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"Die SchreibmaschinentäterInnen"
die Wiener Jugendfürsorge in den Jahren 1945 bis 1970 und ihr Beitrag zur Durchsetzung einer gegen Mädchen, Frauen, "uneheliche" Mütter und deren Kinder gerichteten Geschlechterordnung
Gertrude Czipke
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Maria Mesner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.25917
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29970.66031.872165-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit versteht sich als Teil der historischen Aufarbeitung der Strukturen unter dem Signet „Jugendfürsorge“. Gerade der Untersuchungszeitraum von 1945 bis Anfang der 1970er Jahre entzieht sich durch die ihn umgebende Dunkelheit bisher der Aufklärung. Es werden die Maßstäbe der gegenwärtigen Selbstverständlichkeiten an die Zustände in diesem Zeitraum angelegt Dabei soll versucht werden, den Konstruktionscharakter der eigenen soziokulturellen Wirklichkeiten mitzudenken. Die der Untersuchung zugrundeliegenden Texte, zwei psychologische Dissertationen über „verwahrloste“ Mädchen von Fürsorgerinnen, die danach zu führenden Persönlichkeiten in diesem kleinem gesellschaftlichen Segment wurden, beanspruchen die moralische Meinungsführerschaft zur Beurteilung des Alltags von nicht-bürgerlichen Schichten bis in die letzten Winkel der Privatheit. Sie entfalten die (katholische) Eigenwelt der Autorinnen, die an die Realität der „Fälle“ traditionelle Beschreibungsmuster anlegten, wie sie auch gegen die „heutige Jugend“ insgesamt vorgebracht wurden. Das repressive ordnungspolitische Denkmuster hatte nicht nur das Jahr 1945 überdauert, sondern blieb auch später – durch Zufall oder Systemdruck? – über „1968“ hinaus erhalten. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass den weiblichen „Asozialen“, sowohl den „sexuell verwahrlosten“ Jugendlichen als auch den „unehelichen Müttern“, nicht, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, bi-polare, komplementär gedachte Geschlechterrollen zugeschrieben wurden. Vielmehr wurde ihnen alles aberkannt, was ein Subjekt ausmacht, nicht nur das Verfügungsrecht über sich selbst, sondern auch die Geschlechtlichkeit, und zwar sowohl das Recht auf sexuelle Autonomie als auch das soziale Geschlecht (Gender). Es wurde ihnen kein – auch kein gering zu schätzendes – weibliches „Wesen“ zugestanden, sie wurden über Minderwertigkeit definiert. Die allen Fürsorgezöglingen zugeschriebene Minderwertigkeit wurde bei den weiblichen zur Totalität, die totalitäre Maßnahmen erforderte, ihre – offenbar sehr schmal gedachte - „Persönlichkeit“ galt als gänzlich ausgelöscht, wenn sie ihre Sexualität lebten. Der sichtbare Beweis gelebter Sexualität führte auch bei erwachsenen Frauen zum Verhängnis, zur Schande. Den Müttern wurde, weil der Mann fehlte, auch noch der Zentralwert der „Weiblichkeit“, die Mutterschaft, genommen. Sie gaben die „Erbsünde“ an ihre Kinder weiter, niemals wurde verabsäumt, deren Unehelichkeit im Akt zu vermerken. Bestimmte gesellschaftspolitische Ideologien, die Frauen und Mädchen auf einen reduzierten Status verwiesen und die der Lebenswelt nicht-bürgerlicher Schichten jede Existenzberechtigung absprachen, sollten über die Eingriffe der Jugendfürsorge an einer möglichst großen Zahl von Ausgelieferten ihre Herrschaft ausüben können. In meinem Untersuchungszeitraum und darüber hinaus, waren in der Jugendfürsorge Kräfte wirksam, die dazu beitrugen, das weibliche Geschlecht aus dem Kern des historischen Projekts der Rechtsgleichheit und Freiheit auszuschließen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
youth welfare department Vienna gender girl sexuality social deprivation detention young offender unmarried mother illegitimate child
Schlagwörter
(Deutsch)
Jugendamt Wien Gender Mädchen Geschlechtlichkeit soziale Benachteiligung Jugendarrest jugendlicher Täter unverheiratete Mutter uneheliches Kind
Autor*innen
Gertrude Czipke
Haupttitel (Deutsch)
"Die SchreibmaschinentäterInnen"
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Wiener Jugendfürsorge in den Jahren 1945 bis 1970 und ihr Beitrag zur Durchsetzung einer gegen Mädchen, Frauen, "uneheliche" Mütter und deren Kinder gerichteten Geschlechterordnung
Paralleltitel (Englisch)
Responsible by typing ; when working with young female persons and unmarried mothers did the welfare work help to make the position of women worse?
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
284, XIX S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Maria Mesner
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte
AC Nummer
AC10720515
Utheses ID
23150
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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