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Solidarische Ökonomie? Eine Untersuchung kleinbäuerlicher Initiativen in Nordostthailand
Alexandra Heis
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Wolfram Schaffar
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.27433
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29276.86963.158261-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Vor etwas mehr als hunter Jahren wurde, im Angesicht der landwirtschaftlichen Transformation und der Auswirkungen auf die kleinbäuerliche Klasse, die Agrarfrage formuliert. Insbesondere Lenin hat dabei die Mechanismen der Verschuldung, Mietverhältnisse und der steigenden Produktivität als zentral für die Entstehung kapitalistischer Klassen in der Landwirtschaft definiert. Diese Mechanismen bestimmen bis heute den Alltag vieler Kleinba(e)uerInnen. Die vorliegende Arbeit untersucht kleinbäuerliche Praktiken, die auf nicht-kapitalistische Produktions- und Verteilungsverhältnisse abzielen und diese bewusst als Abgrenzung zur (westlichen) kapitalistischen Wirtschaft definieren. Um diese Bemühungen besser zu verstehen, wird zunächst die spezifische Weise kapitalistischer Entwicklung in Thailand, und insbesondere im Nordosten, näher beleuchtet. Als Beispiele für kleinbäuerliche alternative Ökonomie gelten hier das lokale Währungssystem Bia Kut Chum, das 1999 implementiert wurde und die Interessensvertretung AAN, die seit Mitte der 1980er Jahr besteht. Das besondere Augenmerk gilt der solidarisch-ökonomischen Dimension dieser Praktiken, wobei hier die demokratischen Strukturen der Gesellschaftsformen, die Identität und Subjektivität der AkteurInnen sowie Solidarität, die auch über die Gruppe hinausgeht, im Vordergrund stehen. Obgleich nicht-kapitalistische Verhältnisse für die kapitalistische Aneignung von Mehrwert zentral sind, sind diese gleichzeitig das Ziel einer Reihe sozialistischer und anarchistischer Bewegungen, die sich bewusst gegen die kapitalistische Ausbeutung wenden. Einige historische Beispiele, die die solidarischen Bauernbewegungen des 20. Jahrhunderts beleuchten, zeigen diese Spannung zwischen Reformismus und Radikalismus, und deren enge Bindung an die kapitalistische Produktionsweise. Diese ist auch in den hier untersuchten Beispielen nachvollziehbar. Die Analyse der empirischen Daten folgte dem Grounded Theory Ansatz. Das Resultat zeigt das hed yak hed gin Konzept als zentrales Phänomen der kleinbäuerlichen Strategien. Außerdem zeigt es eine Reihe an alternativen Produktions- und Verteilungspraktiken, die die kleinbäuerliche Ökonomie von der kapitalistischen abgrenzen sollen. In diesem Sinne sind die hier untersuchten kleinbäuerlichen Gruppen in den transnationalen kapitalismus- und globalisierungskritischen Bewegungen eingebettet. Nichtsdestotrotz sind unter diesem Banner aber auch spezifische konservative, nationalistische oder gar kapitalistische Kräfte vereint. Um einen differenzierten Einblick in die solidarisch-ökonomischen Aspekte des hed yak hed gin Konzeptes zu bekommen, wird dieses vor dem Hintergrund der dominanten thailändischen Diskurse der Sufficiency Economy, des Buddhismus und der internationalen Lokalismusdebatte besprochen.
Abstract
(Englisch)
Some hundred years ago, Kautsky and Lenin were concerned with the capitalist transformation of agriculture, and its effects on peasants. Lenin especially, was the first to analyse its mechanisms of debt, rent and production of scale as central to the creation of capitalist classes. While socialist, as well as conservative forces have both expected peasants to dissolve into those classes sooner or later, in many places, as well as in the Northeast Thailand, peasants still remain. Although their everyday lives are constrained by economic pressures, and their struggles often are politically marginalized, the actors of this study feel being farmer is part of their very identity. In order to understand their struggle, the thesis looks first into particular development of capitalist relations in Thailand, as well as the Northeast. The study looks in detail into two specific examples of peasant movement initiatives, namely a CCS Project Bia Kut Chum, which was implemented in 1999 and a peasant group’s network, the AAN, which started in the mid-1980s, and is concerned with an estimation of their efforts as being in line with the solidarity economy movement. Although non-capitalist relations are essential to capitalist accumulation, they have at the same time been the aim of a number of socialist and anarchist, communitarist and libertarianist movements, and mark a conscious decision against capitalist forms of exploitation. Some historical examples, presented in this paper, give an insight into the solidarity movements among peasant societies at the beginning of the 20th century. All have, similarly to the present alternative economies, resembled the tensions between reformism and radicalism, and were closely tied to capitalist modes of production. In order to be able to determine the solidarity-economy aspects of the case studies discussed in this paper, I am looking closely into its effects on democratic decisions, identity and subjectivity construction, as well as inter-group solidarity. The analysis of empirical data is based on the Grounded Theory approach. The results point towards the concept of hed yak hed gin as the central phenomenon of the peasant’s strategies. In addition there are a number of alternative modes production and distribution, which are meant to define the peasant’s economy as distinct from western capitalist relations. As such the peasant movement is clearly embedded within the transnational movements that oppose neoliberal globalisation. However, there are also a number of conservative, nationalist and indeed capitalist forces combined under this umbrella. In order to gain a somewhat nuanced insight into the solidarity-economy aspects of the hed yak hed gin concept and related strategies, the thesis sets them against dominant Thai discourses of Sufficiency Economy, Buddhism and the international localism debate.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
solidarity economy Northeast Thailand Isaan peasant social movement local currency network Bia Kut Chum foodsovereignty
Schlagwörter
(Deutsch)
solidarische Ökonomie Nordostthailand Isaan kleinbäuerliche soziale Bewegungen lokales Währungsnetzwerk Bia Kut Chum Ernährungssouveränität
Autor*innen
Alexandra Heis
Haupttitel (Deutsch)
Solidarische Ökonomie? Eine Untersuchung kleinbäuerlicher Initiativen in Nordostthailand
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
VII, 142 S. : Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wolfram Schaffar
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.03 Methoden, Techniken und Organisation der sozialwissenschaftlichen Forschung ,
89 Politologie > 89.19 Sozialistische Richtungen ,
89 Politologie > 89.35 Demokratie ,
89 Politologie > 89.41 Staat und einzelne Gruppierungen ,
89 Politologie > 89.42 Staat und Bürger ,
89 Politologie > 89.57 Politische Beteiligung ,
89 Politologie > 89.62 Politische Bewegungen
AC Nummer
AC10811694
Utheses ID
24527
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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