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Dein Theater war wie ein Magnet
das Wiener Schauspielhaus unter Hans Gratzer von 1978 bis 2001
Petra Paterno
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Hilde Haider-Pregler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.28599
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29521.59424.938866-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
"Dein Theater war wie ein Magnet" ist die erste wissenschaftliche Untersuchung des Wiener Schauspielhauses unter Hans Gratzer (1941-2005). 1978 hat der Theatermacher die Mittelbühne in der Porzellangasse im neunten Wiener Bezirk gegründet und das Haus mit einer Unterbrechung von vier Jahren bis 2001 geführt. Zu Zeiten konnte die Bühne, die etwa 200 Zuschauern Platz bietet, eine Strahlkraft entfalten, die alles andere in den Schatten stellte, war ein Zentrum zeitgenössischen Theaterschaffens inmitten einer traditionell eher konservativen Wiener Bühnenlandschaft. Mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten wächst die Bühne in der Porzellangasse wiederholt über sich hinaus, es gelingen herausragende Theateraufführungen, welche die Bühne und ihren Leiter bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt machen. Kritiker wie Befürworter von Hans Gratzer stimmen überein, dass der Theatermacher ein besonderes Talent hatte, das Potenzial von Mitarbeitern zu erkennen. Der Charismatiker verstand es, Menschen um sich zu scharen und zu außergewöhnlichen Leistungen anzuspornen. Dann wiederum gab es Tage, an denen sich mehr Schauspieler auf der Bühne, als Zuschauer im Parkett befanden. Teil eins befaßt sich in einer Chronik der Ereignisse mit diesem eruptivem Auf und ab. Da Hans Gratzer ein geradezu untrügliches Gespür für Zeitströmungen besaß, ist das Schauspielhaus ein geradezu idealer Brennspiegel für jene Veränderungen, die das Theater im ausgehenden 20. Jahrhundert durchlaufen hat, drei Aspekte werden im zweiten Teil besonders vertieft. Hans Gratzer wird in der ersten Schauspielhaus-Phase (von 1978 bis 1986) vor allem mit Klassikerinszenierungen bekannt, darunter vier Shakespeare-Aufführungen, bei denen er Stilmittel des neueren Regietheaters anwendet. Im deutschen Feuilleton wird die Debatte Regietheater versus Werktreue angeregt geführt, in der Wiener Theaterlandschaft ist die neue Form der szenischen Umsetzung seinerzeit noch weitgehend ausgespart. Das Schauspielhaus erkennt die Lücke und etabliert sich überzeugend als Ort des zeitgenössischen Theaterschaffens. Die inhaltlichen und formalen Umwälzungen des szenischen Schreibens werden am Beispiel von Elfriede Jelinek, Peter Handke und Werner Schwab thematisiert. 305 Schließlich wird gezeigt, wie Hans Gratzer Homosexualität auf der Bühne verhandelt hat. Obwohl ein explizit homosexuelles Theater keineswegs erklärte Programmatik war, ist die Bühne die einzige in Wien, die das Thema Aids wiederholt anspricht, vor allem Tony Kushners monumentales Aids-Epos "Angels in America" bescherte der Bühne einen großen Erfolg. Die Arbeit stützt sich auf Zeitungsberichte und andere Quellen des Schauspielhauses, wesentlicher Bestandteil sind Gespräche mit Zeitzeugen. In der Zusammenschau entsteht das Bild einer experimentierfreudigen Bühne und der Blick auf einen außergewöhnlichen Künstler.
Abstract
(Englisch)
„Your Theatre Was Magnetic“ is the first comprehensive academic study of the Viennese theatre Schauspielhaus under the direction of Hanns Gratzer (1941-2005). He founded the theatre in 1978, and reigned over the house in Porzellangasse, in the city’s ninth district, until 2001, with only a brief four year intermission in-between. At times, the theatre, which can accomodate an audience up to 200 people, put everything else in its shadow, and established itself as an important centre for contemporary theatre, surrounded by the traditionally rather conservative Viennese theatre landscape. Despite financial constraints, the theatre became recognised for its exceptional productions and the Schauspielhaus and its director were introduced to a wider public beyond Austria’s borders. Critics and supporters agree that Gratzer had a special talent for recognising the full potential of his colleagues and staff. The charismatic artist had a way of gathering people around him, and of stimulating their creativity in order to achieve extraordinary results. On the other hand, at times, the actors on stage outnumbered the spectators in the pit. The first part of this thesis chronicles these events, and looks at the theatre’s ups and downs. With Gratzer’s almost infallible sense of Zeitgeist, the Schauspielhaus could be seen as a convex mirror for the transformation of late 20th century theatre. Three aspects are analysed in greater detail in the second part. Hans Gratzer initially became known for his productions of classical plays, amongst which were four productions of Shakespeare plays. In the first phase of the Schauspielhaus between 1978 – 1986, Gratzer used stylistic devices propagated by the new Regietheater. While a lively debate critical debate on Regietheater versus Werktreue took place in German broadsheets, Viennese theatres remained largely untouched by this new way of directing. The Schauspielhaus closed this gap and convincingly established itself as a place for contemporary theatre.The seismic shifts that changed form and content of scenic writing are illustrated by discussing examples of Elfriede Jelinek’s, Peter Handke’s and Werner Schwab’s work. Finally, this thesis will show how Gratzer handled the subject of homosexuality in his stage productions. While the Schauspielhaus did not have an explicit agenda to debate homosexuality, it was the only Viennese theatre that repeadedly confronted its audience with Aids, particularly in a hugely succesful production of Tony Kushner’s monumental Aids Epos Angels in America. 304 This thesis draws on a range of sources including newspaper articles and reviews, programme notes, documents from the archive of the Schauspielhaus, and oral history interviews. What emerges is the picture of an astonishingly adventurous theatre and the image of an extraordinary artist.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Hans Gratzer Schauspielhaus Theatergeschichte Wien Werner Schwab Angels in America
Autor*innen
Petra Paterno
Haupttitel (Deutsch)
Dein Theater war wie ein Magnet
Hauptuntertitel (Deutsch)
das Wiener Schauspielhaus unter Hans Gratzer von 1978 bis 2001
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
338 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Hilde Haider-Pregler ,
Brigitte Marschall
Klassifikationen
24 Theater > 24.06 Theatergeschichte ,
24 Theater > 24.12 Regie, Dramaturgie
AC Nummer
AC10894213
Utheses ID
25532
Studienkennzahl
UA | 092 | 317 | |
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