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Die neueren Normativierungsversuche des Sardischen
Limba Sarda Unificada - Limba de Mesania - Limba Sarda Comuna - Arrègulas ; eine soziolinguistische Untersuchung
Elisabeth Wippel
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Georg Kremnitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.28575
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29499.82209.653070-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Dank des nationalen Gesetzes Nr. 482 zum Schutz und zur Wahrung der Minderheitensprachen aus dem Jahr 1999, ebenso dank des regionalen Gesetzes Nr. 26 zur Förderung und Aufwertung der sardischen Sprache und Kultur aus dem Jahr 1997, war es für die Region Sardinien möglich, zahlreiche Initiativen zur Förderung der sardischen Sprache im sprachenpolitischen, administrativen, kulturellen, schulischen und universitären Bereich zu realisieren. Bis zum aktuellen Zeitpunkt haben die Maßnahmen jedoch nicht den erhofften Erfolg erzielt, wie zum Beispiel die LSU (Limba Sarda Unificada) aus dem Jahr 2001 bzw. die LSC (Limba Sarda Comuna) aus dem Jahr 2006, beides Versuche das Sardische einheitlich zu verschriftlichen. Gründe für das Scheitern können folgende sein: Die Region Sardinien hat die Bewohner weder in ausreichendem Maß informiert, noch in die Erarbeitung eines Standardsardisch miteinbezogen. Diese Vorgehensweise ruft bei einem Großteil der Sarden eine Abneigung gegenüber der regionalen Regierung und deren Maßnahmen hervor. Darüber hinaus fordern die Sprecher jeweils die eigene lokale Varietät aufgrund von Authentizität und Originalität und lehnen eine andere grundsätzlich ab. Am 5. Mai 2007 wurde eine soziolinguistische Studie (Le lingue dei sardi. Una ricerca sociolinguistica. Rapporto finale a cura di Anna Oppo) präsentiert. Daraus geht hervor, dass die sardische Bevölkerung der Einführung des Sardischen in Schulen und Institutionen positiv gegenübersteht, gleichzeitig wird die besondere Notwendigkeit einer Kodifizierung deutlich. Seit der Präsentation kommt es allerdings immer wieder zu Kritik, da die Ergebnisse der Studie von den sprachenpolitischen Vertretern der Region Sardinien offensichtlich manipuliert wurden; überdies hätten genaue Daten über die Sprecherzahlen bzw. die Einstellung der Befragten zur Normativierung der sardischen Sprache bei der Erarbeitung einer Referenznorm von Nutzen sein können. Ob das Ziel also wirklich das Schaffen eines einheitlichen Schriftsardisch war, lässt an diesem Punkt Zweifel entstehen. Als Reaktion auf die Kodifzierungsvorschläge der Region Sardinien kam es zur Erarbeitung zwei weiterer Referenznormen: die LdM (Limba de Mesania) durch das Comitau „Abbia a unu sardu comunu“ im Jahr 2004 bzw. die Arrègulas durch die Provinz Cagliari im Jahr 2009. Aktuell werden die LSC und die Arrègulas im institutionellen Bereich gebraucht, was automatisch zur Frage führt, ob es in Sardinien noch möglich ist, einen einzigen Normativierungsvorschlag durchzusetzen. Eine soziolinguistische Annäherung an das Thema ermöglicht eine genaue Betrachtung inner- und außersprachlicher Faktoren; vor allem die Betrachtung außersprachlicher Faktoren wird im Kontext der Kodifizierungsbestrebungen des Sardischen absolut notwendig, da bei Bewertungen häufig historische, politische, ideologische oder ökonomische Aspekte entscheidend waren bzw. sind. Demnach werden in der vorliegenden Arbeit alle Maßnahmen im Rahmen der Kodifizierungsbestrebungen Sardiniens und der damit in Verbindung stehenden sprachenpolitischen und soziolinguistischen Initiativen analysiert. Grundsätzlich ist die Diskussion zu den Kodifizierungsbestrebungen von umfassender Kritik und Polemik gekennzeichnet. Gleichzeitig lässt sich bei den Sarden ein langsamer Prozess der Bewusstseinsveränderung in Bezug auf die sprachliche Situation beobachten; soziolinguistische und sprachenpolitische Maßnahmen unterstützen diesen langwierigen Prozess. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit bestätigen, dass eine isolierte Betrachtung von Sprache nicht möglich ist, da außersprachliche Elemente bei den Normativierungsbestrebungen in Sardinien ein große Rolle spielen; es sind vor allem politische Faktoren, die den soziolinguistischen Kurs bestimmen.
