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Gültigkeit und Grundlagen der Beurteilung politischer Einstellung anhand des männlichen Gesichtes
Valentin Riemer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Andreas Hergovich
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.28704
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29073.07375.281162-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen in Bezug auf Eigenschaften wie Persönlichkeit und Intelligenz von unbekannten Personen (Zero Acquaintance) einigermaßen richtig beurteilt werden können, auch wenn dazu nur wenige Informationen zu den Zielpersonen zur Verfügung stehen (etwa durch Porträtfotos). Bestimmte physische Merkmale des Gesichtes (Cues) werden dabei mit bestimmten Eigenschaften in Verbindung gebracht (z. B. Attraktivität mit Intelligenz oder Kindlichkeit mit Ehrlichkeit). Schlüsse aufgrund dieser Cues sind jedoch nicht immer gültig, sondern können durch von Übergeneralisierung eines positiv bewerteten Cues auf viele positive bewertete Eigenschaften erfolgen. Eine weitere Quelle für fehlerhafte Beurteilungen ist die Tendenz, unbekannte Personen so einzuschätzen, wie man sich selbst sieht (angenommene Ähnlichkeit). In der vorliegenden Arbeit wurde die Gültigkeit von Beurteilungen politischer Grundhaltungen bzw. Einstellungen anhand des Gesichtes durch Unbekannte untersucht. Dazu sollten Cues identifiziert werden, die einerseits von den Beurteilern mit bestimmten Grundhaltungen in Verbindung gebracht werden und andererseits mit den tatsächlichen Einstellungen der Zielpersonen korrelieren. Zusätzlich wurden Einflüsse angenommener Ähnlichkeit auf die Beurteilungen untersucht sowie im Kontext der Gesichtsmerkmale betrachtet. Außerdem wurden Auswirkungen unterschiedlicher Grade an verfügbarer visueller Kontextinformation (Gesicht mit Kopfhaar und Teilen der Kleidung vs. eigentlicher Bereich des Gesichtes) für alle Fragestellungen erfasst. Ein Teil der Analyse orientierte sich am Linsenmodell nach Brunswik, das sowohl die Verbindung von physischen Merkmalen mit beurteilten (Cue Utilization) als auch mit tatsächlichen Grundhaltungen (Cue Validity) vereint. Ein zweiter Teil der Analyse bediente sich der Methode der geometrischen Morphometrie (GMM), mit der Zusammenhänge zwischen Grundhaltungen und der objektiv gemessenen Form des Gesichtes bzw. von Gesichtszügen direkt statistisch ermittelt und visualisiert werden konnten. Zielpersonen waren 106 männliche Studenten aus einer Vorerhebung. Für sie lagen Fragebogendaten zu ihren politischen Grundhaltungen sowie standardisierte Porträtfotos in jeweils zwei Versionen (vollständige und reduzierte Kontextinformation) vor. Anhand der Fragebogendaten wurden mittels Faktorenanalyse sechs Facetten politischer Einstellung identifiziert (Patriotismus, Akkulturation, Autoritarismus, Chancengleichheit, Leistungsgesellschaft und Social Dominance Orientation). In einer weiteren Vorerhebung wurden die Porträtfotos hinsichtlich der Merkmale Maskulinität, Sympathie, Kindlichkeit, Attraktivität, Symmetrie und Durchschnittlichkeit von 410 Männern und Frauen im Rahmen einer Online-Untersuchung beurteilt. In der Hauptuntersuchung beurteilten 270 Männer und Frauen die politischen Grundhaltungen der Zielpersonen anhand der Porträtfotos und gaben ihre jeweils eigene Haltung zu den sechs Facetten an. Die Erhebung erfolgte mit Hilfe eines selbst erstellten elektronischen Fragebogens im Labor. Es konnte gezeigt werden, dass die Beurteiler Zielpersonen hinsichtlich ihrer Einstellung zur Leistungsgesellschaft, Patriotismus und Chancengleichheit einigermaßen richtig einschätzten – wie erwartet allerdings nur, wenn ihnen Porträtfotos mit vollständiger Kontextinformation zur Verfügung standen. Am stärksten zur Beurteilung von politischen Einstellungen herangezogen wurden die Cues Sympathie sowie Attraktivität und Durchschnittlichkeit des Gesichtes. Dabei ist Durchschnittlichkeit der einzige Cue, der sowohl signifikante Cue Utilization als auch Cue Validity bei ein und derselben Facette politischer Einstellung (Leistungsgesellschaft) aufwies. Auch Maskulinität und Kindlichkeit (bei Akkulturation und Autoritarismus) sowie Symmetrie (bei Social Dominance Orientation) zeigten signifikante Zusammenhänge mit Facetten tatsächlicher Einstellung, jedoch ohne gleichzeitig signifikanter Cue Utilization. So wurden also Cues, die Informationen über die tatsächlichen politischen Einstellungen beinhalten von den Beurteilern großteils ignoriert. Die angenommene Ähnlichkeit zwischen Beurteilern und Zielpersonen hatte einen starken Effekt auf die Beurteilungen politischer Einstellung. Besonders bei Facetten mit geringer Cue Utilization orientierten sich Beurteiler verstärkt an ihren eigenen Grundhaltungen. Die Analyse der Zusammenhänge von beurteilter politischer Einstellung und objektiv erfasster Gesichtsform ergab einen signifikanten Zusammenhang von beurteiltem Patriotismus und einer Dimension von Gesichtszügen, die am ehesten als „männlich vs. weiblich” beschrieben werden kann. Männern mit eher maskulinen Zügen wurde dabei größerer Patriotismus zugeschrieben als Männern mit eher femininen Zügen. Insgesamt zeigte sich, dass bestimmte Merkmale des Gesichtes zu falschen Zuschreibungen politischer Einstellung verleiten können, aber auch, dass manche Einstellungen bis zu einem gewissen Grad richtig eingeschätzt werden können. Für die zutreffenden Beurteilungen waren aber hauptsächlich Faktoren verantwortlich, die außerhalb der erfassten Gesichtsmerkmale lagen. In künftigen Arbeiten kann eine nähere Betrachtung jener Merkmale, die korrekte Beurteilungen fördern oder behindern, weitere Aufschlüsse liefern.
