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Identität auf Reisen und im Reisebericht: "Briefe über einen Theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler von Therese von Artner"
Manuela Pichler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wynfrid Kriegleder
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.2675
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29702.63866.864653-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Reisen und Schreiben sind zwei Aktivitäten, die oft miteinander Hand in Hand gehen. Offensichtlich motivieren Reisen zum Schreiben, zum Festhalten des Gesehenen und Erlebten. Daher ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass Reiseliteratur zu den ältesten Gattungen zählt und sich in diesem Genre über die Jahrhunderte verschiedene Trends herausgebildet haben. Was jedoch jede Art von Reiseliteratur verbindet, ist sowohl die Konfrontation mit der eigenen Identität, welche unwillkürlich im Laufe der Reise und des Schreibprozesses erfolgt, als auch mit derjenigen der fremden Länder, Kulturen und Menschen. Um das Fremde entsprechend einordnen, kategorisieren und bewerten zu können, muss erst die eigene persönliche sowie kulturelle Identität bestimmt werden. Schließlich „entsteht“ das Fremde, Andere erst in Abgrenzung zu dem Bekannten und Vertrauten. Insofern verrät also jede Aussage über ein fremdes Land immer auch etwas über das eigene kulturelle und gesellschaftliche Selbstverständnis. Gerade kulturelle Identität formiert sich nicht isoliert, sondern im Wechselspiel mit derjenigen des jeweiligen „fremden“ Landes. Die Reaktionen reichen dabei von Opposition zur anderen Kultur bis Identifikation mit der fremden, bereisten Gesellschaft. All diese Prozesse und Strategien zur Formung und Wahrung der persönlichen und kulturellen Identität kommen in den „Briefe[n] über einen Theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler von Therese von Artner“ deutlich zum Vorschein. Kroatien und Italien werden mit der Herkunftsgesellschaft verglichen, um auf diese Weise die kulturelle Identität aller Länder zu bestimmen. Während Kroatien so als vergleichsweise „unterentwickeltes“ Land demonstriert wird, weswegen es auch dringend des habsburgischen Einflusses bedarf, wird Italien in vielen Bereichen positiver als die Heimat dargestellt. Nur das Verhalten der meisten aristokratischen Italienerinnen, die laut Therese von Artner ihre Mutterpflicht vernachlässigen, ruft scharfe Kritik hervor. Die Art und Weise, in der die Geschlechterrollen von der jeweiligen Gesellschaft definiert werden, machen logischerweise immer auch einen Teil der kulturellen sowie persönlichen Identität aus. Insofern ist es nicht nur essentiell zu analysieren, wie die Autorin sich selbst in ihrem Text inszeniert, sondern auch wie sie die Kroatinnen und Italienerinnen einstuft und darstellt. Dabei zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen den theoretisch erhobenen Ansprüchen an Frauen und der Praxis. Besonders die Figur der Therese von Artner selbst kommt den von ihr erhobenen Anforderungen an die Frauen im Allgemeinen nicht nach. Insgesamt demonstrieren die „Briefe über einen Theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler von Therese von Artner“, dass Identität kein festes, klar umrissenes Konzept darstellt, sich stattdessen in Konfrontation mit und Abgrenzung zu dem Anderen, Fremden herausbildet. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen Eigenem und Fremden meist gar nicht so eindeutig umrissen, halten einer genaueren Analyse nicht stand und verschwimmen. Somit erweist sich kulturelle Identität größtenteils als Konstrukt.
Abstract
(Englisch)
Travelling and writing are two activities that often go together. Writing obviously is often triggered by journeys, the wish to ban everything one has seen and experienced on paper. Consequently, it is not surprising that travel literature belongs to the oldest literary genres and that there have evolved various trends over the centuries. However, all the different sorts of travel literature confront identity, foreign countries, cultures and people, something which inevitably happens in the course of the journey and the writing process. Before being able to categorize and evaluate the foreign other one’s own personal as well as cultural identity has to be determined first. Consequently, the foreign other is only “established” in opposition to the known and familiar. As a result, each statement about a foreign country always reveals something about one’s own society and cultural identity as well. Cultural identity in particular does not form itself in isolation, but rather in constant interplay with the respective “foreign” country. Reactions vary from opposition to the foreign culture to identification with the visited foreign society. All these processes and strategies that form and preserve the personal and cultural identity plainly appear in the “Briefe über einen Theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler von Therese von Artner” (“Letters about a part of Croatia and Italy to Caroline Pichler from Therese von Artner”). Croatia and Italy are compared to Therese von Artner’s society determining in this way the cultural identity of each country. Whereas Croatia is demonstrated as a comparatively “underdeveloped” country, which urgently needs the Habsburg empire’s influence, Italy is depicted more positively than the native country in many respects. Only the aristocratic Italian women’s comportment elicits harsh criticism since Italian women neglect their duties as mothers according to Therese von Artner. The way in which gender roles are defined by the respective society always also constitutes a part of the cultural as well as the personal identity. Therefore it is not only crucial to analyse how the author depicts herself in her text, but how she portrays and categorizes the Croatian and Italian women as well. A distinct discrepancy between the theoretical demands on women and actual practise can be found. Especially Therese von Artner’s literary “character” generally does not conform to the requirements to which she herself subjected women in her text. On the whole, the “Briefe über einen Theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler von Therese von Artner” demonstrate that identity is by no means a clear concept, but is developed instead in confrontation with and opposition to the foreign other. The boundaries between oneself and the other usually are not at all clear, but blur on closer analysis. Therefore, cultural identity mostly proves to be constructed.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Therese von Artner Reisebericht Identität
Autor*innen
Manuela Pichler
Haupttitel (Deutsch)
Identität auf Reisen und im Reisebericht: "Briefe über einen Theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler von Therese von Artner"
Paralleltitel (Englisch)
On identity while travelling and in travel writing: "Letters about a part of Croatia and Italy to Caroline Pichler from Therese von Artner"
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
98 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wynfrid Kriegleder
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur
AC Nummer
AC07109587
Utheses ID
2310
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 344 |
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