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Deutsche Musik in Polen
Ludwig Senfls Motetten in der Tabulatursammlung des Johannes von Lublin
Meike Wilfing-Albrecht
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfgang Fuhrmann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.26751
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29351.74752.272564-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der polnischen Tabulaturhandschrift des Johannes von Lublin (entstanden ca. 1537 bis 1548) sind vier Motetten Ludwig Senfls enthalten: Vita in Ligno moritur, Homo quidam fecit coenam, Ave rosa sine spinis und Philippe qui videt me. Die Sammlung stellt mir ihren ca. vierhundert Stücken, darunter ein vielfältiges Repertoire der berühmtesten zeitgenössischen Komponisten, die umfangreichste Musik-Anthologie für Tasteninstrumente der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dar. Da wir durch eine am Einband verzeichnete Inschrift wissen, dass Johannes Organist in einem abgelegenen Kloster im ländlichen Krasnik war, stellt sich die kaum rekonstruierbare Frage, wie er an geeignete Vorlagen (insbesondere die deutschen Drucke, in welchen die Motetten Senfls publiziert wurden) für seine Intavolierungen gelangt ist. Höchstwahrscheinlich hat er einige Jahre im nahe gelegenen Krakau, der damaligen Hauptstadt Polens, gelebt, wo die deutsche Kultur weit verbreitet war und wo darüber hinaus einige Institutionen lokalisiert waren, die einen regen Austausch mit den Nachbarländern unterhielten. Besonders durch die 1364 gegründete Universität Krakau, an der Johannes von Lublin höchstwahrscheinlich immatrikuliert war, und die Königliche Hofkapelle von Zygmunt I. und Zygmunt II. August gelangte Notenmaterial westeuropäischer Komponisten in den polnischen Raum. Die Handschrift PL-Kp. 1716 ist über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren gesammelt worden und in der Alten Deutschen Orgeltabulatur notiert, welche die erste Stimme in Mensuralnotation und die übrigen Stimmen in Buchstaben setzt. Der Großteil wurde von Johannes von Lublin selbst niedergeschrieben, der auch seiner Sammlung ein theoretisches Traktat voran gestellt hat. Daneben finden sich an wenigen Stellen noch zwei weitere unidentifizierte Schreiberhände. Abgesehen von den genannten Werken Senfls finden sich in der Sammlung noch Kompositionen von Josquin, Verdelot, Finck, Stoltzer, Isaac oder Jannequin sowie viele polnische Werke vom Krakauer Organisten Nicolaus Cracoviensis aufgenommen, mit welchem Johannes möglicherweise persönlich bekannt war. Die einzelnen Tabulaturen sind bislang jedoch über weite Strecken noch nicht identifiziert. Von den ca. einhundertdreißig Motetten Ludwig Senfls sind 10 Motetten in 21 Bearbeitungen für Orgeltabulatur überliefert. Besonders häufig wurde unter anderem Vita in Ligno (die tertia pars der dreiteiligen Motette Qui prophetice prompsisti) als Vorlage verwendet – außer in PL-Kp. 1716 und in einer Abschrift davon („Heiligen-Geist-Tabulatur“ PL-Wn rkp. 564) noch in den zwei Breslauer Quellen D-B Sammlung Bohn Ms. Mus. 18 und 119 sowie in zwei Drucken von Johannes Rühling und Jacob Paix. In der Lublinschen 130 Tabulatur wurde Senfls Motette gegenüber der ursprünglichen Vorlage stark verändert und mit zahlreichen Kolorierungen versehen, mit dem Ziel, das Stück stärker an die Orgel anzupassen und vokale Elemente zu entfernen. Auch Philippe qui videt me und Homo quidam fecit coenam (das den Cantus firmus von der Josquinschen Vertonung übernimmt) werden merklich modifiziert, jedoch mit weit weniger Kolorierungen versehen, als dies bei Vita in Ligno bemerkt werden konnte. Die umfangreiche Motette Ave rosa sine spinis (die sich durch den paraphrasierten Cantus firmus aus dem Stabat Mater ebenfalls an Josquin Desprez anlehnt,) wurde dagegen beinahe tongetreu übernommen. Um die Funktion der Tabulaturen herauszufinden, muss man jedes Werk einzeln untersuchen. Bei Lublins Intavolierungen könnte es sich einerseits um eigene Instrumentalstücke handeln, die solistisch vorgetragen wurden, andere wiederum wurden wahrscheinlich zur Begleitung des Sängerchores angefertigt. Die tatsächliche Bestimmung lässt sich aber schlussendlich aus dem reinen Notentext nicht nachvollziehen und kann nur vermutet werden.
