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Generación Realista
das antifranquistische Oppositionstheater zwischen "España oficial" und "España real"
Eva-Brigitte Zwirchmayr
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Georg Kremnitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.26047
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30144.59504.411665-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
„Seit Menschgedenken ist Theater Spiegel und Nährboden der Gesellschaft, in der es entsteht. Als Verzerrung, Widerspruch, Infragestellung oder Unterhaltung brachte im Laufe der Kulturgeschichte jede Epoche der westlichen Welt ihr entsprechende Formen und Themen auf die Bühne. (…) Theater und Gesellschaft scheinen untrennbar miteinander verbunden.“(Berger, 1999, S. 1) Theater und Gesellschaft gehen eine Symbiose ein, die sich dadurch auszeichnet, dass Theater und Gesellschaft sich gegenseitig beeinflussen. Diese Symbiose ist ein stetiger Prozess der Wechselwirkung, da die relevanten Themen aus der Gesellschaft entnommen werden, um ein aktuelles Stück zu erschaffen. Dieses wirkt wiederum auf die Zuschauer, die sich dadurch mit diesen Themen auseinandersetzen. Deshalb ist die Entstehung einer neuen Theatergruppe unweigerlich mit den historischen Hintergründen und den daraus bedingten Veränderungen in der Gesellschaft verbunden. In der vorliegenden Arbeit möchte ich der Frage auf den Grund gehen, in wie fern die gesellschaftlichen Veränderungen während des diktatorischen System Francos Einfluss auf ein „freies“ kreatives Schaffen im Bereich des Theaters nahmen und unter welchen Bedingungen dies möglich war. Hauptgegenstand der Untersuchung und Grundlage zur Erschließung der Fragestellung ist das „ab Ende der 40er bis weit in die 60er Jahre entstandene antifranquistische Oppositionstheater“ der „Generación Realista“. Der Begriff „Oppositionstheater“ ergibt sich in dieser Arbeit daraus, dass es den Dramaturgen auf Grund ihrer Meinung, die oppositionell zur allgemein gültigen Meinung war, verwehrt wurde ihre Stücke zu inszenieren oder diese, um eine Inszenierung zu ermöglichen, zensiert wurden. Um die Umstände zu verdeutlichen, die für die Entstehung einer oppositionellen Theaterkultur ausschlaggebend waren steht am Beginn der Arbeit eine Zusammenfassung der innerpolitischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die nach dem Bürgerkrieg und während der Diktatur Francos gegeben waren. Zunächst werde ich auf das offizielle Bild Spaniens, „la España oficial“, nach der Machtübernahme General Francos, eingehen. Franco wurde als Retter Spaniens zum Mittelpunkt des neuen diktatorischen Systems, das sich an seinen Werten und Normen orientierte. Mit Hilfe von Propaganda und Zensur wurde eine öffentliche Version von Spanien geschaffen, die das Land als glorreich und geeint darstellte. In diesem öffentlichen Bild wurden negative Meldungen zu den gegebenen Umständen im Land verschwiegen und jegliche Kritik an der Diktatur unterbunden. Um dieses offizielle Bild zu stärken, wurde auch das Theater zu Propagandazwecken eingesetzt. Deshalb standen nur Stücke auf dem Spielplan der Landestheater, die sich entweder thematisch dem Werte- und Normensystem anpassten oder von Autoren stammten, die sich dem neuen System unterwarfen. Dies führte dazu, dass die realisierbaren Stücke sich auf ein Minimum reduzierten. Um zu gewährleisten, dass nur bestimmte Stücke inszeniert wurden, wurde jedes Stück von der Zensur stark kontrolliert und gegebenenfalls verboten oder durch Streichungen oder Veränderungen an das neue Wertesystem angepasst. Die durch die Zensur entstandene Beschränkung der Meinungsfreiheit war eines der Hauptthemen des oppositionellen Theaters, weshalb dieser Themenbereich genauer beleuchtet wird. Die Zensur wird in verschiedenen diktatorischen Systemen zur Stabilisierung der Macht eingesetzt, doch ihre Ausführung variiert, weshalb in dieser Themenbereich in dieser Arbeit genauer beleuchten wird. Die Zensur wird in verschiedenen diktatorischen Systemen zur Stabilisierung der Macht eingesetzt, doch ihre Ausführung variiert, weshalb hier speziell auf die Zensur und vor allem auf die Theaterzensur in Spanien eingegangen wird. Aufgrund der öffentlichen Präsenz des Theaters griff die Zensur verstärkt in dieses ein, wodurch