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Mondrian oder die Relativität des Gleichgewichts
Silvia Oberhummer-Rambossek
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Raphael Rosenberg
DOI
10.25365/thesis.26490
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29658.28919.601661-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Mehreren Gruppen von Testpersonen wurde eine Powerpointpräsentation mit neun Bildern Mondrians jeweils in der originalen und in einer um hundertachtzig Grad gedrehten Version gezeigt. Die Probanden hatten zu entscheiden, welche ihrer Meinung nach die vom Künstler intendierte Ausrichtung der Bilder sei. Es wurde von der Hypothese ausgegangen, dass bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten der Testpersonen Einfluss auf die Entscheidung hätten. Als relevante Parameter wurden die Vertrautheit mit formal-logischen und mathematischen Strukturen, das gleichzeitige Arbeiten mit Raummustern und Bewegung, die Leserichtung in der Muttersprache und die Unbeirrbarkeit im persönlichen Urteil definiert. Nach diesen Kriterien wurden Gruppen von „Formalisten“, „Kreativen“, „Unvoreingenommen“ und eine „interkulturelle Gruppe“ gebildet, von deren Mitgliedern angenommen wurde, dass sie jeweils eine dieser Eigenschaften in überproportionaler Weise repräsentieren. Die Ergebnisse der Testserie wurden mit jenen aus dem Rosenberg-Test mit Kunstgeschichtestudenten verglichen, die als „Experten“ bezeichnet werden. Die Resultate bekräftigen die Hypothese, dass zwischen diesen Gruppen bei der Ausrichtungseinschätzung bei gewissen Bildern deutliche Unterschiede bestehen. Die „Unvoreingenommenen“, die sich aus Bäuerinnen konstituierten, erzielten im Gesamtdurchschnitt der Bildbeispiele den höchsten Anteil zutreffender Antworten, während die „Experten“ im Mittel lagen. Einzelne Gruppen dürften bei der Bildbetrachtung spezielle Blickmuster angewandt haben. Solche wurden für die Gruppe der Experten von Rosenberg und Pihko et al. bereits in Eye-Tracking Tests aufgezeigt. Auch bei der interkulturellen Gruppe und den Kreativen scheinen spezifische Muster zu bestehen. Bei letzteren wird eine Gesamtschau vermutet, die bei der gewählten Testanordnung die Resultate negativ beeinflusst haben könnte, da beide Bildversionen nebeneinander projiziert wurden, wodurch sich die Kompositionsunterschiede möglicherweise bildüberspringend ausglichen.
Die Werke, deren Originalausrichtung am besten zugeordnet wurde, entstanden am Höhepunkt der neoplastischen Schaffensperiode Mondrians und weisen den zentrierten Typus mit Achsenkreuz auf. Das im Spätwerk eingeführte Element der Doppellinie scheint die Ausrichtungsentscheidung nicht in signifikanter Weise zu beeinflussen. Mit zunehmender Komplexität und Farbigkeit der Werke wird deren intendierte Ausrichtung schlechter erkannt. Das Hoch- und das Rautenformat bereiteten allen Testgruppen Schwierigkeiten. Die Quote zutreffender Einschätzung lag für die ausschnitthaften Rautenbeispiele bei weiblichen Teilnehmern auffällig höher. Eine genauere Untersuchung nach Geschlechtern scheint daher im Hinblick auf mögliche Differenzen bezüglich der Auswirkungen des „Oblique effect“ und des Gestaltsehens bei ausschnitthaft dargestellten Bildelementen angebracht.
Abstract
(Englisch)
People tested were shown nine abstract pictures of Mondrian, each in two versions, one the original, the other a 180 degree rotated version. They had to decide, which orientation they thought to be given by the artist. Subjects were selected according to pre-defined characteristics, which would presumably impact their decision. The criteria considered were mathematic and formal understanding, a certain way of thinking movement and spacious structures simultaneously, an uninfluenced approach with opinion forming based on perception by the senses and the cultural formed direction of writing from right to left. Thus, groups of “formalists” were composed of students of mathematics, “creatives” by students of the Film Academy (main subject art directing), the “unswayables” by countrywomen and an “intercultural group” by immigrants. The results of these groups were compared to those of the previous Rosenberg-Test with students of art history, considered to be “experts”. Results confirm the hypothesis of significant differences between these groups of participants in the attribution of the original orientation of the paintings.
The farmers’ wives group obtained the highest rate of correct evaluation, experts reaching moderate evaluation. Outcomes suggest that there are different ways of gazing at a painting, with some special patterns dominant in certain groups, as shown already for the experts with eye-tracking tests by Rosenberg and Pihko et al. Such patterns also seem to exist within the intercultural group and the creatives, the results of the latter even presenting problems of interpretation, as they possibly have an all-over view which cannot deal with the test-design, consisting in a presentation of both versions of the pictures side-by-side, thus compensating the differences between the two canvas in case of a global view on it.
All the pictures, whose original orientation was recognized easily, belonged to the culmination point of neoplastic period in the artist’s work. Elements of destruction, as double lines, did not affect the evaluation of orientation in a considerable way, but format and complexity did. As to the lozenge-shaped canvas, female test persons did much better, arousing the interest on a specific gendered testing with this format.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Mondrian test
Schlagwörter
(Deutsch)
Mondrian Rezeption Test
Autor*innen
Silvia Oberhummer-Rambossek
Haupttitel (Deutsch)
Mondrian oder die Relativität des Gleichgewichts
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
114 S. : graph.Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Raphael Rosenberg
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.03 Methoden und Techniken der Kunstwissenschaften ,
20 Kunstwissenschaften > 20.05 Kunst in Beziehung zu anderen Wissenschaftsgebieten ,
20 Kunstwissenschaften > 20.07 Kunstkritik, Kunstinterpretation ,
20 Kunstwissenschaften > 20.08 Kunstpsychologie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.25 Abstraktes
AC Nummer
AC10741000
Utheses ID
23670
Studienkennzahl
UA | 315 | | |