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"Der weiße Dampfer" als Vermittler des kulturellen Gedächtnisses
Özlem Yarin
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Vladimir Biti
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.25684
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29419.74491.274453-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt den Weißen Dampfer unter dem Gesichtspunkt seiner kulturellen Vermittlerrolle zu betrachten. Hierbei ist die Beziehung des Weißen Dampfers zu dem kirgisischen Heldenepos Manas von bedeutender Rolle. Diese Behauptung rührt nicht von ungefähr, da Literaturwissenschaftlerinnen wie Mirza-Achmedova, N. Kolesnikoff sowie E. Haber bereits in ihren Arbeiten auf einen solchen Kontext hingewiesen haben. Worin sich jedoch die vorliegende Arbeit von ihren Vorgängern unterscheidet, ist ein wesentliches Merkmal der Erzählstruktur, dem bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Damit ist die palimpsestische Natur des Epos Manas im Bezug auf die Gestaltung der Hauptfiguren im Weißen Dampfer gemeint. Manas dient dem Weißen Dampfer durchaus als Vorlage. Die Eigenschaften, die einen guten und bösen Helden ausmachen, gleichen jenen, die im Manas beschrieben werden. Diese Beobachtungen betreffen jedoch noch lange nicht die Erzählstruktur des Weißen Dampfers. Was jedoch auf die Struktur der Erzählung Ajtmatovs eingreift, ist die Tatsache, dass trotz der Übereinstimmung der Eigenschaften der guten und bösen Helden, die guten Helden im Weißen Dampfer als die Verlierer ausgehen, während die bösen Helden die Sieger bleiben. Der Erzähler des Weißen Dampfers übt hiermit sowohl Kritik an der sozialistisch sowjetischen Realität als auch an der kirgisischen Bevölkerung, die sehr leichtfertig dazu bereit ist, von seinem kulturellen Erbe, den ethischen Werten, um die es eigentlich im Manas geht, abzusehen, um der modernen Lebensweise nachzueifern. Dass es sich eigentlich um die Sage des Manas handelt, auf die angespielt wird, lässt sich gut durch die Verwendung des Myhtos von der gehörnten Hirschkuh verbergen. Auf der Fabula-Ebene wirkt es so, als sei der Junge im Weißen Dampfer daran zu Grunde gegangen, dass man ihm den Glauben an diesen Mythos genommen hat, wohingegen im Hintergrund mit einer Zeit und dem Wertewandel der Gesellschaft abgerechnet wird. Die Enttäuschungen des Jungen über seine Eltern und seinen Großvater sind sehr dramatisch erzählt und blenden den nüchternen Ton über den Verfall jener Werte aus, die sich nach einer nicht mehr vorhandenen Zeit sehnt. Um die Struktur des Weißen Dampfers aufdecken zu können, muss zunächst der Epos Manas vorgestellt werden. Die Übereinstimmungen und Abweichungen in der Fabula-Ebene sollen in dieser Hinsicht den ersten Schritt darstellen. Desweiteren geht es darum mit Hilfe von Lévy-Bruhl und Sigmund Freud dem Mythischen im Weißen Dampfer auf die Spuren zu kommen und die eigentliche Funktion des Mythos von der gehörnten Hirschkuh aufzuklären. Unter Zuhilfenahme von J. J. Whites Theorie zur modernen mythischen Erzählung soll erörtert werden, zu welcher Sparte der von ihm beschriebenen Strukturen der Weiße Dampfer dazu gehört. Als nächstes soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern der Weiße Dampfer epische Elemente trägt und worin sich überhaupt das Epos von einem Roman unterscheidet. Dabei wird ein Exkurs in die Literaturkritik betrieben, und die Behauptung Bachtins, dass der Roman aufgrund seiner polyphonen Eigenschaft demokratisch ist, widerlegt. Danach geht es darum zu untersuchen, ob Ajtamov und der Weiße Dampfer zum magischen Realismus dazu gezählt werden können. Zuletzt wird der Begriff der „kleinen Literatur“ unter dem Gesichtspunkt der Zweisprachigkeit Ajtmatovs besprochen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Ajtmatov Kirgisische Literatur Manas Der weiße Dampfer
Autor*innen
Özlem Yarin
Haupttitel (Deutsch)
"Der weiße Dampfer" als Vermittler des kulturellen Gedächtnisses
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
110 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Vladimir Biti
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen
AC Nummer
AC10719969
Utheses ID
22934
Studienkennzahl
UA | 243 | 361 | |
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