dessen freie Ausformung unterbunden wurde. Das Theater sollte sich dem Regime unterordnen und es unterstützen, weshalb jedes Stück analysiert und gemäß den Zensurnormen eingestuft wurde. Um jegliche Form von Kritik aus diesem Kulturbereich zu verbannen, wurden fragwürdige Passagen gestrichen oder das Stück gänzlich verboten. Die Veränderungen, die sich während der Diktatur auf gesellschaftlicher Ebene vollzogen, hatten zur Folge, dass die Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Bild und der Realität immer grösser wurde und sich Unmut in der spanische Bevölkerung breit machte. Durch diesen Unmut kam es in Spanien vermehrt zu Protesten, in denen mehr Freiheiten gefordert wurden. Diese Proteste verbreiteten sich im Laufe der Jahre massiv und prägten die letzten Jahre der Diktatur. Dieses neuentwickelte kritische Bewusstsein in der Bevölkerung wurde von einer Gruppe von oppositionellen Dramatikern aufgegriffen und in ihren Stücken realistisch verarbeitet, wodurch das Theater das reale Leben der Bevölkerung wiederspiegelte. In dieser Gruppe wurden, die Dramatiker Alfonso Sastre, José Martin Recuerda, Lauro Olmo, José María Rodríguez Méndez, Carlos Muñiz und Ricardo Rodríguez Buded unter dem Namen „Generación Realista“ zusammengefasst. Auch der Dramatiker Antonio Buero Vallejo wird immer wieder in Zusammenhang mit dieser „Generación Realista“ gebracht, da er durch sein realistisches Stück „Historia de una escalera“, dass 1949 inszeniert wurde, als Vorreiter dieser neuen Strömung in Spanien gilt. Essenziell für die Entstehung der „Generación Realista“ waren, neben den gesellschaftlichen Veränderungen während der 50er und 60er Jahre in Spanien, auch die individuellen Probleme mit der Zensur, die ausschlaggebend dafür waren sich gegen dieses unterdrückende System aufzulehnen. Gerade das Umdenken unter den Studierenden und Professoren, das einen großen Einfluss auf die Dramatiker hatte, da die meisten aus diesem Milieu stammten, forderte und förderte das neue oppositionelle Theater. Durch die TEUs (Teatro Español Universitario) und die Teatros de Cámara y Ensayo bekamen viele von ihnen die Möglichkeit zu inszenieren, da diese freieren Gesetzen unterlagen als die offiziellen Theater. Dennoch hatten alle Mitglieder der „Generación Realista“ mit der Strenge der Zensur zu kämpfen. Des Öfteren wurde den Dramatikern eine Inszenierung verwehrt, da man sie wegen ihrer realistischen Darstellungen und ihrer Themenauswahl als Gegner des Regimes ansah. Durch die Sanktionen und repressiven Maßnahmen, an denen die Dramatiker scheiterten, wurden diese immer systemkritischer. Wegen der Diskrepanz zwischen dem offiziellen Bild und der dargestellten Version der Dramatiker wurden die von ihnen bearbeiteten Themen tabuisiert. Da Themen, wie der Bürgerkrieg und seine Folgen oder Kritik am Regime, als gefährlich eingestuft wurden, musste von Seiten der Zensur versucht werden, diese zu unterdrücken. Dennoch wurden nicht alle Stücke verboten und somit der Öffentlichkeit entzogen. Durch die Entstehung der TEUs und der Teatros de Cámara y Ensayo, die als nichtprofessionelle Theater mehr Freiheiten besaßen und durch die Verwendung verschiedenster Strategien um die Zensur zu umgehen, ermöglichte den Dramatikern die Realisierung ihrer Stücke. Ziel dieser Arbeit ist es durch die Einbettung im historischen und soziologischen Kontext herauszufiltern, wie es zur Entstehung einer oppositionellen Theaterkultur kam und wie es den Dramatikern der „Generación Realista“ gelang ihre Stücke trotz widriger Umstände zu inszenieren.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
antifranquisitisches Oppositionstheater "Generación Realista" Beleuchtung des soziologischen und historischen Kontextes
Autor*innen
Eva-Brigitte Zwirchmayr
Haupttitel (Deutsch)
Generación Realista
Hauptuntertitel (Deutsch)
das antifranquistische Oppositionstheater zwischen "España oficial" und "España real"
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
108 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Georg Kremnitz
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.00 Sprach- und Literaturwissenschaft: Allgemeines ,
24 Theater > 24.29 Theater: Sonstiges
AC Nummer
AC10811559
Utheses ID
23273
Studienkennzahl
UA | 236 | 352 | |
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