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Hamlet actually is all around
(post-) moderne Aufarbeitung des Shakespeare'schen Tragödienstoffes bei John Updike und Per Olov Enquist
Lisa Schneider
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Norbert Bachleitner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.27141
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29568.10750.197165-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Shakespeare’s prince is certainly the best known representative of his nation. Innumerable glossaries and commentaries have grown round Hamlet, and he is one of the few literary heroes who live apart from the text, apart from the theatre. His name means something even to those who have never seen or read Shakespeare’s play. Zwei dieser unzähligen Bearbeitungen habe ich anhand dieser Arbeit versucht genauer zu untersuchen und festzustellen, wie die jeweiligen Schriftsteller mit dem Thema Hamlet umgehen. Es bedarf vor allem großen Mutes, sich eines solchen Stoffes anzunehmen, folgt man dem obigen Zitat und geht davon aus, dass jeder seinen Ursprungstext kennt und allfällig Assoziationen dahingehend anstellen kann. John Updike ist es gelungen, obwohl er seine Geschichte ebenso wie Shakespeare an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit ansetzt, seinem Leser eine völlig neue Perspektive zu ermöglichen. Er ist, wie sich bei der Analyse gezeigt hat, mit den neusten feministischen Theorien in Bezug auf Shakespeares Werk wohl vertraut und hat dieses Wissen in seinen Roman einfließen lassen – auch wenn er beteuert, einfach nur einen Roman über die von ihm hoch geschätzte literarische Figur der Gertrude schreiben zu wollen. Updike erschafft mit seinem Roman ein literarisch hoch interessantes Konstrukt, das sich auf historische Details ebenso spezialisiert hat wie auch auf die psychologische Aufarbeitung zwischenmenschlicher Beziehungen. Die Spannung ergibt sich dadurch, dass er, wie er anhand der dreifachen Aufteilung in Kapitel unter Verwendung verschiedener Namen für seine Hauptpersonen beweist, genauestens mit der Quellenlage zu Shakespeares Stück vertraut ist und gleichzeitig einen modernen Roman in jahrhundertealter Fassung zu schreiben fähig ist. Im Gegensatz zu Updike schreibt Per Olov Enquist einen historischen Roman, dessen Handlungszeitraum sich ungefähr zwei Jahrhunderte nach Hamlet ansiedeln lässt. Hier ist die Spannung vor allem darauf aufgebaut, dass Enquist reale historische Begebenheiten in eine Geschichte verpackt und gleichzeitig Bezüge zu Shakespeares Stück herstellt. So greift der literarische Ausgangsstoff nicht nur wie bei Updike auf fiktionale Vor- oder Nacherzählungen einflussreich über, sondern verbindet sich, wie man anhand Enquists Roman sehen kann, auch mit historischen Fakten. Dass Hamlet mit all seinen Facetten historische als auch fiktive Erzählungen zu beeinflussen weiß, sei anhand dieser beiden Fallbeispiele bewiesen; die Faszination, die von Shakespeares Werk ausgeht, ist ungebrochen: „In Shakespeare everything is told but nothing is told to the end. Shakespeare is always asking us to give him birth.“ Ich habe versucht, ebenso in Updikes wie in Enquists Roman Parallelen zum Ausgangsstück Shakespeares aufzuzeigen bzw. allfällige Abweichungen hervorzuheben, womit ich hierbei auf die einzelnen Kapitel zur näheren Information verweise. Immer war es jedoch nicht unbedingt meine Intention, den Vorgänger in jedem Aspekt direkt mit seinem Nachfolger zu vergleichen. Ein direkter Vergleich zum Beispiel von Hamlets und Christians Geisteszustand im dritten Kapitel (Der Besuch des Leibarztes) kann deshalb nicht zielführend sein, weil die Konzeption des Wahnsinns zu den unterschiedlichen Zeitpunkten eine andere war und trotz all der vorangegangenen Fragestellungen feststeht, dass Hamlet seinen Zustand vortäuscht, wohingegen Christian dies nicht tut. Die Idee dieser Analyse war es aber auch nicht, die beiden Texte einfach