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Anton Bettelheim und Helene Bettelheim-Gabillon und das literarische Leben ihrer Zeit
Herbert Schrittesser
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Herbert Zeman
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.27364
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30329.80947.966753-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Anton Bettelheim und Helene Bettelheim - Gabillon gehörten zu den zentralen Persönlichkeiten des kulturellen und vor allem auch des literarischen Lebens im Wien der Jahrhundertwende. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, sowohl den biographischen Hintergrund, als auch die Verbindung Anton Bettelheims und seiner Frau Helene Bettelheim – Gabillon zu wichtigen Persönlichkeiten des Geistes- und Kulturlebens des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts darzustellen. Insbesondere soll dabei auf Anton Bettelheims Rolle als Biograph dieser Persönlichkeiten eingegangen werden. Des weiteren soll aber auch die gesellschaftliche Rolle und die Bedeutung des Bildungs– und Großbürgertums aufgezeigt werden, dem Anton Bettelheim nicht zuletzt durch die Heirat seiner Schwester Karoline mit dem aus einer Brünner Industriellen- und Bankiersfamilie stammenden Julius Ritter von Gomperz angehörte. Geprägt war Anton Bettelheims Leben und Werk durch seine jüdische Abstammung, aber auch durch seinen Willen, sich in die deutsch-stämmige Gesellschaft der Habsburgermonarchie zu assimilieren, in dieser aufzugehen, sein Judentum abzustreifen, ohne dabei jedoch den Glauben seiner Väter aufgeben zu müssen. So wie er sich aber dem deutschen Kulturkreis zugehörig fühlte, so sah er sich als Österreicher. Hier lag seine engere Heimat. Aus dieser Verbundenheit resultierte auch sein Eintreten für die Volksstücke Ludwig Anzengrubers, dessen Förderung sich Anton Bettelheim auf die Fahnen geschrieben hatte. Zeugnis von der tiefen Verehrung geben die Briefe Bettelheims an den Dichter und nicht zuletzt auch seine Biographie Ludwig Anzengrubers. Es war auch Bettelheims Bestrebung die Gründung eines Theaters in Wien voranzutreiben, welches, als eine Art „Burgtheater für das Volk“, dem Volksstück eine Heimstätte bieten sollte. Dieses Ziel verfolgte er auch als Feuilletonist der Presse und späterhin der Neuen freien Presse und der Deutschen Zeitung. Die für seine Arbeit wesentlichen Verbindungen unterhielt er zu den Autoren des österreichischen Realismus – zu den Vertreten des Volksstückes und der realistischen Erzählung. Jenen, die Landschaft und Menschen ihrer unmittelbaren Heimat ins Zentrum ihrer Werke stellen. Zentrale Gestalt war der bereits erwähnte Ludwig Anzengruber, wichtig seine Freundschaft zu Peter Rosegger. Er gehörte zu den Bewunderern Ferdinand von Saars, den er bereits in jungen Jahren im Hause der Schwester seines Schwagers, Josephine von Wertheimstein, kennen gelernt hatte. Seine Verehrung für Marie von Eber Eschenbach zeigt Züge der Ikonisierung. Ihnen allen – mit Ausnahme von Peter Roseggers, der selbst mit autobiographischen Schriften an die Öffentlichkeit getreten war - widmete er Lebensbeschreibungen, die auch unter Wissenschaftlern seiner Zeit Beachtung fanden. So zählte er auch den Prager Universitätsprofessor August Sauer und den an der Wiener Universität lehrenden Jakob Minor, für dessen Saar Gesamtausgabe er die Biographie des Dichters beisteuerte, zu seinem engeren Bekanntenkreis. Mit diesen beiden Wissenschaftlern, wie auch mit dem Direktor der Wiener Stadt- und Landesbibliothek Karl Golssy, wirkte er federführend im Wiener literarischen Verein. Nicht radikale Erneuerung war für ihn die Aufgabe der Literatur, nicht Darstellung des Lebens in seiner hässlichen Form, sondern die Überlieferung von Werten, das Aufzeigen positiver Möglichkeiten Konflikte zu lösen. Neues sollte auf tradierten Werten aufbauen und sich daraus entwickeln. Nicht ganz zu unrecht wurde ihm daher immer wieder der Vorwurf gemacht, an bereits überkommenen Formen, wie gerade dem Volksstück, festzuhalten. In jedem Fall ist es erklärtes Ziel seiner Arbeit, das Leben „führender Geister“, vornehmlich jenes von Schriftstellern, die in seinen Augen nachhaltiges für die Geisteswissenschaft geleistet haben, der Nachwelt zu überliefern, zu konservieren. Dies verfolgt er vor allem mit seinen biographischen Sammelwerken. Er frönt hierbei einem Heroenkult und sieht, wie schon die Titel zeigen, diese Vordenker weniger als Genies, die in der Studierstube sitzen, sondern viel mehr als Feldherren des Geistes, die die Menschheit bessern und belehren sollen. Mit seiner, auch das kleinste Detail nicht außer acht lassenden Quellenforschung, der Einbeziehung des sozialen Umfeldes, der Herkunft, mit seiner Konzentration auf das Individuelle, wirkt Anton Bettelheim auch für zukünftige biographische Forschung richtungweisend. Allein für seine biographischen Sammelwerke die er ins Leben ruft, suchte er unermüdlich Kontakte zu Persönlichkeiten seiner Zeit. Entsprechend umfangreich auch sein Briefnachlass, der jedoch entgegen seiner Absicht als auch der Intention seiner Frau nach deren Tod, bedingt durch die NS – Herrschaft, der die Kinder des Ehepaares zum Opfer fielen, verstreut wurde. Dementsprechend wird im Anhang der Arbeit versucht, einen, wenn auch mit größter Sicherheit nicht wirklich vollständigen, Überblick über die in verschiedenen Archiven vorhandenen Briefe von und an Anton und Helene Bettelheim zu geben.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Anton Bettelheim Helene Bettelheim-Gabillon /Biographie Biographische Forschung Bürgertum 19. Jahrhundert Sommerfrische Großbürgertum Judentum Volkstheater Volksliteratur Bürgerlicher Realismus Volksstück Peter Rosegger Ludwig Anzengruber Ferdinand von Saar Berthold Auerbach Jakob Minor Augsut Sauer Wiener literarischer Verein Betty Paoli
Autor*innen
Herbert Schrittesser
Haupttitel (Deutsch)
Anton Bettelheim und Helene Bettelheim-Gabillon und das literarische Leben ihrer Zeit
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
411 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Herbert Zeman ,
Wynfrid Kriegleder
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC10785917
Utheses ID
24463
Studienkennzahl
UA | 092 | 332 | |
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