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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
das Konzept der Rechte der Natur und die ecuadorianische Umweltpolitik ; eine qualitative Analyse anhand der Yasuní-ITT-Initiative
Linda Maria Robens
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
René Kuppe
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.26157
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29625.69209.715270-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit untersucht, ob die Aufnahme des Konzepts der Rechte der Natur (RdN) in die ecuadorianische Verfassung von 2008, Auswirkungen auf die nationale Umweltpolitik im Zeitraum von 2008 bis 2012 hatte. Mit der Aufnahme der RdN ist Ecu-ador das weltweit erste Land, dass der Natur Eigenrechte zugesteht und sie als Rechtssub-jekt begreift. In vielen Diskursen wird die potenzielle Veränderungskraft, die von den RdN ausgehen und zur Transformation der krisenhaften gesellschaftlichen Naturverhält-nisse führen (könnte), angepriesen. Gleichzeitig ist Ecuadors Wirtschaft extrem abhängig von der Extraktion natürlicher Ressourcen, besonders vom Erdöl. Die industrielle Extrak-tion natürlicher Ressourcen widerspricht jedoch bis zu einem gewissen Grad den RdN. In diese Konfliktlage gesellt sich die vom ecuadorianischen Staat geführte Yasuní-ITT-Initiative (YII), welche oft als Materialisierung der RdN bezeichnet wird. Ihr Ziel ist es, die Ölreserven, die unter einem artenreichen Amazonas-Nationalpark liegen, unter der Erde zu belassen und somit den Regenwald zu schützen. Diese Forschung beruht auf teilstandardisierten Experteninterviews, die während eines Forschungsaufenthaltes in Ecuador mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Universitäten und NGOs durchgeführt wurden. Des Weiteren wurde intensive Literaturrecherche in Quito und Wien betrieben. Zur Auswertung der gesammelten Daten wurde die Themen-analyse heran gezogen. Die theoretische Basis dieser Arbeit stellen die politische Ökolo-gie und das Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse dar. Diese Forschung kam zu dem Ergebnis, dass es bisher noch zu keiner zufrieden stellenden Anwendung der RdN in der ecuadorianischen Umweltpolitik gekommen ist. Das liegt aber nicht an einer mangelnden juristischen Anwendbarkeit des Konzepts der RdN, sondern an politischen und wirtschaftlichen Interessen, die sich gegen die RdN stellen. Die juristischen und institutionellen Voraussetzungen zur Verteidigung der RdN sind theoretisch zwar gegeben, auf der praktischen Ebene fehlen jedoch konkrete staatliche Hilfestellungen, die die RdN vor allem für die Bevölkerung leichter anwendbar machen. Bisher hat es in Ecuador erst ein erfolgreiches Gerichtsurteil zur Verteidigung der RdN gegeben. Dieses beweist, dass die Durchsetzung der RdN durchaus möglich ist. Das wirtschaftspolitische Handeln der Regierung lässt jedoch nicht erkennen, dass die RdN vom Staat ernsthaft respektiert werden: Die Extraktion natürlicher Ressourcen wurde in den letzten vier Jahren gesteigert und zusätzlich auf empfindliche Ökosysteme ausgeweitet. Die Grundidee der YII kann sehr wohl als eine Materialisierung der RdN verstanden werden. Unter den Konditionen, unter denen die YII jedoch derzeit geführt wird, gerät der Eigenwert der RdN zu Gunsten eines monetär-wirtschaftlichen Wertes in den Hintergrund.
Abstract
(Englisch)
The aim of this diploma thesis is to examine, whether the recognition of Rights of Nature in the Ecuadorean Constitution of 2008 has had an impact on the national environmental policy between 2008 and 2012. Ecuador is the first country in the world that acknowl-edges an intrinsic right of nature and that recognizes nature as a legal subject. Participants of many discourses assume that the possible transformative power of Rights of Nature might lead to a change of society’s relationship to nature. However Ecuador’s economy is extremely dependent on the extraction of natural resources, particularly on oil. Industrial extraction of natural resources is to a certain amount inconsistent with Rights of Nature. This contradictory situation is complemented by the Ecuadorean national Yasuní-ITT-Initiative (YII), which is often called a materialisation of Rights of Nature. Its aim is to refrain indefinitely from exploiting the oil reserves that have been found under Ecuador’s most species-rich Amazon-National Park and in this way conserve the integrity of the rain forest. This research is based on expert interviews, which have been carried out during a re-search stay in Ecuador with experts from NGOs, universities, politics and business. Fur-thermore, literature research was conducted in Quito and Vienna. The evaluation of the collected data was run by a topic analysis. The theoretical basis of this thesis is political ecology and the concept of society’s relationship to nature. It was found that Rights of Nature have not been satisfactorily implemented in Ecuador’s environmental policy. This is not because of general deficits of the legal applicability of the concept of Rights of Nature, but because of political and economic interests, which oppose Rights of Nature. The legal and institutional conditions to defend Rights of Nature exist (theoretically), but there is an absence of definite assistance on the practical level – assistance, that is needed for citizens to enable them to apply Rights of Nature effectively. Until now, there has only been one court judgment on the defence of Rights of Nature. This judgment demonstrates that the enforcement of Rights of Nature is possible. However, the way the government acts concerning economy and policies raises doubts about its efforts to respect Rights of Nature: The extraction of natural resources has risen within the last years. Furthermore, new oil fields are being exploited in vulnerable ecosystems. The basic idea of the YII can be understood as a materialisation of Rights of Nature. But under the current conditions of YII, the intrinsic value of Rights of Nature is becoming of secondary importance, while the economic-monetary value is being consolidated.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Rights of Nature Ecuador environmental policy Yasuní Yasuní-ITT
Schlagwörter
(Deutsch)
Rechte der Natur Ecuador Umweltpolitik Yasuní Yasuní-ITT-Initiative
Autor*innen
Linda Maria Robens
Haupttitel (Deutsch)
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Hauptuntertitel (Deutsch)
das Konzept der Rechte der Natur und die ecuadorianische Umweltpolitik ; eine qualitative Analyse anhand der Yasuní-ITT-Initiative
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
146 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
René Kuppe
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.46 Naturphilosophie ,
43 Umweltforschung > 43.70 Entwicklungsländer und Umwelt ,
86 Recht > 86.62 Naturschutzrecht, Landschaftsschutzrecht, Umweltrecht ,
89 Politologie > 89.74 Internationale Zusammenarbeit: Sonstiges
AC Nummer
AC10743369
Utheses ID
23370
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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