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Die Komik der Beiläufigkeit
zur Verwendung von Komik und Humor bei Wilhelm Genazino
Philipp Petersen
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Michael Rohrwasser
DOI
10.25365/thesis.25659
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30244.94206.910353-5
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Phänomene Komik und Humor im Werk des deutschen Schriftstellers Wilhelm Genazino. Zunächst erörtert sie allgemein die Begrifflichkeiten von Komik Humor, Witz und Ironie und stellt diese dann Genazinos eigener Theorie des Komischen gegenüber. Genazino definiert die Termini für sich neu, da er die Komik ins Innere des Subjekts rückt und strikt vom Humor und dem Witz als durch Außenwahrnehmung gekennzeichnete Phänomene abtrennt.
Kern seiner Thesen ist die „komische Empfindung“, die das Subjekt durch den Abgleich von Objekten mit seiner inneren Subjekterfahrung herstellt und die ihm als Mittel zur Selbstbelustigung und dadurch als Chance zur Individuation in einer von Fremdheit geprägten Welt dient.
Die Figuren Genazinos sind dabei am Leben gescheiterte Charaktere, die sich aufgrund dessen in einer ständigen melancholischen Grundstimmung befinden. Sie sind einem andauernden Beobachtungs- und Reflexionszwang ausgesetzt, der sie von ihren Grundproblematiken ablenkt und zugleich wieder dorthin zurückführt. Die sich im Abgleich von Ich und Welt ergebenden Normenkollisionen, die die Gefühle von Distanz und Fremdheit bewirken werden durch die komische Empfindung zeitweise aufgelöst und das Subjekt findet sich momentweise im Einklang mit sich und der Welt.
Grundsätzlich sind die Ich-Erzählfiguren als individuelle Subjekte gespalten in der Ambivalenz von Fremdheit und Vertrautheit, Differenz und Gleichheit, Distanz und Nähe, sowie Nichtverstehen und Auflösung des Nichtverstehens durch Komik.
Als moderne Subjekte sind die Erzählfiguren dabei immer auch Beobachter ihrer eigenen Beobachtungen und ihres eigenen Scheiterns und als solche innerlich zerrissen, immer am Sprung zur Verrücktheit, und die komische Empfindung hilft ihnen dabei als „Welterträglichkeitsinstrument“ die inneren und äußeren Widersprüche temporär aufzulösen. Dadurch bleiben auch die Texte Genazinos immer in der Schwebe, wodurch sie trotz ihrer schwerwiegenden Thematik, dem immerwährenden Kampf des Subjektes um Individuation, nicht zuletzt auch aufgrund der einfachen und präzisen Sprache, in ihrer Wirkung die Beiläufigkeit des Erzählten behalten.
Obwohl die jeweiligen Handlungen voneinander verschieden sind, könnte man bei Genazinos Romanen von der immer wieder erzählten einen Geschichte des sich äußeren und inneren Widrigkeiten entgegenstellenden, gespaltenen Subjekts sprechen, das mit Hilfe der Komik seinem Scheitern begegnet und im andauernden Abgleich zwischen Außen- und Innenwelt zu sich selbst zu finden versucht.
Beim Leser bewirken die (selbst-)reflexiven Beobachtungen der Erzähler ebenfalls einen Nachdenkprozess, der durch die Komik insofern eine Auflösung erfährt, als sie eine Möglichkeit zu Leben aufzeigt. Das Wechselspiel zwischen Individualität und gesellschaftlicher Identifikation ist einer der Kämpfe, den das Subjekt in der heutigen zeit auszutragen hat, und die innere Komik ist eine Möglichkeit in dieser Auseinandersetzung nicht als Verlierer auszusteigen. Die komische Empfindung dient der Überwindung der „Gesamtmerkwürdigkeiten“ des Lebens und sie ermöglicht Anpassung dort wo es möglich ist und Distanz, also sich nicht selbst zu verbiegen, dort wo es nötig ist seine eigene Individualität in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normvorstellungen zu verteidigen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Komik Humor Genazino
Autor*innen
Philipp Petersen
Haupttitel (Deutsch)
Die Komik der Beiläufigkeit
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Verwendung von Komik und Humor bei Wilhelm Genazino
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
119 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Rohrwasser
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.97 Texte eines einzelnen Autors
AC Nummer
AC10716487
Utheses ID
22910
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
