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Persönlichkeit und Ernährungsverhalten
Unterschiede in Persönlichkeitseigenschaften, Werthaltungen und moralischer Urteilsfähigkeit von vegetarisch, vegan und omnivor lebenden Menschen
Marie - Kristin Wolf
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Andreas Hergovich
DOI
10.25365/thesis.27037
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30095.30801.365763-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Alternative Ernährungsformen, wie Vegetarismus – also eine fleischlose Ernährungsweise und Veganismus – eine Ernährung gänzlich ohne Produkte tierischen Ursprungs, gewinnen zunehmend an Popularität. In der Literatur zu dieser Thematik gibt es Hinweise auf mögliche Unterschiede in gewissen Aspekten der Persönlichkeit zwischen Personen, die eine solche Ernährungsform praktizieren und jenen, die sich auf konventionelle Weise ernähren. Dennoch wurden bislang kaum Studien zur Überprüfung dieser Annahme durchgeführt. Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit war es daher, Unterschiede in der Persönlichkeit von Menschen, die Produkte tierischer Herkunft in unterschiedlichem Maße in ihre Ernährung miteinbeziehen, aufzufinden.
Dazu wurden im Zuge einer Online-Befragung die Daten von insgesamt 416 Personen in Bezug auf folgende Variablen erhoben: Persönlichkeitseigenschaften in Anlehnung an das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit mittels des NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993), Werthaltungen in Anlehnung an die Theorie von Schwartz (1994) bzw. Schwartz und Bardi (2001) sowie moralische Urteilsfähigkeit basierend auf den Theorien von Kohlberg (1968; 1976; 1987) und Lind (2000a). Des Weiteren wurden die Glaubenssysteme im Zusammenhang mit Produkten tierischen Ursprungs mittels eines selbst erstellten Fragenkatalogs erhoben. Die Stichprobengewinnung erfolgte einerseits per E-Mail, andererseits über spezifische Internet-Foren und Facebook-Gruppen. Die Studienteilnehmer_innen wurden je nach Art und Ausmaß ihres Konsums von Produkten tierischen Ursprungs in folgende Kategorien eingeteilt: Veganer_innen (gar kein Konsum von Lebensmitteln, die von Tieren stammen), Vegetarier_innen (kein Konsum von Fleisch und Fisch), Fleischvermeider_innen (Fleischkonsum wird bewusst eingeschränkt) und Fleischesser_innen. Die untersuchte Stichprobe bestand aus 102 Veganer_innen (davon 82 weiblich, 19 männlich), 110 Vegetarier_innen (davon 89 weiblich, 21 männlich), 88 Fleischvermeider_innen (davon 68 weiblich, 19 männlich) und 116 Fleischesser_innen (davon 65 weiblich, 51 männlich).
Im Zuge der statistischen Auswertung stellte sich heraus, dass Fleischesser_innen signifikant niedrigere Ausprägungen in Offenheit für Erfahrung zeigten als alle anderen Untersuchungsteilnehmer_innen. Andererseits wiesen Fleischesser_innen – gemeinsam mit Fleischvermeider_innen – signifikant höhere Ausprägungen in Extraversion und Gewissenhaftigkeit auf. Hinsichtlich der Persönlichkeitsdimension Verträglichkeit konnten, entgegen der postulierten Hypothese, keine Gruppenunterschiede gefunden werden. Allerdings zeigte sich zusätzlich, dass Vegetarier_innen und Veganer_innen höhere Aus-prägungen in der Dimension Neurotizismus aufwiesen als die anderen beiden Gruppen.
In Bezug auf die Werthaltungen der befragten Personen zeigten sich, in Übereinstimmung mit der postulierten Hypothese, Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen.
Es stellte sich heraus, dass vegetarisch und vegan lebende Menschen dem Wertetyp Universalismus signifikant mehr Wichtigkeit beimaßen als Fleischesser_innen. Des Weiteren waren für Vegetarier_innen und Veganer_innen Biospherische Werte signifikant wichtiger als für die anderen beiden Gruppen, wobei Fleischvermeider_innen diesem Wertetyp ebenfalls höhere Wichtigkeit zuschrieben als Fleischesser_innen. Wertetypen, die die Aufrechterhaltung des Bestehenden betonen, wie etwa Tradition und Sicherheit sowie Macht wurden von Veganer_innen als signifikant weniger wichtig beurteilt als von Fleisch-esser_innen. Im Gegensatz zu den postulierten Hypothesen unterschieden sich die Gruppen bezüglich der Wertetypen Stimulation und Selbstbestimmung nicht signifikant voneinander. Die moralische Urteilsfähigkeit betreffend zeigten sich signifikante Unterschiede hinsichtlich der Ernährungsform, jedoch nur, wenn der Einfluss des Bildungsniveaus ebenfalls berücksichtigt wurde. Veganer_innen erreichten dabei signifikant höhere Werte als Vegetarier_innen. Fleischesser_innen und Fleischvermeider_innen wiesen keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu den anderen Gruppen auf, wobei ihre durchschnittlichen Ausprägungen jenen der Vegetarier_innen am ähnlichsten waren.
Zuletzt konnte nachgewiesen werden, dass die befragten Personen je nach praktizierter Ernährungsform signifikante Unterschiede in ihren Glaubenssystemen im Zusammenhang mit Produkten tierischer Herkunft aufwiesen. Je weniger Produkte tierischer Herkunft konsumiert wurden, umso eher stimmten die Teilnehmer_innen den möglichen Vorzügen einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise im Zusammenhang mit Gesundheit, dem Schutz von Tieren und der Umwelt zu. Andererseits stimmten vegetarisch und vegan lebende Personen möglichen hedonistischen Qualitäten tierischer Lebensmittel weniger zu als Fleischvermeider_innen und Fleischesser_innen, wobei erstere diesen ebenfalls signifikant weniger zustimmten als letztere.
Abstract
(Englisch)
The aim of the present study was to investigate whether people, who practice various forms of nutrition, also show differences according to their personality traits, value orientations and moral justice competence. In the sample of 416 people, living in Austria or Germany, personality differences between meat-eaters, meat-avoiders (consuming no meat), vegetarians (consuming no meat and fish), and vegans (consuming no animal-derived products at all) have been found. Meat-eaters described themselves to be less open to experience than the other groups. On the other hand, they show – together with meat-avoiders – higher levels of extraversion and conscientiousness than vegans. Moreover vegans and vegetarians showed a stronger support for universalism and biospheric values as important principles in their lives. In contrast, conservative values, like security and tradition, as well as power values were more important for meat-eaters than for vegans. Furthermore the study shows that vegans tend to attain higher levels in moral justice competence, but only if the effect of the respondents´ highest educational level has also been taken into account.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
nutrition vegetarianism veganism personality values moral justice competence
Schlagwörter
(Deutsch)
Persönlichkeit Ernährung Vegetarismus Veganismus Werte moralische Urteilsfähigkeit
Autor*innen
Marie - Kristin Wolf
Haupttitel (Deutsch)
Persönlichkeit und Ernährungsverhalten
Hauptuntertitel (Deutsch)
Unterschiede in Persönlichkeitseigenschaften, Werthaltungen und moralischer Urteilsfähigkeit von vegetarisch, vegan und omnivor lebenden Menschen
Paralleltitel (Englisch)
Personality, value orientations and moral justice competence of vegetarians, vegans and omnivores
Publikationsjahr
2012
Umfangsangabe
170
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andreas Hergovich
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.52 Differentielle Psychologie ,
77 Psychologie > 77.69 Sozialpsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC10763796
Utheses ID
24182
Studienkennzahl
UA | 298 | | |