Detailansicht
Untersuchungen zu den Märchen von Manfred Kyber in Bezug auf deren Ethik und Religiosität als Gegenentwurf zur Natur- und Tierausbeutung christlicher Tradition
Alexander Kasztler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Ingrid Cella
DOI
10.25365/thesis.26281
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29956.86264.640269-9
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Ziel und Ablauf der vorliegenden Arbeit ist in erster Linie an der Analyse von vier der Märchen, jedoch im kurzen Überblick auch am gesamten dichterischen und dokumentarischen Werk, des aus Riga stammenden Dichters Manfred Kyber (1880-1933) eine ethische, moralische und gläubige Haltung zu zeigen, die im Kontrast zum abendländischen Denken, den moralischen Wertvorstellungen und dem religiösen Habitus Europas steht. Im Einzelnen sollen die Märchen Kybers nach deren Ideengehalt, genauer nach den in ihnen thematisierten Motiven der allumfassende Liebe, der Nächstenliebe und Achtung vor dem Leben, des Glaubens und der Religion, der Bruderschaft aller Wesen sowie hinsichtlich ihres von Kyber aufgestellten Anspruches der Realität seiner Märchen, also auf Sinnlichkeit und Übersinnlichkeit hin analysiert werden. Dem gegenübergestellt ist das ethisch defizitäre Bild des Anthropozentrismus, das durch Christentum und Judentum in direkter Folge auf die Antike die alten Religionen abgelöst und die Geschichte des Abendlandes geprägt hat. Mit dem Standpunkt dieser Kultur und ihrer unbedingten Anschauung von der Mittelpunktstellung des Menschen und dessen vermeintlichen Vorrechts gegenüber seiner Mitwelt, den Tieren und der Natur, wird kontrastiv die Dichtung Kybers verglichen.
In Kapitel 1, der Einleitung, skizziere ich ebendiese Zielsetzung, gehe kurz auf meine Idee und Motivation ein und bereite den weiteren Ablauf der Arbeit durch die Schilderung der Vorgehensweise vor, die sich im Allgemeinen auf zwei Bereiche erstreckt: Jenen des Überblickes über die Geschichte des Anthropozentrismus, des Christentums deren Auswirkungen auf die ethischen Implikationen des Abendlandes, sowie den eigentlichen Hauptteil über Manfred Kyber, sein Werk und das darin zum Ausdruck gelangende gegensätzliche Weltbild.
Kapitel 2 über die Abendländische Ethik und das Christentum gibt neben dem historischen Überblick, in dem versucht wird, die Entstehung des Anthropozentrismus temporär möglichst genau zu erfassen und chronologisch einzuordnen, Einblicke in die Bibel und deren Auftrag der Eroberung von Natur- und Tierwelt. Die negativen Auswirkungen jenes religiösen Antriebs zeigen sich philosophisch und auch lebenspraktisch und bringen über viele Jahrhunderte maßloses Leid in die Welt. Einblicke in philosophische Strömungen zeigen das Tier auf ein minderwertiges Bild reduziert und so zur Benutzung freigegeben, das Streben nach Geld tut das seine. Ein Vergleich zum Bild des Tieres vor der anthropozentristischen Wende und zu fernöstlichen Kulturen, dem Hinduismus und Buddhismus, zeigt Diskrepanzen auf und leitet zur Beschäftigung mit dem Werk Kybers ein.
Das Kapitel 3 ist zur Gänze Manfred Kyber gewidmet, zunächst den Stationen seines Lebens, danach einem Überblick über sein Werk. Betreffend seiner Texte wird neben den später analysierten Märchen vor allem Kybers dokumentarischer Literatur Aufmerksamkeit geschenkt. Zwar sollen die dort getroffenen Aussagen seiner Dichtung nicht übergestülpt werden, doch ist die Kenntnis seiner Weltanschauung bei der Interpretation der Märchen durchaus hilfreich, da sie deren Fundament bildet. Seine Ethik und Religion kennenzulernen bedeutet seine Werte und mit ihnen seine Triebfeder zu erfassen, die ihn arbeiten und schreiben lässt. Kybers Denken, Schreiben und Handeln ist spirituell, gläubig, jedoch überkonfessionell, seine Zuversicht einer übersinnlichen Welt und der Beseeltheit allen Lebens, seine Naturverbundenheit und Erwartung einer besseren Welt durch Reinkarnation, jedoch nicht ohne menschliche Eigenverantwortung, seine Abkehr vom egoistischen, eigennützigen Lehren, die den Menschen zum Mittelpunkt machen und die Hinwendung zu Brüderlichkeit und Liebe zur Kreatur spiegeln sich in seinem Werk, insbesondere den Märchen.
Nachdem in Kapitel 4 die Gattungsmerkmale des Kunstmärchens erklärt werden und jene Zeit beleuchtet wird, in der Manfred Kyber seine Märchen schreibt, geht es schließlich in Kapitel 5 daran, vier der Märchen zu analysieren, zunächst in Einzelanalysen nach fünf Kriterien ihres Gehalts, fußend auf der Weltanschauung des Dichters. Dann werden in einer vergleichenden Analyse die Unterschiede und Entsprechungen untersucht und dargelegt, wieder in Bezug auf deren Ideengehalt. Es zeigt sich dabei eine nicht geringe Homogenität in Bezug auf den Einsatz der untersuchten Ideen, jedoch gleichzeitig ein unterschiedliches Maß an Intensität beziehungsweise eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung innerhalb der Texte.
Auf Kapitel 6, wo die (zumeist positive) Resonanz auf Kybers Werk vorgestellt wird, folgen schließlich noch die Zusammenfassung und die Bibliographie mit einem chronologischen Werkverzeichnis.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Kyber Ethik Tiere Christentum Anthropozentrismus
Autor*innen
Alexander Kasztler
Haupttitel (Deutsch)
Untersuchungen zu den Märchen von Manfred Kyber in Bezug auf deren Ethik und Religiosität als Gegenentwurf zur Natur- und Tierausbeutung christlicher Tradition
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
161 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ingrid Cella
Klassifikationen
AC Nummer
AC10749381
Utheses ID
23492
Studienkennzahl
UA | 332 | | |