Abstract
(Englisch)
The Polish tablature written by Johannes of Lublin (collected between 1537 and 1548) contains four of Ludwig Senfl’s motets: Vita in Ligno moritur, Homo quidam fecit coenam, Ave rosa sine spinis and Philippe qui videt me. With its repertoire of about 400 pieces of the most famous contemporary composers the collection represents the most extensive anthology of keyboard music in the first half of the 16th Century. An inscription in the manuscripts front-cover tells us, that Johannes was an organist in the monastery of Kraśnik, which raises the basic question of how he gained access to the vocal music he arranged (especially the prints in which Senfl’s motets had been published). Johannes most likely lived in Cracow, the Polish capital at that time, where German culture was part of everyday life. Beyond that there existed several institutions that maintained cultural exchange with the neighbouring countries. In particular the University of Cracow (founded in 1364), which Johannes possibly attended, and the Royal Chapel of Zygmunt I. and Zygmunt II. August received music by western-european composers. The manuscript PL-Kp Ms. 1716 was collected over a period of about ten years and was notated in Old German Tablature, in which the Discantus is written in mensural notation and the other voices in letters. Most of the pieces were notated by Johannes himself, who also added a musical threatise, which introduces his collection. Apart from Johannes and in a 131 very few cases there were two other writers who couldn’t be identified yet. Besides the mentioned Senfl-works, there are tablatures i. a. from Josquin, Verdelot, Finck, Stoltzer, Isaac and Jannequin, as well as many Polish pieces by the organist Nicolaus Cracoviensis, who might have been in personal contact with Johannes. Nevertheless the majority of the tablatures are still not identified. Ludwig Senfl composed about 130 motets, of which 10 motets in 21 adaptations came down as organ tablatures. Especially Vita in Ligno (the tertia pars of the three parted motet Qui prophetice prompsisti) was very popular and therefor used quite often as a model. Apart from PL-Kp Ms. 1716 and another copy (the so called “Holy Ghost-Tablature”, PLWn rkp.564) this piece can be found in the two sources D-B Sammlung Bohn Ms. mus. 18 and 119 as well as in two prints by Johannes Rühling and Jacob Paix. In the Lublin Tablature Senfls motet was highly modified compared to its model, i. a. using numerous colorations and removing vocal elements for adapting the piece to organ-specific conditions. Philippe qui videt me and Homo quidam (which takes over the cantus firmus of Josquin’s musical setting of the same text) were also modified but with lesser ornamentation than Vita in Ligno. The extensive motet Ave rosa sine spinis (which also uses a Josquin-cantus firmus – in this case from his Stabat Mater) was taken over as an almost true reproduction. To figure out the function of the tablatures, each piece needs to be examined individually. On the one hand the intabulations could be considered as pure instrumental compositions that were performed only by the organist soloistically, on the other hand they could have simply been used to accompany the vocal choir. However, the exact author’s intention cannot be fully reconstructed in the end.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Ludwig Senfl Johannes of Lublin Organ Tablatures Motet Cultural Transfer Polish History of Music
Schlagwörter
(Deutsch)
Ludwig Senfl Johannes von Lublin Orgeltabulaturen Motetten Kulturtransfer Polnische Musikgeschichte
Autor*innen
Meike Wilfing-Albrecht
Haupttitel (Deutsch)
Deutsche Musik in Polen
Hauptuntertitel (Deutsch)
Ludwig Senfls Motetten in der Tabulatursammlung des Johannes von Lublin
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
135 S. : Notenbeisp.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wolfgang Fuhrmann
Klassifikationen
24 Theater > 24.50 Historische Musikwissenschaft ,
24 Theater > 24.60 Musikformen, Musikgattungen: Allgemeines ,
24 Theater > 24.66 Religiöse Musik, geistliche Musik ,
24 Theater > 24.81 Tasteninstrumente
AC Nummer
AC11056553
Utheses ID
23927
Studienkennzahl
UA | 066 | 836 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1