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Politische Kommunikation und öffentliches Vertrauen im Social Web
Chancen und Risiken für politische Parteien in Österreich am Beispiel der Facebook-Affäre von Werner Fyamann 2011
Markus Sladek
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Roland Burkart
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.26717
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30474.22206.660359-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Untersuchungsgegenstand Im Fokus der Magisterarbeit steht die Facebook-Affäre von Bundeskanzler Werner Faymann im November 2011. Aufgedeckt wurde diese vom Magazin „Datum“ in der Ausgabe vom 16. November 2011. Demnach standen einige Facebook- Profile, die sich immer wieder positiv zu Kanzler Werner Faymann und seiner Politik äußerten, unter dem Verdacht, dass sie in Wirklichkeit gar nicht existieren. Die Affäre um die „falschen Facebook-Freunde“ von Werner Faymann hat in der medialen Berichterstattung für eine breite Diskussion gesorgt. Für die Kommunikationswissenschaft ist die Facebook-Affäre von Werner Faymann als Fallbeispiel insofern relevant, da gerade durch den Bedeutungszuwachs von Social Media eine Kommunikations- und Informationskultur entstanden ist, die den Faktor öffentliches Vertrauen immer wichtiger werden lässt (vgl. Bentele 1994: 133 f.). Theorie Das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Magisterarbeit steht im Kontext der Theorie Öffentlichen Vertrauens von Günter Bentele. Bentele geht davon aus, dass verschiedene Vertrauensfaktoren, die Politikern und politischen Institutionen zugeschrieben werden, hohe Vertrauenswerte erzeugen und dass nur eine geringe Ausprägung oder das Nichtvorhandensein dieser Faktoren Misstrauen bewirkt. Das erworbene Vertrauen kann dann, wie im Fall der gefakten „Freunde“ von Werner Faymann sehr schnell verloren gehen, vor allem dann, wenn die Vertrauenden kommunikative Diskrepanzen wahrnehmen (vgl. ebd.: 144). Laut Günter Bentele und René Seidenglanz sind Diskrepanzen und ihre Wahrnehmung durch die Vertrauenden im Rahmen der journalistischen Berichterstattung die wichtigste Ursache für Vertrauensverluste (vgl. Bentele/Seidenglanz 2008: 356). Somit macht es Sinn, sich in weiterer Folge näher mit dem Wandel des politischen Kommunikationssystems in Österreich und der politischen Kommunikation in Social Networks auseinanderzusetzen. Durch die rasante Entwicklung des Social Web und insbesondere der Social Networks gewinnt die politische Onlinekommunikation mehr und mehr an Bedeutung. Als Vorbild für viele Politikerinnen und Politiker gilt der Onlinewahlkampf von Barack Obama 2008. Neben der Theorie öffentlichen Vertrauens ist es noch notwendig zu analysieren, welche Zweifel in der politischen Kommunikation, hier im Fall der Facebook-Affäre von Werner Faymann, in der journalistischen Berichterstattung auftreten können. Dazu eignet sich ergänzend zur Theorie öffentlichen Vertrauens von Günter Bentele das Konzept der verständigungsorientierten Öffentlichkeitsarbeit - kurz VÖA. Dieses knüpft an den gesellschafts- und kommunikationstheoretischen Überlegungen von Jürgen Habermas an, indem es davon ausgeht, dass die menschliche Kommunikation grundsätzlich auf das Ziel wechselseitiger Verständigung ausgelegt ist (vgl. Burkart, Roland 2008: 224). Die Theorie öffentlichen Vertrauens von Günter Bentele lässt sich mit dem Ansatz der VÖA sehr gut ergänzen, da dadurch die, von in der journalistischen Berichterstattung zur Facebook- Affäre von Werner Faymann geäußerten Zweifel auf Basis der Geltungsansprüche von Jürgen Habermas, analysiert werden können. Ziel,Fragestellung, Hypothese Auf Basis der Literaturrecherche wurden insgesamt drei Forschungsfragen formuliert, die anhand der empirischen Analyse näher untersucht werden. Für jede Forschungsfrage wurden – ebenfalls auf Basis der Literatur – jeweils zwei Hypothesen aufgestellt. FF1: Bestehen zwischen den gefundenen vertrauenshemmenden Faktoren in den untersuchten Absätzen und den Diskrepanztypen Zusammenhänge? H1: Je stärker der vertrauenshemmende Faktor „Mangelnde gesellschaftliche Verantwortung“ ausgeprägt ist, desto häufiger werden in der journalistischen Berichterstattung Diskrepanzen zwischen allgemein anerkannten rechtlichen und moralischen Normen und dem tatsächlichem Verhalten bzw. Handelns von Werner Faymann, seinem Team und der SPÖ interpretiert. H2: Je stärker der vertrauenshemmende Faktor „Mangelnde Orientierung an ethisch-moralischen Normen“ ausgeprägt ist, desto häufiger werden Diskrepanzen zwischen allgemein anerkannten rechtlichen und moralischen Normen und dem tatsächlichem Verhalten bzw. Handelns von Werner Faymann, seinem Team und der SPÖ interpretiert. FF2: Besteht zwischen den gefundenen vertrauenshemmenden Faktoren und den von den Journalistinnen und Journalisten geäußerten kommunikativen Zweifeln ein Zusammenhang? H3: Je stärker der vertrauenshemmende Faktor „Mangelnde Orientierung an ethisch-moralischen Normen ausgeprägt ist, desto häufiger werden kommunikative Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Handlungen Werner Faymanns und seinem Team geäußert. H4: Je stärker der vertrauenshemmende Faktor „Mangelnde Orientierung an ethisch-moralischen Normen“ ausgeprägt ist, desto häufiger werden kommunikative Zweifel an der Richtigkeit der Handlungen Werner Faymanns und seinem Team geäußert. FF3: Besteht ein Zusammenhang zwischen den gefundenen Diskrepanztypen und den geäußerten kommunikativen Zweifeln ? H5: Je häufiger Diskrepanzen zwischen allgemein anerkannten rechtlichen und moralischen Normen und dem tatsächlichem Verhalten bzw. Handelns von Werner Faymann, seinem Team und der SPÖ vorhanden sind, desto häufiger werden von den Journalistinnen und Journalisten kommunikative Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Handlungen Werner Faymanns und seinem Team geäußert. H6: Je häufiger Diskrepanzen zwischen allgemein anerkannten rechtlichen und moralischen Normen und dem tatsächlichem Verhalten bzw. Handelns von Werner Faymann, seinem Team und der SPÖ vorhanden sind, desto stärker werden von den Journalistinnen und Journalisten kommunikative Zweifel an der Richtigkeit der Handlungen Werner Faymanns und seinem Team geäußert. Forschungsdesign Als Methode der empirischen Untersuchung wurde eine qualitativ-quantitative Inhaltsanalyse gewählt. Sie folgt der Argumentation von Werner Früh, dass sowohl eine qualitative Inhaltsanalyse nicht ohne quantitative Komponenten auskommen kann, als auch eine quantitative Inhaltanalyse nicht ohne qualitative Ansätze (vgl. Früh 2007: 74). Bei der Kategorienanwendung wurde primär die deduktive Methode angewendet, die von der induktiven überprüft wurde. Als Grundlage hierfür diente der Ansatz von Phillip Mayring, der die Vorteile der in den Kommunikationswissenschaften entwickelten quantitativen Inhaltsanalyse bewahrt und auf qualitativ-interpretative Auswertungsschritte übertragen hat (vgl. Mayring, Phillip 2000: 1). Das Untersuchungsmaterial der Inhaltsanalyse sind alle 194 codierten Textabschnitte der recherchierten 73 Artikel und Beiträge zur Facebook-Affäre von Werner Faymann von November 2011. Die