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Flucht, Evakuierung und Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Kroatien nach dem Zweiten Weltkrieg
Snjezana Ivkic
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Alojz Ivanisevic
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.25802
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30360.08319.209465-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Auf dem Gebiet des früheren Jugoslawiens gab es bis zum Zweiten Weltkrieg eine bedeutende deutsche Minderheit, die sogenannten Donauschwaben. Deren Zusammengehörigkeitsgefühl war bis zum Ersten Weltkrieg nur schwach ausgeprägt, es verstärkte sich aber durch den zunehmenden Einfluss Deutschlands in der Zwischenkriegszeit. Als 1941 der „Unabhängige Staat Kroatien“ entstand, erhielten die Deutschen dort weitreichende Autonomien für ihre Volksgruppe. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges zogen die Donauschwaben durch ihre Unterstützung Nazi-Deutschlands den Hass der Partisanen, welche unter Tito gegen die deutsche Besatzungsmacht kämpften, auf sich. Aufgrund häufiger Partisanenüberfälle auf Deutsche kam es bereits im Sommer 1941 zur Umsiedlung von Bosniendeutschen in das Gebiet Syrmien. Die erste große Evakuierungsaktion betraf im September 1942 18.360 Personen aus deutschen Siedlungen südlich der Save. Zwischen Dezember 1943 und November 1944 kam es zu zahlreichen weiteren Evakuierungen, wobei die frühen Evakuierungen noch innerhalb des Landes stattfanden und spätere Evakuierungen bereits ins „Reichsgebiet“, hauptsächlich nach Österreich und Deutschland, erfolgten. In dieser Phase liefen Fluchtbewegungen und Evakuierungen parallel ab. Insgesamt konnten aus dem gesamten „Unabhängigen Staat Kroatien“ bis Ende Oktober 1944 etwa 90.000 Kroatiendeutsche evakuiert werden bzw. fliehen. Insgesamt blieben etwa 19.100 Donauschwaben im Gebiet Kroatiens zurück. Ab Oktober 1944 kam es zum Einmarsch der Roten Armee und damit zur Machtergreifung der Kommunisten in Jugoslawien. Währenddessen fanden zahlreiche Racheaktionen an der deutschen, ebenso wie an der ungarischen und kroatischen Zivilbevölkerung statt. Unmittelbar nach diesen Gräueltaten veranlasste die kommunistische Parteiführung die Errichtung der ersten Lager für die deutsche Bevölkerung sowie die kollektive Enteignung der Jugoslawiendeutschen und die Konfiskation des gesamten Vermögens und Landbesitzes der deutschen Minderheit. Da die kommunistische Führung nach dem Kriegsende keine Möglichkeit hatte, die Donauschwaben ins Ausland abzuschieben, wurden sie in Lagern interniert und ihre Arbeitskraft durch Zwangsarbeit ausgebeutet. Die jugoslawische Regierung stellte mehrere Ansuchen an die Alliierten, die restlichen Donauschwaben in einer Kollektivausweisung nach Deutschland transferieren zu dürfen, was jedoch vorerst nicht gelang. Neben den Arbeits- und den zentralen Zivillagern, in denen die arbeitsfähigen Personen interniert waren, gab es auch Lager mit Sonderstatus, in denen die Alten, Kranken, Kinder aller Altersstufen sowie Mütter mit Kindern unter zwei Jahren eingesperrt waren. Die Zustände in all diesen Lagern waren ähnlich katastrophal. Schwere Arbeit, unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln, fehlende medizinische Versorgung sowie kaum vorhandene sanitäre Einrichtungen und Unterbringung in zu kleinen, unbeheizten Quartieren führten zu einer hohen Sterblichkeit unter den Insassen. Die Haupttodesursachen waren Ruhr- und Typhusepidemien, Unterernährung, Kälte, aber auch Misshandlungen und Erschießungen durch das Wachpersonal. Erst im Laufe des Jahres 1946 besserte sich die Situation in den Lagern, als man durch DDT-Pulver die Krankheitsepidemien in den Griff bekam und die Insassen auch Hilfspakete, vor allem aus den USA, erhalten durften. Außerdem gelang immer mehr Insassen die Flucht aus den Lagern, was ab Ende 1946 auch unter Mitwirkung der Lagerleitungen stattfand, da diese sich dadurch finanzielle Vorteile verschafften. Nachdem sich diese Vorgehensweise im Jahr 1947 noch verstärkte, konnten insgesamt etwa 30.000 Jugoslawiendeutsche aus den Lagern entkommen und sich ins Ausland absetzen. Zu Beginn des Jahres 1948 kam es zur allgemeinen Auflösung der Lager in Jugoslawien und die ehemaligen Insassen wurden zu einem sogenannten „Vertraglichen Arbeitsverhältnis“ zwangsverpflichtet. Sie bekamen eine Arbeitsstelle zugewiesen an der sie drei Jahre arbeiten mussten und erhielten nur einen Teil ihres Lohnes ausbezahlt. Erst nach Ablauf dieser drei Jahre waren sie freie Bürger, die auch die jugoslawische Staatsbürgerschaft besaßen. Der Großteil der Donauschwaben wollte Jugoslawien verlassen, was aber vorerst von der jugoslawischen Regierung nicht gestattet wurde. Ab 1950 konnten schließlich mit Hilfe von Deutschland, Österreich und dem Roten Kreuz die ersten Ausreisewilligen im Zuge von Familienzusammenführung ausreisen. In den darauffolgenden Jahren wurde die Ausreise zusehends erleichtert und nach Bezahlung einer hohen Gebühr die Entlassung aus der jugoslawischen Staatsbürgerschaft ermöglicht. Die meisten Donauschwaben kamen nach Deutschland und Österreich, wo die Situation für die häufig mittellosen Flüchtlinge ebenfalls sehr schwierig blieb. Oft verblieben sie noch jahrelang in Notunterkünften, bis sich ihre Lage sukzessiv verbesserte. Die Volkszählung von 1931 wies für Kroatien, inklusive dem Gebiet Syrmiens, etwa 132.000 deutsche Einwohner aus. Knapp 20.000 Deutsche befanden sich im Oktober 1944 noch in dieser Region und 14.755 wurden schließlich in Lagern interniert. Insgesamt starben etwa 4.750 deutsche Zivilisten in den dortigen Lagern. Die große Mehrheit der überlebenden Donauschwaben ging schließlich ins Ausland, was jede Volkszählung seit den 1950er Jahren bestätigt. Bei der Volkszählung 1991 bezeichneten sich in Kroatien nur noch 2.635 Personen als Deutsche und 214 als Österreich. Die Flucht, Evakuierung und Zwangsaussiedlung, ebenso wie die Racheakte und Mordaktionen gegen die Donauschwaben sowie deren spätere Internierung führte praktisch zum Aussterben der Donauschwaben in Kroatien.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Croatia Yugoslavia Germans/ minority camps flight evacuation resettlement
Schlagwörter
(Deutsch)
Kroatien Jugoslawien Deutsche Minderheit Donauschwaben Volksdeutsche Lager Flucht Evakuierung Zwangsaussiedlung
Autor*innen
Snjezana Ivkic
Haupttitel (Deutsch)
Flucht, Evakuierung und Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Kroatien nach dem Zweiten Weltkrieg
Paralleltitel (Englisch)
Flight, evacuation and resettlement of the german population in Croatia after the Second World War
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
104 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Alojz Ivanisevic
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945 ,
15 Geschichte > 15.70 Balkanstaaten
AC Nummer
AC10790307
Utheses ID
23049
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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