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Die spätmittelalterliche Burg Grafendorf, Stadtgemeinde Stockerau
eine archäologisch-historische Analyse
Ronald Kurt Salzer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Sabine Felgenhauer-Schmiedt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.26035
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29324.03864.371370-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Burg Grafendorf in Stockerau, Niederösterreich, dürfte nach historischen Quellen auf eine Gründung von Ministerialen der Grafen von Vornbach zurückgegen. Seit dem frühen 14. Jh. war die Burg in der Hand verschiedener lokaler Familien aus dem niederen Adel, um 1500 lässt sich jedoch ein Besitzübergang an überregional bedeutende habsburgische Günstlinge nachvollziehen. Die Befunde der von 2002-2003 erfolgten Ausgrabungen in der Burg Grafendorf erbrachten den Nachweis eines komplexen mehrphasigen Aufbaus der Burg. Die weit überwiegende Mehrheit der Funde datiert in das 15. und frühe 16. Jh., nur Siedlungsschichten, die unter dem Wall festgestellt wurden, enthielten aus dem 11. bis 13. Jh. stammende Keramik. Die zeitliche Diskrepanz zwischen den historischen und archäologischen Quellen lässt eine Vorgängeranlage vermuten, die sich jedoch im Zuge der Grabungen nicht fassen ließ. Im Einklang mit der historischen Überlieferung stehen Funde, die eine hohe sozial Stellung und enge Verbindungen mit dem habsburgischen Kaiserhaus nahelegen. Darunter fallen ein Festgebäckmodel mit Habsburgerwappen oder eine Kachel mit dem österreichischen Bindenschild. Darüber hinaus offenbaren die Funde ein differenziertes Bild adeligen Lebens in einer Burg des Spätmittelalters. So reihen sich in Grafendorf beispielsweise persönliche und Haushaltsgegenstände des gehobenen Bedarfs neben Relikten verschiedener handwerklicher Tätigkeiten. Ferner verdienen einige Sonderfunde hervorgehoben zu werden, wie etwa eine Äquatorialsonnenuhr, ein kleines keramisches Burgmodell, das wahrscheinlich Teil eines Altars oder eine Krippe war, ein Bleigewicht oder ein als medizinisches Instrument interpretierter Spatel aus Buntmetall. Während die Schriftquellen weder ein genaues Datum noch einen Grund für die Aufgabe der Burg kennen, sprechen aus archäologischer Sicht sowohl die Quantität als auch die Qualität der Funde, darunter besonders Teile eines gotischen Plattenpanzers, für ein gewaltsames Ende der Wehranlage. Dank ihres frühbastionär ausgestalteten Walles stellt die Burg ein herausragendes Beispiel für die Adaptierung einer spätmittelalterlichen Niederungsburg an die durch das Aufkommen von Schusswaffen entstandenen wehrtechnischen Herausforderungen dar.
Abstract
(Englisch)
According to written records, the castle of Grafendorf in Stockerau, Lower Austria, may have been founded by vassals of the counts of Vornbach. From the early 14th century on, the castle was the seat of different local families of landed gentry, yet around 1500 it came into the possession of Habsburg favourites with supraregional importance. The finds of the archaeological excavations, performed between 2002 and 2003, revealed the complex development of the castle over several phases. The vast majority of the finds dates into the 15th and early 16th century. Only settlement layers detected beneath the rampart contained ceramic sherds dating between the 11th and 13th century. The chronological discrepancy between historical and archaeological sources may hint at a predecessor castle. However, this could not be traced in the course of the excavations. Entirely consistent with written records, some finds display a high social status as well as close connections to the Habsburg imperial family. Among those are a ceramic mould –decorated with the coats of arms of Habsburg countries – for creating festive confectionary, or a tile with the Austrian coat of arms. Moreover, further finds reveal a differentiated picture of the aristocratic way of living in a late medieval castle. For example, in Grafendorf sophisticated personal belongings and household items line up with evidence of several handicraft activities. Additionally some special finds deserve mention, like for instance an equatorial sundial, a little castle model of ceramic, probably used in an altar or nativity scene, a lead weight or a copper alloy spatula, which perhaps served as a medical instrument. While the archives are silent as to the exact date or reason of the castle´s abandonment, the quantity and quality of the archaeological finds, especially fragments of a Gothic plate armour, indicate a violent end. Thanks to its ramparts equipped with early forms of bastions, the castle of Grafendorf is a remarkable example of how a late medieval valley castle was adapted to meet the defensive challenges presented by the rise of heavy firearms.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Archäologie Mittelalter Burgen Sachkultur
Autor*innen
Ronald Kurt Salzer
Haupttitel (Deutsch)
Die spätmittelalterliche Burg Grafendorf, Stadtgemeinde Stockerau
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine archäologisch-historische Analyse
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
630 S. Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Sabine Felgenhauer-Schmiedt
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
15 Geschichte > 15.11 Chronologie ,
15 Geschichte > 15.12 Genealogie, Heraldik ,
15 Geschichte > 15.18 Mittelalterliche Archäologie, neuzeitliche Archäologie
AC Nummer
AC10728139
Utheses ID
23261
Studienkennzahl
UA | 309 | | |
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