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Betrieb die Kronen Zeitung Kampagnenjournalismus für Hans-Peter Martin im Rahmen der EU-Wahl 2009?
Nicole Fennes
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Hannes Haas
DOI
10.25365/thesis.28633
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30318.27021.524964-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Untersuchungsgegenstand
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, ob die Kronen
Zeitung für Hans-Peter Martin im Rahmen der EU-Wahl 2009
Kampagnenjournalismus betrieben hat. Anhand der Kriterien
von Vasco Boenisch (2007) und Harald Sigl (2007) wurde die
Berichterstattung der Kronen Zeitung mit dem Fokus auf
Kampagnenjournalismus untersucht. Die umfassende
Auswertung jedes einzelnen Artikels der 31 analysierten
Krone-Ausgaben ließ eine kompetente Beantwortung der vier
Forschungsfragen zu.
Theorie Die theoretischen Rahmenbedingungen des Themas
beschäftigen sich mit den Massenmedien und deren
Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft. Ebenso mit dem
umgekehrten Fall – wie wirkt die Politik bzw. die Gesellschaft
auf die Massenmedien ein. Es wird so weit gegangen, dass
Massenmedien selbst als politische Akteure gesehen werden,
da sie durch Nachrichtenauswahl, Schwerpunktsetzung und
Art der Berichterstattung in das politische Geschehen
eingreifen, statt es nur zu beobachten (vgl. Brettschneider
2002: 57). Andererseits wird der Hang der Politik zur
Inszenierung durch die Komplexität der modernen
Gesellschaften begründet, in denen die Politik ihre
Primärstellung zu verlieren droht (vgl. Schicha 2004: 113).
Als Metatheorie wurde der Konstruktivismus gewählt, der im
Gegensatz zum Realismus davon ausgeht, dass das
Individuum die Wirklichkeit selbst erzeugt und nicht dass die
Wirklichkeit auf das Individuum einwirkt (vgl. Weber 2002).
Konstruktivisten behaupten, dass es zwar eine objektive
Wirklichkeit gibt, wir sie aber nicht erkennen können.
Journalisten berichten über Ereignisse, die sie für wichtig
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halten und konstruieren damit die (Medien-)Wirklichkeit (vgl.
Burkart 1999: 56).
Ziel,
Fragestellung,
Hypothese
Ziel war es, herauszufinden, ob die Kronen Zeitung in ihrer
Berichterstattung im Zeitraum 7.5. bis 7.6. (Tag der EU-Wahl
2009) Kampagnenjournalismus für Hans-Peter Martin
betrieben hat bzw. ob sie als Wahlhelfer fungiert hat. Anhand
folgender Forschungsfragen wurden diese zentralen Fragen
beantwortet:
- Betrieb die Kronen Zeitung im Rahmen der EU-Wahl
2009 Kampagnenjournalismus für Hans-Peter Martin?
- Agierte die Kronen Zeitung als Wahlhelfer für Hans-
Peter Martin?
- Ist in der Wahlkampfberichterstattung der Kronen
Zeitung die Favorisierung von Hans-Peter Martin
offenkundig erkennbar?
- Falls eine Favorisierung stattfindet, ist diese stets
durchweg positiv?
Dazu wurden die einzelnen Artikel untersucht auf
Imagetransport, Sprachtenor, Optik, Umfang, Verständlichkeit
und Objektivität. Da sich die Frage nach dem
„Wahlhelfer“ Kronen Zeitung erst im Laufe der Arbeit ergab
und durch einen TV-Beitrag ausgelöst wurde, wurde dieser
Beitrag (ZiB2) ebenfalls miteinbezogen.
Forschungsdesign
Um herauszufinden, ob es sich im vorliegenden Fall um
Kampagnenjournalismus handelt, wurde die Methode der
Inhaltsanalyse gewählt. Gewählt wurde der Zeitraum von
genau einem Monat vor der Wahl, also 7.5.-7.6.2009.
Mittels Inhaltsanalyse wurden die 31 Zeitungen ausgewertet –
jeder Artikel (außer der Fernsehteil) wurde durchgelesen und
die für die Arbeit relevanten Artikel wurden danach analysiert
bzw. anhand eines Codierbuches codiert (das waren
insgesamt 166 Artikel – in denen es um die EU-Wahl
oder/und um Hans-Peter Martin ging). Dabei kamen
verschiedene Arten von Inhaltsanalyse zum Einsatz:
- die quantitative: In einer Excel-Tabelle wurden alle
Artikel eingetragen und in den einzelnen Kategorien
zählbar gemacht
- die qualitative: Die Texte der Artikel wurden einzeln
und unabhängig von den anderen systematisch
analysiert und bearbeitet
- die hermeneutische: Hier wurden auch einzelne
Sequenzen betrachtet und aus dem Kontext
ausgeblendet, damit die Möglichkeit besteht, auch
zwischen den Zeilen lesen zu können
Neben den Zeitungsartikeln wurde auch ein Fernsehbeitrag
(ORF, ZiB2) herangezogen, der einen Tag nach der Wahl,
also am 8.6.2009, ausgestrahlt wurde. Thema des Beitrags
war: „Die Macht der Kronen Zeitung“.