Abstract
(Englisch)
In many zero acquaintance studies it could be shown, that the human face beholds valid cues to several traits, such as intelligence or extroversion. It is also well known, that people make common mistakes when judging others, as they tend to overestimate associations between favourable facial cues (e.g. attractiveness) and favourable traits (e.g. trustworthiness). Also, when only little information for a specific trait is visible, people rate others more similar as they would rate themselves (assumed similarity). The present thesis had two main objectives: First, to investigate if judges can accurately judge basic political attitudes of unacquainted target persons. And second, to identify certain facial characteristics that give valid impressions of specific attitudes. Furthermore effects of assumed similarity between judges and targets were analysed. One part of the present study was conducted following Brunswik´s Lens-Model Analysis. Using independent ratings of facial characteristics, it was possible to identify cues that were associated with stranger ratings of political attitudes (cue utilization) and cues that were correlated with targets‘ actual attitudes (cue validity). In a second approach, homologous landmarks were applied and processed using geometric morphometric methodology (GMM) to acquire objective measurements of the internal facial features. Thus it was possible to statistically investigate associations between facial shape and political attitudes and report the results visually. Target persons were 106 male students from the University of Vienna. Data for the targets included self reported political attitudes from paper and pencil questionnaires as well as standardized frontal photographies of their faces. Using factorial analysis on the questionnaire items, six facets of political attitude were identified (patriotism, acculturation, authoritarianism, equal opportunities, achieving society and social dominance orientation). An online survey was conducted to acquire ratings of six facial cues (masculinity, likeability, babyfacedness, attractiveness, symmetry, averageness) for each target, with 410 male and female judges. In the main survey 270 male and female judges rated sub samples of the target pictures on the six facets of political attitude as well as on a general “left vs. right” dimension. Judges also rated themselves on the same dimensions. In both of the rating surveys two versions of target photos were used. The original version included hair, ears and parts of the clothing while the reduced version was cropped to the internal features of the face. Thus effects of different degrees of visual information on judgements could be analysed. As predicted, judges were able to rate certain facets of political attitude with moderate accuracy, but only when there was full visual information given. Those facets were attitude towards an achieving society, patriotism and equal opportunities. Facial cues that showed highest overall cue utilization were likeability, attractiveness and averageness. As with attitude towards an achieving society, averageness showed both, significant cue utilization as well as cue validity – targets with average faces were judged and reported themselves to be more in favour of an achieving society than targets with non-average faces. While masculinity and babyfacedness seem to be valid cues for attitudes toward acculturation and authoritarianism as well as facial symmetry showed significant cue validity for social dominance orientation, none of these cues showed significant cue utilization for the attitudes in question. Thus, although valid cues were available, judges largely ignored them and based their ratings on other features that showed no connection with the actual attitudes of targets. Assumed similarity proved to have a strong effect on judgements of basic political attitudes. Especially when judging facets, that came with little overall cue utilization, judges tended to rate targets‘ attitudes more similar to their own. This goes in line with the notion, that assumed similarity increases when less information about the targets is available. Analysis of facial shape and judged political attitudes using GMM showed a connection between patriotism and certain facial shape characteristics, best described as a dimension of sexual dimorphism. Men who showed more masculine facial features were rated as more patriotic than men with more feminine features. Similar associations of facial features were found for authoritarianism and the overall “left vs. right” dimension. However these effects did not reach statistical significance. Furthermore, there may be a link between face shape and actual political attitudes, although these results showed some contradictions. Overall, it could be shown that certain facial characteristics can lead to biased judgements of basic political attitudes. Nevertheless, some attitudes could be judged moderately accurate. However, although certain facial cues seem to behold valid information about political attitudes, those cues were not responsible for accurate judgements. For the future, identifying further cues that carry information about attitudes might be of interest.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
zero-acquaintance self-other agreement political attitude attractiveness likeability person perception information exposure assumed similarity GMM
Schlagwörter
(Deutsch)
Zero-Acquaintance Gesicht politische Einstellung Attraktivität Sympathie Ähnlichkeit geometrische Morphometrie GMM
Autor*innen
Valentin Riemer
Haupttitel (Deutsch)
Gültigkeit und Grundlagen der Beurteilung politischer Einstellung anhand des männlichen Gesichtes
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
163 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andreas Hergovich
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.05 Experimentelle Psychologie ,
77 Psychologie > 77.60 Sozialpsychologie: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.52 Politische Psychologie, Politische Soziologie
AC Nummer
AC10892095
Utheses ID
25630
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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