Analyseeinheit der empirischen Untersuchung ist jeweils ein Textabschnitt bzw. Absatz, der laut Codebuch codiert werden konnte. Die Ergebnisse der vorliegenden Magisterarbeit zeigten, dass bei den auf Basis von Günter Bentele definierten vertrauenshemmenden Faktoren und Diskrepanzen, zwei Formen prägend gewesen sind: der vertrauenshemmende Faktor „mangelnde Orientierung an ethisch-moralischen Normen“ und „Diskrepanzen zwischen allgemein anerkannten rechtlichen und moralischen Normen und dem tatsächlichem Verhalten bzw. Handelns von Werner Faymann, seinem Team und der SPÖ“ (Diskrepanztyp 6). Ergebnisse Bei der Untersuchung der ersten Forschungsfrage zeigte sich eine hohe positive Korrelation zwischen den beiden oben genannten Variablen. Die empirische Untersuchung der zweiten Forschungsfrage kam zu dem Ergebnis, dass eine sehr hohe postive Korrelation zwischen dem vertrauenshemmenden Faktor „mangelnde Orientierung an ethisch-moralischen Normen“ und den von der journalistischen Berichterstattung geäußerten kommunikativen Zweifel an der Richtigkeit des Verhaltens von Werner Faymann und seinem Team vorhanden ist. Dabei wurde bei der empirischen Analyse der Beiträge deutlich, dass der Einsatz von Fake-Accounts auf eine „Fan-Seite“ in der journalistischen Berichterstattung als moralisch äußerst bedenklich und unethisch betrachtet wird.Bei der Untersuchung der dritten Forschungsfrage zeigte sich eine hohe positive Korrelation zwischen Diskrepanztyp 6 und dem von den Journalistinnen und Journalisten geäußerten kommunikativen Zweifel an der Richtigkeit (Legitimität). Literatur Bentele, Günter (1994): Öffentliches Vertrauen - normative und soziale Grundlage für Public Relations. In: Armbrecht, Wolfgang/Ulf Zabel (Hrsg.): Normative Aspekte der Public Relations. Grundlagen und Perspektiven. Eine Einführung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 131-158. Bentele, Günter; René Seidenglanz (2008), Vertrauen und Glaubwürdigkeit. In: Bentele, Günter/Romy Fröhlich/Peter Szyszka (Hrsg.): Handbuch der Public Relations. Wissenschaftlich Grundlagen und berufliches Handeln. Mit Lexikon. Verlag für Sozialwissenschaften, S. 346-361. Burkart, Roland (2008):Verständigungsorientierte Öffentlichkeitsarbeit. In: Günter Bentele/Fröhlich, Romy/Szyszka, Peter (Hrsg.): Handbuch der Public Relations. Wissenschaftliche Grundlagen und berufliches Handeln. Mit Lexikon. 2., kor. u. erw. Aufl. Wiesbaden: 223-240. Früh, Werner (2007): Inhaltsanalyse. Theorie und Praxis, 6. Überarbeitete Auflage, UVK Verlagsgesellschaft GmbH, Konstanz. Mayring, Philip (2000a): Qualitative Inhaltsanalye. In: Forum: Qualitative Sozialforschung Social Research, Volume 1, No. 2, Art. 20 Juni 2000. Online: www.qualitative- research.net/index.php/fqs/article/download/.../2384 (Stand: 25.05.2012).

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Werner Faymann politische Kommunikation Social Networks Diskrepanzen kommunikative Zweifel Theorie öffentlichen Vertrauens Konzept der verständigungsorientierten Öffentlichkeitsarbeit
Autor*innen
Markus Sladek
Haupttitel (Deutsch)
Politische Kommunikation und öffentliches Vertrauen im Social Web
Hauptuntertitel (Deutsch)
Chancen und Risiken für politische Parteien in Österreich am Beispiel der Facebook-Affäre von Werner Fyamann 2011
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
219, 30 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Roland Burkart
Klassifikation
05 Kommunikationswissenschaft > 05.38 Neue elektronische Medien
AC Nummer
AC10739155
Utheses ID
23896
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1