Abstract
(Englisch)
In accordance with the 1999 national law n. 482 for the protection of minority languages as well as the 1997 regional law n. 26 for the promotion and enhancement of Sardinian language and culture, it was possible for the Regional Government of Sardinia to realize numerous initiatives for promoting Sardinian language in areas like language policy, administration, culture, school and university. So far two attempts to create a standard language, the measures such as the LSU (Limba Sarda Unificada) from 2001 or the LSC (Limba Sarda Comuna) from 2006, had not been successful. The following factors could be the reasons for the failure: the Regional Government had neither informed the residents adequately nor involved the speakers in the development of a standard language. This way of proceeding caused, in the majority of Sardinians, a negative attitude towards the Regional Government and its measures. In addition, each speaker of Sardinian language demands his own local variety because of authenticity and originality, and rejects others absolutely. On 5 May 2007 a sociolinguistic study (Le lingue dei sardi. Una ricerca sociolinguistica. Rapporto finale a cura di Anna Oppo) was presented. This shows a positive attitude of Sardinian people towards the introduction of Sardinian language in schools and other institutions; at the same time, the need for a standard language becomes obvious. Since this study was presented there has been criticism, because the results of the study have been evidently manipulated. Furthermore, information on numbers of speakers or the attitude to the codification of the Sardinian language would have been useful for creating a standard language. So it is doubtful whether the target of the Regional Government was really to create a standard language. As a response to the attempts to create a standard language (LSU and LSC), two further projects were presented: the LdM (Limba de Mesania) by the Comitau „Abbia a unu sardu comunu“ in 2004 and the Arrègulas by the Province of Cagliari in 2009. At the moment, in official institutes the LSC and the Arrègulas are being used; this leads to the question of whether it is still possible to promote only one standard language in Sardinia. A sociolinguistic approach enables an accurate analysis of internal and external linguistic factors; the examination of external linguistic factors especially becomes absolutely necessary in the context of the Sardinian codification efforts, as evaluation included or often includes historical, political, ideological and economic aspects. This is why the present thesis analyses all measures in the context of Sardininan language codification as well as all language policy, and sociolinguistic initiatives. Generally, the discussion regarding the creation of standard language is marked by criticism and controversy. At the same time, Sardinians show a slow transformation of consciousness in relation to the linguistic situation in Sardinia; sociolinguistic and language policy measures stimulate this gradual process. The results of this study confirm that an isolated consideration of language is not possible, since extra-linguistic elements in the attempts to create a Sardinian standard language play a major role; it is primarily political factors that determine the sociolinguistic course.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Sardinian language codification minority languages language policy Limba Sarda Unificada Limba de Mesania Limba Sarda Comuna Arrègulas
Schlagwörter
(Deutsch)
Sardisch Normativierung Minderheitensprachen Sprachenpolitik Limba Sarda Unificada Limba de Mesania Limba Sarda Comuna Arrègulas
Autor*innen
Elisabeth Wippel
Haupttitel (Deutsch)
Die neueren Normativierungsversuche des Sardischen
Hauptuntertitel (Deutsch)
Limba Sarda Unificada - Limba de Mesania - Limba Sarda Comuna - Arrègulas ; eine soziolinguistische Untersuchung
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
315 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Georg Kremnitz ,
Robert Tanzmeister
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.25 Soziolinguistik: Sonstiges
AC Nummer
AC10903944
Utheses ID
25511
Studienkennzahl
UA | 092 | 236 | 349 |
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