. ironischer weise den Höhepunkt der osmanischen Modernisierung dar. Der Zweck dieses Prozesses war ohne Zweifel keine Verwestlichung. Zur damaligen Zeit blieb diese Entwicklung noch unbenannt. Wir können es mit der heutigen Terminologie als eine „außerwestliche Modernisierung“ benennen. Jedoch die aufeinander folgenden Umgebungsbedingungen, – die Kriege, die Migrationen, der Widerstand gegen eine Mentalitätswandlung, neues Urteilsverständnis bei den muslimischen und nicht muslimischen Nationen – verursachten die Beendigung einer Periode, die zu raschen, brillanten Ergebnissen führen sollte, mit einer großen Niederlage. Mit der Entthronung Abdülhamids II. verschwand die politische Stabilität und das Reich war wieder an großen Kriegen beteiligt und die geplanten Modernisierungsversuche sind gescheitert. Es ist unmöglich, dass die moderne Türkei von den Bemühungen Abdülhamids II., das Reich in einen blühenden Zustand zu bringen unbeeinflusst blieb. Da jedoch die Modernisierung der heutigen Türkei nach ihrer Natur und Art neue Richtlinien festsetzte, ist es nicht einfach die Modernisierung der Türkischen Republik als eine Fortsetzung der osmanischen Modernisierung zu betrachten. Wir können sagen, dass die Vervollständigungschance dieser Modernisierungsbemühung, die mit Abdülhamid II. den Gipfel erreichte, nicht mehr besteht.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Modernisierungsmaßnahmen im Osmanischen Reich unter Abdülhamid II. Abdülhamid Abdulhamid Abdülhamit Abdulhamit Modernisierung im Osmanischen Reich
Autor*innen
Ayse Topal
Haupttitel (Deutsch)
Modernisierungsmaßnahmen im Osmanischen Reich unter Abdülhamid II.
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
108 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Markus Köhbach
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC10720477
Utheses ID
22827
Studienkennzahl
UA | 386 | | |
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