nur auf Unterschiede und allfällige Auffälligkeiten zu untersuchen, sondern aufzuzeigen, wie die Grundzüge von Shakespeares Stück sich, in abgewandelter Form, über die Jahrhunderte weg entwickelten und immer noch ein so großes Faszinosum auch für zeitgenössische Schriftsteller darstellen. What we needed, however, is a renewed awareness that Shakespeare requires a variety of approaches – what a German critic one called ″synthetic interpretation″ - and that in his vast body of works there is a remarkable coherence in his insistence on the folly of war, the redeeming power of love and the necessity of forgiveness. If this is a ″humanist″ view, so be it. We need not share Harold Bloom’s ″awe″ at the ″miracle″ Shakespeare, nor do we need to fall back on the equally emphatic terminology of the Romantics. But we may wish to heed Victor Hugo’s reminder, in his superb Essay on Shakespeare, that the great poets are the leaders of progress. Rather than denying them this role in the name of competing theories and ideologies, we might acknowledge that the exceptional talent has a civilizing power which explains ″la pensée humaine envers l’homme″. Als eben solche “Leader of Progress” sind nicht nur Shakespeare, sondern auch seine zeitgenössischen Nachfolger zu bezeichnen, jene, die seinem Werk immer neuere, tiefgreifende und interdisziplinäre Wege der Interpretation zukommen lassen und ihm durch die Vielfalt an Kritik, die an seinem Werk geübt wird, eine immer größere Bandbreite an Einfluss- und Ausdruckskraft eröffnen. Weshalb Per Olov Enquist den Bezug zu Shakespeares Stück in seinem Roman durchlaufend aufrecht erhält, ließ er zwar unkommentiert, die Tatsache ergibt sich aber allein schon aus den historischen Fakten, die er für seinen Roman nutzt. Natürlich hätte er die direkten Anspielungen auf den Ausgangstext weglassen können – nichtsdestotrotz wären die Parallelen zu Hamlet unübersehbar. Dadurch, dass er sie aber eben einbaut, gibt er der Shakespeare-Kritik neue, anregende Gesichtspunkte zu bedenken: Er zeigt, wie der schon von Shakespeare anhand älterer Quellen aufgearbeitete Stoff seinen Weg bis in die Postmoderne findet. An Enquists Beispiel ist es besonders interessant zu sehen, dass es sich eben nicht um eine direkte Adaption handelt, sondern um einen eigenständigen Roman, der sich, weil die Themenkomplexe und existenziellen Fragen in Hamlet auch über die Jahrhunderte weg zumindest teilweise aktuell geblieben sind, mit eben jenen auseinandersetzt. Das sozusagen übergreifende Thema, das sich am Ende der Geschichte um die Figuren zu schließen scheint – vor allem um Caroline Mathilde, die sich in einem Monolog mit Ophelia vergleicht – ist wiederum ein realitätsbezogenes: Das Schicksal der handelnden Personen entscheidet sich nach den Maßstäben Hamlets, eines Theaterstücks, das König Christian als die Realität begreift. Wo sich Shakespeare schon an einem Kunstgriff übt (das berühmte Spiel im Spiel), wird bei Enquist im postmodernen Spiel mit der Theorie das Theater zur Realität. Sabine Coelsch-Foisner hat ihrem Sammelband einen, wie mir scheint, passenden Titel gegeben, der kurz und bündig noch einmal zusammenfasst, von welcher Präsenz und Außerordentlichkeit Shakespeares Werk auch heute noch beschaffen ist: Not of an Age, but for All Time.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Hamlet Updike Enquist Adaption
Autor*innen
Lisa Schneider
Haupttitel (Deutsch)
Hamlet actually is all around
Hauptuntertitel (Deutsch)
(post-) moderne Aufarbeitung des Shakespeare'schen Tragödienstoffes bei John Updike und Per Olov Enquist
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
104 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Norbert Bachleitner
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.94 Literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption
AC Nummer
AC10783627
Utheses ID
24267
Studienkennzahl
UA | 066 | 870 | |
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