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Ergebnisse Die Inhaltsanalyse der 166 codierten Artikel ergab, dass die
Kronen Zeitung in ihrer Berichterstattung alle Merkmale des
Kampagnenjournalismus für Hans-Peter Martin aufwies. Die
Frage nach dem Wahlhelfer Kronen Zeitung kann ebenfalls
mit Ja beantwortet werden. Dies unterstreicht auch der
analysierte TV-Beitrag, in welchem Krone-Kolumnist Michael
Jeannée und Meinungsforscher Peter Ulram (Fessel GfK)
bestätigen, dass die Kronen Zeitung als Wahlhelfer agiert hat.
In der Wahlkampfberichterstattung der Kronen Zeitung ist
auch eine Favorisierung von Hans-Peter Martin offenkundig
erkennbar, denn es wurden keine anderen Spitzenkandidaten
derart in die Berichterstattung aufgenommen wie Hans-Peter
Martin (vor allem bei den Leserbriefen ist dies sehr auffällig).
Die Favorisierung und häufige Erwähnung ist auch
durchwegs positiv, es gibt keine negativen Meldungen im
analysierten Zeitraum über Hans-Peter Martin, weder in einer
Meinungsrubrik noch im redaktionellen Teil.
Auffällig ist auch, dass die Berichterstattung über die EUWahl
oft mit einem negativen Beigeschmack serviert wird –
wobei Hans-Peter Martin, wenn er im Artikel vorkommt,
immer als einzig Gutes an der EU-Wahl dargestellt wird.
Ebenso hervorzuheben ist die Kombination von
redaktionellen Beiträgen mit Kommentaren oder Glossen,
durch die der negative Eindruck noch verstärkt wird. Je näher
der Wahltermin rückt, desto stärker wird die Kampagne
gesetzt.
Literatur Boenisch, Vasco (2007): Strategie Stimmungsmache. Wie
man Kampagnenjournalismus definiert, analysiert – und wie
ihn die BILD-Zeitung betreibt. (Herbert von Halem Verlag,
Köln, 2007)
Brettschneider, Frank (2002): Wahlen in der
Mediengesellschaft – Der Einfluss der Massenmedien auf die
Parteipräferenz. In: Von Alemann, Ulrich und Marschall,
Stefan (Hg.): Parteien in der Mediendemokratie. S. 57-80
(Westdeutscher Verlag, Wiesbaden, 2002)
Burkart, Roland (1999): Alter Wein in neuen Schläuchen?
Anmerkungen zur Konstruktivismus-Debatte an der
Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. In: Rusch,
Gebhard und Schmidt, Siegfried J. (Hrsg.): Konstruktivismus
in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. S. 55-72
(Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1999)
Schicha, Christian (2004): Die Theatralität der
Politikvermittlung – Medieninszenierungen am Beispiel der
Wahlkampfkommunikation. In: Volker J. Kreyher (Hrsg.):
Handbuch Politisches Marketing. S 113-128 (Baden-Baden,
2004)
137
Sigl, Harald (2007): Politische Parteien als Akteure in der
Mediendemokratie. Diplomarbeit, Uni Wien, April 2007
Weber, Stefan, (2002): Was heißt „Medien konstruieren
Wirklichkeit“? Von einem ontologischen zu einem
empirischen Verständnis von Konstruktion. In: mediamanual,
Heft Nr. 40, Juni 2002
Abstract
(Englisch)
Material in question
The main focus of this thesis is the question, whether or not the
Kronen Zeitung has operated campaign journalism for Hans Peter
Martin in the context of the EU-election in 2009. Based on the
criteria of Vasco Boenisch (2007) and Harald Sigl (2007) the
reporting of the Kronen Zeitung with focus on campaign journalism
was scanned. The comprehensive evaluation of every single article
of the 31 analyzed issues allowed a competent response to the
four research questions.
Theory The theoretical framework conditions of the topic are dealing with
the mass media and their impact on politic and society. As well with
the reverse case – how does politics and society have an effect on
the mass media. (cf Brettschneider 2002: 57) It comes so far, that
mass media is seen as a political protagonist themselves by
picking out news sections, focus on areas and by their manner of
reporting, instead of just observing. On the other hand the slope of
the politics is justified for the production by the complexity of the
modern societies in which the politics threatens to lose her primary
position (cf Schicha 2004: 113).
The constructivism which ends unlike this realism was that the
individual causes the reality itself and not that the reality has an
effect on the individual (cf. Weavers 2002) chosen as metatheory.
Constructivists claim that there is an objective reality, we, however,
cannot recognize it. Journalists report about events which regard it
as important and design the (media-)reality with that (cf Burkart
1999:56).
