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Gibt es eine Nachhaltigkeitsgarantie?
ökologisch-soziale Auswirkungen der Agrarkraftstoffproduktion in Rivas, Nicaragua als Audruck der Inwertsetzung von Natur
Jana Louisa Herbst
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Georg Grünberg
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.28295
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30218.77561.860669-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Diplomarbeit behandelt aus der Perspektive der Politischen Ökologie den Begriff der Nachhaltigkeit und der Inwertsetzung der Natur, widmet sich dem Diskurs um Agrarenergie innerhalb der Europäischen Union (EU) und stellt anhand einer Akteursanalyse die ökologisch-sozialen Auswirkungen der Agrarkraftstoffproduktion in Rivas, Nicaragua dar. In den letzten zehn Jahren hat sich die Energiepflanzenproduktion weltweit ausgeweitet und die Agrarkraftstoffe werden als eine Antwort auf Energieknappheit und Klimawandel postuliert. Der Sinn von Agrarenergie wird sowohl in der internationalen Umweltpolitik als auch in der Wissenschaft sehr kontrovers diskutiert. Die Richtlinie 2003/30/EG zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor der EU sieht einen verpflichtenden Anteil von 5,75 % aller Otto- und Dieselkraftstoffe für den Verkehrssektor vor. Dieser Anteil wurde in einer Nachfolgerichtlinie auf 10% bis zum Jahr 2020 erhöht. Da es in den vergangenen Jahren vermehrt zu negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft der Agrarkraftstoffproduktion kam, hat die EU in der Nachfolgerichtlinie von 2009 die Forderung formuliert, Biomasse nur noch „nachhaltig“ zu produzieren. Schließlich wurden 2011 von der EU sieben Zertifizierungssysteme anerkannt, die die Nachhaltigkeit und CO2-Effizienz von Agrarkraftstoffen garantieren sollen. Da es innerhalb der EU nicht ausreichend Anbaufläche für Agrarkraftstoffe gibt, wurde der Anbau von Energiepflanzen in den letzten Jahren immer weiter in Länder des Südens ausgelagert. Es wird suggeriert, dass mit der Agrarkraftstoffproduktion Arbeitsplätze und damit steigendes Wirtschaftswachstum in den Anbauländern entstehen. Die Arbeit zeigt anhand eines Fallbeispiels der zertifizierten Zuckerrohrproduktion für Agrarenergie in Nicaragua, ob die negativen ökologisch-sozialen Auswirkungen durch eine Zertifizierung verhindert werden können. Anhand einer auf den Ergebnissen einer ethnographischen Feldforschung beruhenden Akteursanalyse zeigt die Arbeit zum einen die unterschiedlichen Interessen und Strategien der Akteur_innen in Nicaragua auf. Zum anderen werden Machtverhältnisse und Konflikte dargestellt, die zwischen den unterschiedlichen Akteur_innen bestehen und reproduziert werden. Im Zentrum der Akteursanalyse stehen die Arbeiter_innen und lokale Bevölkerung. Außerdem wird gezeigt, inwiefern Nachhaltigkeitsproblematiken trotz der Zertifizierung weiter bestehen. Es wird ferner deutlich gemacht, dass die Agrarkraftstoffproduktion als Ausdruck der Inwertsetzung der Natur gesehen werden kann und das Fortbestehen einer fossilen Konsumweise dadurch möglich wird.
Abstract
(Englisch)
Referring to the theoretical perspective of political ecology, this thesis focuses on the socio-ecological impacts of the agrofuel production in Rivas, Nicaragua. Agrofuels are postulated as an answer for climate change and energy shortages and the production of energy crops has increased worldwide in the past ten years. However, the social and environmental benefits of agofuels are questionable. This paper deals with the commodification of natural resources through the production of agrofuels, the discourse/debate on its effectiveness and sustainability in the European Union and in particular on the consequences of the sugarcane production in Nicaragua for the local communities and plantation workers. Agrofuels are mainly produced in countries of the south, since Europe does not have enough cropland to grow the needed amounts. There they are argued as promising opportunities for employment and economic development. In 2003, the European Union signed a biofuel directive, which included a mandatory target of adding 5,75 percent of agrofuels to standard fossil fuel gasoline by 2010. In a follow-up directive, this target was raised to 10 percent. In recent years the negative social an ecological consequences of the agrofuel production have finally reached the public through NGO campaigns and some media reports. This led to an EU directive of 2009 on the exclusive use of sustainably produced agrofuels, along with seven different certification-systems in 2011, which should guarantee their sustainability and CO2-efficiency. This thesis, working on the basis of a case-study of certificated sugarcane-production for agrofuels in Nicaragua, examines if the negative socio-ecological impacts can be avoided through a certification system. It will illustrate the different interests and strategies of the stakeholders as well as the power relations and conflicts which exist between them and examines wether these are reproduced in the structures of the production process. As I want to point out the socio-ecological impacts on the often ignored group of the local communities and sugarcane-workers, they are in the center of my analysis. Combining an analysis of the different players in the field of agrofuel production with the results of a field research in Nicaragua, I will point out to what extent the problems of sustainability persist in spite of a certification system. Concludingly I will show that the production of agrofuels can be seen as an expression of commodification of nature in order to sustain current modes of mass consumption hitherto based on fossil energy systems.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Agrofuels Biofuels Energy Climate Change Sustainability Commodification of Nature Political Ecology Certification Nicaragua Sugar Cane
Schlagwörter
(Deutsch)
Agrarkraftstoffe Biokraftstoffe Energie Klimawandel Nachhaltigkeit Inwertsetzung der Natur Politische Ökologie Zertifizierung Zuckerrohr Nicaragua
Autor*innen
Jana Louisa Herbst
Haupttitel (Deutsch)
Gibt es eine Nachhaltigkeitsgarantie?
Hauptuntertitel (Deutsch)
ökologisch-soziale Auswirkungen der Agrarkraftstoffproduktion in Rivas, Nicaragua als Audruck der Inwertsetzung von Natur
Paralleltitel (Englisch)
Is There a Guarantee for Sustainability? Socio-Ecological Impacts of the Agrofuel Production in Rivas Nicaragua as an Expression of the Commodification of Nature.
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
130 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Georg Grünberg
Klassifikation
89 Politologie > 89.93 Nord-Süd-Verhältnis
AC Nummer
AC11031963
Utheses ID
25266
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1