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Venedigs Triumph über Byzanz 1204
Kunstraub als Legitimationsstrategie der Markusrepublik?
Lea Maria-Rose Hinterer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Robert Stalla
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.26178
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29832.41071.189062-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Venedig strebte seit dem Anbeginn seiner Entwicklung nach Unabhängigkeit gegenüber der Oberhoheit des Oströmischen Reiches. Mit dem Vierten Kreuzzug, der 1204 in der Eroberung Konstantinopels endete, war für Venedig der Zeitpunkt des Triumphes über die ewige Rivalin Byzanz gekommen. Nach der Einnahme und während der Plünderung der Stadt konnten sich die Venezianer unter der Führung des Dogen Enrico Dandolo die prächtigsten und prominentesten Kunstwerke und Reliquien der Stadt sichern und transportierten diese Spolien in ihre Stadt, die durch diese Stücke zu einem gigantischen Reliquienschrein für den Staatsheiligen, den Evangelisten Markus wurde. Bis zum Niedergang des Lateinischen Kaiserreiches 1261 wurden Werke aus den eroberten Gebieten zur Zierde der Serenissima Repubblica importiert. Einem gezielten Programm folgend, wählte man mit größter Bedachtsamkeit Werke, die das Erbe, das Venedig antreten wollte, legitimierten, die Serenissima Repubblica präsentierte sich fortan als neue politische und geistliche Metropole der Christenheit. Die Stadt war keine genuin römische Gründung und die Machthaber wollten diesen Mangel beheben, indem sie betonten, dass sich Venedig in die Kontinuität und Stabilität des östlichen, sowie des westlichen Römischen Reiches zu fügen wünschte. Herrscht über die Quellen zu den Kunstwerken und die Interpretation ihrer Aussagen, so sie vertrauenswürdig sind, doch weitgehender Konsens, liegen die Unterschiede, Widersprüchlichkeiten und unterschiedlichen Schlussfolgerungen in der Interpretation der Stücke selbst. Vornehmlich die Provenienz und der Kontext, in dem sie in originaler Position standen, sind selbst nach teils langer, wissenschaftlicher Behandlung immer noch höchst umstritten. Zusammen mit der interpretatio christiana, der Umdeutung der Stücke in christlich relevante und legitime Ikonologie, sind die Antworten auf diese drei grundlegenden Fragen der Schlüssel zum Verständnis ihrer vollen Bedeutung. Die einzelnen Werke sind als Elemente eines wohlüberlegten ikonographischen Programms zu lesen. Derart untersucht, wirken sie wie die Teile eines gigantischen Mosaiks, das die Politik der Stadt dokumentiert. Die aktuellsten Forschungsergebnisse zu den einzelnen Werken werden in dieser Arbeit auf ihre Plausibilität untersucht und miteinander verknüpft, die Legenden und mystischen Schleier, die sich im Laufe der Jahrhunderte über die Stücke legten gelüftet, wodurch sich neue Möglichkeiten der Interpretation ergeben. Fehlmeinungen und Irrtümer, die von der Forschung über lange Zeit transportiert wurden, sind klar als solche ausgewiesen und werden korrigiert. Stücke, die bislang nicht zum Kanon der hoch repräsentativen Spolien gezählt wurden, sind eingehend erläutert und werden durch ihre Eigenschaften plausibel in das Programm von San Marco integriert. Salomonische Symbolik übersteigert die Bezüge der Stücke zum römischen Kaisertum und die ungeheure politische Macht des Hl. Markus zu einem Gefüge, das einzigartig ist. Das Programm der Piazza San Marco, der Piazzetta und der Basilika San Marco wird in seiner Komplexität untersucht und als wohlüberlegtes strategisches Konzept präsentiert. Die immense Bedeutung, die der Hl. Markus als Stadtpatron in seiner Funktion als einigendes Element in der Bevölkerung, alle sozialen Schichten durchziehend, erlang, wird deutlich hervorgehoben. Es steht außer Zweifel, dass Venedig nicht Venedig geworden wäre, hätte man sich nicht der Reliquien des Evangelisten bemächtigt.
Abstract
(Englisch)
Since the very beginning of it’s formation and expansion, Venice struggled for independence of the Eastern Roman Empire. With the Fourth Crusade, that ended in the conquest of Constantinople, time had come for Venice’s triumph against the eternal rival Byzantium. After the conquest and during the sack of the city, the Venetians, under the command of Doge Enrico Dandolo, gathered the greatest and most prominent works of art and relics kept in the city and transported these spoila to Venice, who became, due to this immense tresaures, a gigantic shrine for the relics of their patron Saint Marc. Until the downfall of the State of Romania under latin leadership 1261, spoils gathered in the conquested regions were constantly imported into the Serenissima Repubblica for her adornment. Following a clearly structured program, works were chosen with great care to legitimate the heritage Venice wanted to accept. The Serenissima Repubblica from now on represented itself as the new political and spiritual centre of Christendom. The city wasn’t a genuine roman foundation and the leaders wanted to eliminate this deficit by underlining that Venice wanted to fit into the continuity and stability of the Roman Empire. The information concerning the works of art given by the sources is, as far as they can be trusted, generally accepted, but there is some difference in the interpretation of the works that lead to diverging conclusions. Especially the origins of the works, their original context and position are still discussed, and even after all this time they are still a topic of interest. Context and origins togehter with the interpretatio christiana, the reinterpretation of the works put in a christian context to legitimate them, are the keys to reveil their true meaning and lead to their full understanding. The works are to be considered as elements of a deliberate iconographic program and thus seem to be small parts of a gigantic mosaic, documentig the political strategies of the city. The results of the latest research concerning the works of art are investigated and their plausibility is examined. Legends and myths that lay over the spoils for centuries are tried to be removed to gain new possibilities of interpretation. Errors and mistakes, transported for a long time in science, are set out and corrected. Works of art that so far have not been considered as a part of the canon of highly representative spolia are explained, commented and integrated into the program of San Marco. Salomonic imagery augments the connection of the works to the Roman Empire and the extortionate power of Saint Marc to an outstanding arragement. The program of the Piazza San Marco, the Piazzetta and the Basilika San Marco ist examined in its complexity and represented as a deliberate strategical concept. The immense meaning Saint Marc gained in his function of connecting the people of Venice, through all social classes is accentuated. It is within doubt, that Venice wouldn’t have become Venice, if there hadn’t been the translation of the holy body of Saint Marc.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Venice Byzantium Dandolo spolia Fourth Crusade Carmagnola Tetrarchs Quadriga
Schlagwörter
(Deutsch)
Venedig Byzanz Dandolo Spolie Vierter Kreuzzug Kunstraub Carmagnola Tetrarchen Quadriga
Autor*innen
Lea Maria-Rose Hinterer
Haupttitel (Deutsch)
Venedigs Triumph über Byzanz 1204
Hauptuntertitel (Deutsch)
Kunstraub als Legitimationsstrategie der Markusrepublik?
Paralleltitel (Englisch)
Venice's triumph over Byzantium 1204. Spolia as the republic's strategy of legitimation?
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
202 S. : zahlr. Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Robert Stalla
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.03 Methoden und Techniken der Kunstwissenschaften ,
20 Kunstwissenschaften > 20.08 Kunstpsychologie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.10 Kunst und Gesellschaft ,
20 Kunstwissenschaften > 20.20 Ikonographie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.24 Gesellschaft, Kultur ,
20 Kunstwissenschaften > 20.26 Geschichte ,
20 Kunstwissenschaften > 20.27 Bibel ,
20 Kunstwissenschaften > 20.29 Antike Mythologie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines ,
20 Kunstwissenschaften > 20.60 Kunst der Antike: Allgemeines ,
20 Kunstwissenschaften > 20.61 Griechische Kunst ,
20 Kunstwissenschaften > 20.63 Spätantike Kunst, frühchristliche Kunst, byzantinische Kunst
AC Nummer
AC10797766
Utheses ID
23391
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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