Object,
question,
hypothesis
The aim was to find out whether or not the Kronen Zeitung have
operated campaign journalism in their reporting for Hans-Peter
Martin during the period of May 7th to June 7th 2009 (Date of the
EU-election 2009) or if they functioned as campaign worker. Based
on the following research questions the main questions were
139
answered:
Did the Kronen Zeitung practice campaign journalism during the
EU elections in 2009 for Hans-Peter Martin?
Did the Kronen Zeitung act as a campaign worker for Hans Peter
Martin?
Was it obvious that the Kronen Zeitung favors Hans-Peter Martin in
the media coverage?
If that is the case, was it always positive?
Therefor the individual articles were analyzed by image transport,
voice tenor, visual effect, length, intelligibility and objectivity. As the
question: “Is the Kronen Zeitung acting as a campaign worker?”
appeared within the writing, followed by a TV report, this spot has
been included as well.
Research
design
To find out, if in this present case campaign journalism was
involved, the method of content analysis was chosen. Chosen time
period was one month before the election May 7th to June 7th,
2009.
Using content analysis the 31 newspapers were evaluated – each
article (except the TV-programme) was read and the ones chosen
for the thesis were analyzed and coded with a codebook (in total
there were 166 articles – in which the EU election and/or Hans-
Peter Martin were mentioned). Different types of content analysis
were used:
Quantitative: All articles were typed in an Excel sheet and made
countable within each category.
Qualitative: The texts of the articles were analyzed and edited
systematically on by one and independently of the others.
Hermeneutic: In this case separate sequences were reviewed and
removed from the context, to offer the possibility to read also
between the lines.
In addition to the newspaper article, a TV report was used, which
aired a day after the election – Item: The power of the Kronen
Zeitung.
Results The content analysis of the 166 coded articles revealed that the
newspaper showed all characteristics of campaign journalism for
Hans-Peter Martin. The question if the Kronen Zeitung acted as a
campaign worker can also be answered with Yes. This emphasizes
the analyzed TV report, in which Krone columnist Michael Jeannée
und pollster Peter Ulram (Fessel GfK) confirmed, that the Kronen
Zeitung operated as campaign worker.
In the election reporting of the Kronen Zeitung, a favoring of Hans-
Peter Martin is clearly recognizable, because none of the other
leading candidates were mentioned in the media coverage like
Hans-Peter Martin (especially noticeable in the letters to the
editor).
The favoring and frequent mentioning is constantly positive too;
there aren’t any negative reports about Hans-Peter Martin in the
140
analyzed time period, neither in the opinion column nor in the
editorial section.
Also noticeable is that the media coverage about the EU election is
sometimes served with a negative connotation, where Hans-Peter
Martin, if mentioned in an article, is always presented as the only
good one in the election.
Also to be emphasized is the combination of editorial articles with
comments or glossaries, by which the negative impression will be
reinforced.
The closer the election date came, the stronger the campaign was
published.
Literature Boenisch, Vasco (2007): Strategie Stimmungsmache. Wie man
Kampagnenjournalismus definiert, analysiert – und wie ihn die
BILD-Zeitung betreibt. (Herbert von Halem Verlag, Köln, 2007)
Brettschneider, Frank (2002): Wahlen in der Mediengesellschaft –
Der Einfluss der Massenmedien auf die Parteipräferenz. In: Von
Alemann, Ulrich und Marschall, Stefan (Hg.): Parteien in der
Mediendemokratie. p. 57-80 (Westdeutscher Verlag, Wiesbaden,
2002)
Burkart, Roland (1999): Alter Wein in neuen Schläuchen?
Anmerkungen zur Konstruktivismus-Debatte an der Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft. In: Rusch, Gebhard und Schmidt,
Siegfried J. (Hrsg.): Konstruktivismus in der Medien- und
Kommunikationswissenschaft. p. 55-72 (Suhrkamp, Frankfurt am
Main, 1999)
Schicha, Christian (2004): Die Theatralität der Politikvermittlung –
Medieninszenierungen am Beispiel der Wahlkampfkommunikation.
In: Volker J. Kreyher (Hrsg.): Handbuch Politisches Marketing. p.
113-128 (Baden-Baden, 2004)
Sigl, Harald (2007): Politische Parteien als Akteure in der
Mediendemokratie. Diplomarbeit, University of Vienna, April 2007
Weber, Stefan, (2002): Was heißt „Medien konstruieren
Wirklichkeit“? Von einem ontologischen zu einem empirischen
Verständnis von Konstruktion. In: mediamanual, issue no. 40, June
2002
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Campaign journalism content analysis politics and media impact research EU-elections Kronen Zeitung Hans-Peter Martin
Schlagwörter
(Deutsch)
Kampagnenjournalismus Inhaltsanalyse Politik und Medien Wirkungsforschung EU-Wahl 2009 Kronen Zeitung Hans-Peter Martin
Autor*innen
Nicole Fennes
Haupttitel (Deutsch)
Betrieb die Kronen Zeitung Kampagnenjournalismus für Hans-Peter Martin im Rahmen der EU-Wahl 2009?
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
140 S. : Ill., graf. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hannes Haas
Klassifikation
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft
AC Nummer
AC10892263
Utheses ID
25565
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |