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Verschwundene Nachbarn
Reflexionen zu einem tschechischen Bildungsprojekt
Irena Hrckova
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Andrea Lehner-Hartmann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.28635
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29586.13166.121064-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im ersten Teil wird gezeigt, dass die tschechischen Juden im Lauf der Geschichte immer wieder mit einer latenten oder offenen Abneigung der tschechischen Gesellschaft konfrontiert waren. Ein Blick in die Details zeigt die Ursachen der alten Stereotype über das Judentum, die oft zu menschenverachtendem Antisemitismus führten. Im zweiten Teil der Arbeit werden die praktische Ausführung und die Organisations-form der Projektarbeit im Rahmen des Bildungsprojekts Verschwundene Nachbarn fo-kussiert. Der dritte und zentrale Teil stellt vor, wie das Jüdische Museum Prag auf der Suche nach einer geeigneten Unterrichtsform über die Schoah nach 1989 ein Projekt mit zent-ralen Kriterien der Subjektorientierung und des entdeckenden und erfahrenden Lernens entwickelte und umsetzte. Das tschechische Bildungsprojekt „Verschwundene Nachbarn“ fordert junge Menschen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren zum Nachforschen der Schicksale ihrer Nachbarn aus der nächsten Umgebung auf. Dabei richtet sich das Augenmerk auf Menschen, die überwiegend im Zeitraum des Zweiten Weltkriegs infolge der allmählich angewandten Nürnberger Gesetze verschwanden: Juden, Roma, Intellektuelle, Menschen mit Behin-derung, Homosexuelle, Kommunisten und andere den Nationalsozialisten nicht geneh-me Personen. Die zweite Phase des Projektes seit 2005 legte den Schwerpunkt auf Kriegsschicksale und Lebensgeschichten von Kindern und Jugendlichen aus der nächs-ten Umgebung. Das Projekt hat ein didaktisches Konzept mit zahlreichen methodischen Ansätzen, die eine Hilfestellung bei der Auseinandersetzung mit der Schoah auf allen Stufen des Bil-dungssystems, entsprechend dem Rahmenbildungsprogramm des tschechischen Minis-teriums für Schulwesen, liefern soll. Dabei wird auch eine geeignete Möglichkeit eröff-net, der letzten Generation der Zeugen dieser historischen Ereignisse zu begegnen und qualitätsvolle Beziehungen zwischen den Generationen zu knüpfen. Eine Wanderausstellung aus gelungenen Schülerarbeiten wurde sowohl in Tschechien als auch im Ausland realisiert. Auch Schüler aus anderen europäischen Ländern und in Übersee begannen, angeregt durch dieses Projekt, ihre verschwundenen Nachbarn zu suchen. Im November 2008 wurde Verschwundene Nachbarn mit dem Goldenen Stern der Europäischen Kommission in Brüssel ausgezeichnet und gilt als ein inspiratives Beispiel einer aktiven Bürgerschaft. Abschließend wird das anamnetische Lernen als umfassender didaktischer Schwerpunkt und Teil einer anamnetischen Kultur vorgestellt. Nach Reinhold Boschki ist gerade die Bildungsarbeit „der zentrale Schlüssel für die Etablierung einer Kultur der Erinnerung“ (Boschki, 2005:73). Eine offene und bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangen-heit kann konkrete Veränderungen auf den Ebenen der individuellen sowie kollektiven Haltungen und Handlungen nach sich ziehen und in der Folge konstruktiv auf die Ge-genwart und Zukunft wirken.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
anamnetische Bildung anamnetische Kultur anamnetisches Lernen Bildungsprojekt Geschichte der Juden in Tschechien Jüdisches Museum Prag Marta Vančurová Projektunterricht Schoah Tschechien Verschwundene Nachbarn
Autor*innen
Irena Hrckova
Haupttitel (Deutsch)
Verschwundene Nachbarn
Hauptuntertitel (Deutsch)
Reflexionen zu einem tschechischen Bildungsprojekt
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
111 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andrea Lehner-Hartmann
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.15 Wissenschaftspolitik, Kulturpolitik ,
80 Pädagogik > 80.20 Teilgebiete der Pädagogik ,
80 Pädagogik > 80.57 Interkulturelle Erziehung
AC Nummer
AC11010087
Utheses ID
25567
Studienkennzahl
UA | 190 | 020 | 371 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1