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"Écrire au jour le jour"
"énonciation" und "énoncé" im hermeneutisch-narrativen "réflexion de second dégré" nach Paul Ricoeur und ihre Anwendung in Gustave Flauberts "Madame Bovary"
Ersin Gülsen
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Jörg Türschmann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.28081
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29613.32263.344754-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Mit „écrire au jour le jour“ bezeichnet Jean-Paul Sartre im ersten Absatz seines Romans La Nausée die phänomenologische Antizipation einer Vergenwärtigung einer zu erzählenden Geschichte, deren Charakter der Geschichte dadurch ihren Vergangenheitsaspekt verlieren soll. Denn der zeitliche Abstand scheint dem Leben ihren akuten und tatsächlichen Charakter zu entnehmen. Literaturtheoretisch bestimmt die énonciation die Frage nach dem erzählenden Subjekt und das énoncé das Erzählte der Geschichte. Mit der temps de la narration bzw. phänomenologisch gesprochen der présent de la narration können énonciation und énoncé ihre jeweilige phänomenologische Zeitlichkeit fordern. Ricœurs hermeneutische Aufgabe ist jedoch in Form seiner Methode der réflexion de second dégré zuerst die phänomenologische und dann die reflexionstheoretische (weil Ricœur auch den reflexiven Charakter des Paares énonciation-énoncé erkennt) Eigentlichkeit des Erzählmodus’ zu transgressieren. Er vollzieht dies mit den beiden Konzepten der distanciation und appropriation. Dieser methodische détour ermöglicht die Frage des Erzählens einer Geschichte nicht nur von seinem Wunsch der Ursprünglichkeit zu dezentrieren, sondern auch am Ende der Frage auch Sartres intimstes Problem besser zu verstehen: wie kann sich eine/r über den narrativen Modus selbst verstehen und ihr/ sein Leben im Sinne einer Aufmerksamkeit für ihr/sein Selbtsein verstehen. Jenseits einer phänomenologischen oder wissenschaftlichen Erklärung bekommt die Frage den Charakter nach der Frage über die Frage. An diesem Moment wird das hermeneutische Selbst-Verstehen akut und berührt auch Jacques Derridas Figur der Unmöglichkeit des Denkens. Die Distanzierung von der Eigentlichkeit und Urspünglichkeit des Erzählmodus’ vollzieht sich zugleich in dessen Mediation im Medium des Textes. Gustave Flaubert hat mit seinem Werk Madame Bovary und dessen Ambitionen ein livre sur rien bzw. ein anti-roman zu sein und der besonderen Elastizität der Frage nach der Subjektivität des Erzählmodus in seiner Elaboration des style indirect libre, die nicht eine Regression des Subjektiven, sondern im Sinne der impartialité die Subjketivität der Subjektivität bedeuted, dieser Fragepositionierung (die eigentlich keine Positionierung ist bzw. das Sich-Positionieren befragt) des réflexion de second dégré eine besondere Manifestation gegeben.
Abstract
(Englisch)
„Écrire au jour le jour“ means as far as it concerns Jean-Paul Sartres first paragraph of La Nausée the phenomenological problem of telling a story in it’s immediate character. Despite it’s past aspect, a phenomenlogical presentification should be possible in order to have an acute and factual feeling of life. With the notions of énonciation, which denotes the subject telling the story, and énoncé, which describes the told story, the literary definition of this problem is indicated and precised with Ricœurs concept of présent de la narration. But Ricœur re-expresses this problem beyond it’s phenomenological and reflexive point of view (because the couple of énociation-énoncé has even a reflexiv and redoubled character) in consideration of the hermeneutic task to question it about it’s peculliarity and unspoiled nature in the context of his methode of réflexion de second dégré. This last concept indicates the movement of distanciation and appropriation. As a kind of methodic détour it not only frees the question of it’s purely scientific character like it’s phenomenological point of view but also uncovers Sartre’s desire to understand onself in the narrative modus in order to gather one’s thought for the fundamental question of one’s life itself. In this sense the hermeneutic demand of understanding oneself becomes actual and even Derrida conceptuality of impossibility of thinking is touched on. Beside this philosophical perspective the question of telling a story now expresses it’s different character in the medium of the text. It’s Gustave Flauberts Madame Bovary and it’s ambitions of livre sur rien and anti-roman and the very elasticity of it’ s elaboration of subjectivity in the context of the style indirect libre that seems to translate the methodic intentions of the réflexion de second dégré.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Paul Ricoeur Gustave Flaubert Madame Bovary Hermeneutics Narrativ
Schlagwörter
(Deutsch)
Paul Ricoeur Gustave Flaubert Madame Bovary Hermeneutik Narrativität
Autor*innen
Ersin Gülsen
Haupttitel (Deutsch)
"Écrire au jour le jour"
Hauptuntertitel (Deutsch)
"énonciation" und "énoncé" im hermeneutisch-narrativen "réflexion de second dégré" nach Paul Ricoeur und ihre Anwendung in Gustave Flauberts "Madame Bovary"
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
120 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Jörg Türschmann
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.24 Neue westliche Philosophie ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.02 Philosophie und Theorie der Geisteswissenschaften ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.03 Theorie und Methoden der Sprach- und Literaturwissenschaft
AC Nummer
AC10862628
Utheses ID
25094
Studienkennzahl
UA | 236 | 346 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1