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Politische Hintergründe von Olympischen Spielen in Deutschland
Petra Kornmeier
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Karl Vocelka
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.27606
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29092.06369.140055-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In meiner Arbeit habe ich die politischen Hintergründe sowie Zusammenhänge der beiden Olympischen Spiele in Deutschland und in kurzer Form auch der auf München folgenden Spiele erläutert. Die Olympischen Spiele von 1936 sind vielen auch unter der Bezeichnung „Nazi-Spiele“ bekannt, weil diese gänzlich in den Dienst der nationalsozialistischen Propaganda gestellt wurden. Vor der Machtergreifung Hitlers war die NSDAP internationalen Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen, in deren Rahmen man sich mit den Siegermächten im sportlich fairen Wettkampf messen sollte, ablehnend gegenüber gestanden. Ab 1933 erkannte man jedoch die einmalige Möglichkeit, durch die Ausrichtung einer derartigen Großveranstaltung national und international politisch Einfluss nehmen zu können. Innenpolitisch wollte man die Bevölkerung zu Massenloyalität dem Regime gegenüber erziehen und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Außenpolitisch sollte ein Prestigegewinn erfolgen, indem man sich freiheitsliebend und demokratisch präsentierte, obwohl gleichzeitig die jüdische Bevölkerung, auch im Sport, unterdrückt und benachteiligt wurde. Im Zuge der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten wurden alle Medien in den Dienst der Olympischen Sache gestellt. Die amerikanische Boykottbewegung gegen die Spiele in Berlin, die letztlich jedoch scheiterte, hätte das Potential gehabt, der Weltöffentlichkeit, aber v.a. auch dem deutschen Volk zu zeigen, dass man das nationalsozialistische Regime und wie es die jüdische Bevölkerung behandelt keinesfalls akzeptiert. Durch die perfekte Organisation, dem Rekord an Zuschauern und Neuerungen wie dem Olympischen Fackellauf, der zur Tradition geworden ist, sind die Olympischen Spiele von Berlin 1936 trotzdem vielen in positiver Erinnerung geblieben. In der Zeit von 1945 bis 1972 musste Deutschland bzw. mussten beide deutschen Staaten erst wieder ihren Weg zurück zu Olympia finden. Der BRD gelang dies schneller und sie nahm erstmals 1952 in Helsinki wieder an Olympischen Spielen teil. Die DDR hatte es deutlich schwerer, sie kämpfte schließlich überhaupt um ihre staatliche Anerkennung gegenüber der BRD und auch international. Ab den Spielen 1956 fand das IOC den Kompromiss einer gesamtdeutschen Mannschaft für Olympische Spiele, in der BRD und DDR unter gemeinsamer Flagge, und mit gemeinsamer Hymne und Emblemen antraten. Diese sollte trotz einiger politischer Differenzen wie etwa dem „Flaggenstreit“ oder dem Bau der Berliner Mauer, bis einschließlich der Spiele 1968 bestehen. Bei den Olympischen Spielen in München 1972 traten dann erstmals zwei deutsche Mannschaften an. Die Zeit zwischen Berlin und München wurde politisch hauptsächlich vom Ost-West-Konflikt beeinflusst. Unmittelbar vor den Spielen in München hatte jedoch eine Phase der Entspannung eingesetzt. Die direkte Auseinandersetzung mit der belastenden Vergangenheit hatte man so gut es ging außen vor gelassen und so war man recht optimistisch, dass es zu keinen Zwischenfällen kommen würde. Mit dem Motto der „heiteren Spielen“ in deren Zusammenhang jeder Form von Militarismus und polizeilicher Kontrolle vermieden werden sollte, wollte man für eine lockere Stimmung in München sorgen. Diese wurde leider durch den Terroranschlag der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ unterbrochen, welche Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln nahmen, um die Freilassung von 234 in Israel gefangenen Arabern zu erpressen. Durch den verheerenden Ausgang des Geiseldramas, dem 17 Menschen zum Opfer fielen, sollte der Terroranschlag den Münchner Spielen für immer seinen Stempel aufdrücken. Politisch befand sich die BRD nun mitten im Nahost-Konflikt wieder. Westdeutschland und Israel wurden als die Opfer des Anschlags einander näher gerückt, während das Verhältnis zu den arabischen Ländern erschwert wurde, weil diese nicht nur während der Verhandlungen mit den Geiselnehmern keine Unterstützung zeigten, sondern sich danach auch noch solidarisch zu ihnen erklärten. Die folgenden Olympischen Spiele standen im Zeichen großer Boykotte. 1976 in Montreal waren es die afrikanischen Länder aufgrund der Apartheidpolitik Südafrikas, 1980 in Moskau die USA und ihre Verbündeten anlässlich des sowjetischen Militäraktion in Afghanistan und 1984 in Los Angeles revanchierte sich die UdSSR samt Systempartnern schließlich ebenfalls mit einen Boykott. Die Olympischen Spiele wurden hier ganz klar benutzt, um politische Ziele zu erreichen. Dabei wurde hier aber völlig auf die eigentlichen Leidtragenden, nämlich die SportlerInnen, vergessen. Für sie ist Olympia das größte sportliche Ziel und dieser Möglichkeit zur Erfüllung ihres Lebenstraums oder zumindest dem Vergleich mit den Weltbesten, wurden sie beraubt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Olympische Spiele Berlin 1936 München 1972 Terroranschlag München 1972 Boykott
Autor*innen
Petra Kornmeier
Haupttitel (Deutsch)
Politische Hintergründe von Olympischen Spielen in Deutschland
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
103 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Karl Vocelka
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
76 Sport > 76.01 Geschichte des Sports, der Freizeit und Erholung
AC Nummer
AC10863202
Utheses ID
24668
Studienkennzahl
UA | 190 | 313 | 482 |
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