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Kunst und Politik
Derya Öcal
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Johann Wimmer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.26966
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29357.95499.258064-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Thema Kunst und Politik, sowie politische Kunst, wurde vor allem durch die Ereignisse der letzten Jahre, national und international, immer wieder zu einem heiß diskutierten Thema, das mehr und mehr an Aktualität gewann. Dabei tauchen Fragen auf, wie und „ob Kunst politisch sein darf?“ Ob sie überhaupt unpolitisch sein kann. Welche „Macht“ die Kunst tatsächlich hat? Gerade die „Macht“ der Kunst spannt schließlich auch den Bogen zur Politik, zu Fragen der wissenschaftlichen Forschung, hier explizit der Politikwissenschaft. Bis in die Moderne war vor allem die bildende Kunst damit beschäftigt ihre traditionellen Funktionen zu erfüllen und agierte als Handwerker/In oder erstellte Ikonographien für Kirche und Staat, wo sie Bilder der Macht und der Mächtigen, sowie auch religiöse Inhalte und deren Träger für die ungebildeten Menschen vor Augen führte und somit Geschichten und Mythen bebildert verewigte. Ihre religiöse Funktion war über viele Jahrhunderte vorherrschend, wo die Kunst meist Szenen aus Religiösen Schriften oder heilsgeschichtliche Botschaften, als Ersatz für das geschriebene Wort, in Bildern aufgelöst, codiert übermittelte, wovon Wand- und Tafelmalereien erzählen. Doch vor allem stand die Kunst immer im Dienste der Politik, wo sie die Funktion inne hatte der Reichs- und Staatsöffentlichkeit, Herrschaftsrechte und deren Ansprüche bildhaft zu veranschaulichen, Bilder der Macht zu schaffen. Die Kunst war nicht nur Informationsträger der Herrschaftsbereiche und Inhalte, sondern auch der politischen Programmatik von Bildern, durch die Herrschaft legitimiert oder auch kritisiert wurde. In diesem Sinne erfüllte die Kunst, die damals mehr als ein „Können“ als ein Handwerk definiert war, die Funktion eines vormodernen Massenmediums für die Analphabeten jener Zeiten und war gleichzeitig ein Mittel der Mächtigen, um bebildert das unwissende, ungebildete Volk, die von den Auftraggebern - Kirche und Staat - vorgegebenen religiösen sowie politischen Inhalte wissen zu lassen und ihrer absoluten Macht, die über dem Menschen, der Gesellschaft stand, durch das Medium Kunst Ausdruck zu verleihen und walten zu lassen. So wurden viele unzählige Jahrhunderte lang gesellschaftliche-, sozialkulturelle Weltbilder bestimmt. Doch ab der Aufklärung, wo die Konstruktion einer persönlichen Wirklichkeit als Element der Sozialisation galt und das Individuum sich zum Kollektiv abzugrenzen begann, eine eigene Persönlichkeit für die Öffentlichkeit bildetet, um als vollwertiger Teilnehmer der Gesellschaft zu gelten, lösten sich auch die Künstler mit ihrer Kunst, im Laufe der Zeit von ihren traditionellen Aufgaben und Auftraggebern, von Ikonen oder Sinnbildern, von vorgegeben Inhalten, und widmeten sich mehr und mehr den Konstruktionen von ihren eigenen und kollektiven Wirklichkeiten. Durch diese Befreiung von der vorgegebenen, erzwungenen einzelnen sowie gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, von der vorgegebenen Zielgruppe, der vorgegebenen Funktion als Massenmedium mit vorgegebenem Inhalt, erlangte die Kunst den absoluten Freispruch, die ihr erst die Möglichkeit gibt, sich Allem und Nichts zu widmen, ihre Zielgruppe, Themenbereiche, Inhalte, Farben und Formen selbst zu bestimmen, sich selbst zu schaffen, das nicht Gebundene, nicht Bestimmte, das Freie und frei Wesende, das wesen Wollende, wesen zu lassen und somit erst Kunst zu sein und erst zu wirken. Auch ausgehend von der „politischen Seinsweise“ Heideggers, aller sozialen Bereiche und Handlungen ist auch die Kunst und Ästhetik demnach, vor allem seit der Moderne aus sich heraus politisch, indem sie eine ästhetische Gleichgültigkeit produzieren, die prinzipiell traditionelle Normsysteme untergräbt, und insofern stets einen Dissens, einen Bruch im sozialen- und ästhetischen Gefüge, sichtbar macht. So widmet sich diese Arbeit einer großen Forschungslücke und fragt nach einer ungewöhnlichen Beziehung: die zwischen Kunst und Politik, und erreicht damit das große Feld der Gesellschaft und ihre Beziehung zu Gegenständen die ubiquitär, aber keinesfalls selbstverständlich sind. In diesem Sinne beschäftigt sich die vorliegende Arbeit, in der gesellschaftstheoretische Konzepte, ideengeschichtliche Ansätze und Empirie (Experteninterviews) zusammen gedacht und erarbeitet wurde, maßgeblich mit der wechselseitigen Beziehung und Spannung von „Kunst und Politik“, macht das Politische an der Kunst sichtbar, zeigt auf, welche Macht die Politik heute auch in Österreich auf die „freie“ Kunst ausübt, und gibt einen Einblick und schafft das Verständnis für die gegenwärtige „politische Kunst“, die die Umstände und Umbrüche unserer Zeit, nicht mehr nur laut und aggressiv darstellt, und auf eine Gesellschaft abzielt, die ihr politisches Dasein, ihre politische Verantwortung nicht nur lokal sondern auch global erkennt und vollzieht, eine bessere Welt zur Realität, zur Wirklichkeit und somit zur gelebten Wahrheit werden lässt, die „schön“ ist.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Art Politics Policy
Schlagwörter
(Deutsch)
Kunst Politik
Autor*innen
Derya Öcal
Haupttitel (Deutsch)
Kunst und Politik
Paralleltitel (Englisch)
"Art and Polititics"
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
181 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johann Wimmer
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.10 Kunst und Gesellschaft ,
89 Politologie > 89.53 Politische Kultur
AC Nummer
AC10786904
Utheses ID
24123
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
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