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Das Literarische in der Quantenmechanik - das Quantenmechanische in der Literatur
eine Untersuchung des Zusammenhangs von Literatur und Quantenmechanik anhand der Kopenhagener Deutung und Brochs Unbekannter Größe
Veronika Graf
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Physik
Betreuer*in
Romano Rupp
DOI
10.25365/thesis.29018
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29781.47355.195670-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhältnis von Literatur und Quantenmechanik. Auf der Grundlage von Foucaults Diskursanalyse, Luhmanns Systemtheorie und Vogls Poetologie des Wissens kann eine wechselseitige Beziehung hergeleitet werden: Literatur kann auf jeden Wissensdiskurs zugreifen und ihn systemspezifisch verarbeiten bzw. ist sie, mit Foucault gesprochen, Positivität ein und desselben Diskurses wie eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem kann das Literarische als Formierungsprozess von Wissen, im Sinne eines fiktiven Begriffs- und Tatsachenbildungsprozesses gesehen werden. Literatur macht diesen Formierungsprozess sichtbar und produziert sprachliches Wissen, das sie der Wissenschaft in Form von Darstellungs- und Produktionsmittel zur Verfügung stellen kann. Außerdem kann die Literatur durch Ästhetik und Fiktion Wissen generieren, und wissenschaftliche Diskurse können prinzipiell darauf zurückgreifen. Darüber hinaus spielt die Literatur eine Rolle bei der Verbreitung und Vermittlung von wissenschaftlichem Wissen.
In der Quantenmechanik ist die sprachliche Beschreibung gemäß der Kopenhagener Deutung ein wesentlicher Bestandteil. In diesem Sinne bekommt die Literatur bzw. das Literarische eine Kompetenz innerhalb der Quantenmechanik. Das bedeutet zum einen, dass Literatur das Beschreibungsproblem und die erkenntnistheoretischen Implikationen für sich produktiv machen kann und zum andern, dass das Beschreibungsproblem über den Rückgriff auf eine literarische Sprache gelöst werden kann (s. Komplementaritäsprinzip). Die Beziehung von Literatur und Quantenmechanik ist damit also wieder als wechselseitig anzusehen. Grund einer wechselseitigen Durchdringung der beiden Bereiche ist der menschliche Beschreibungs- und Sprachakt an sich.
Anhand Brochs theoretischer Schriften und seines Romans Die Unbekannte Größe kann diese wechselseitige Durchdringung exemplarisch gezeigt werden. Zielsetzung seiner theoretischen und literarischen Arbeit ist die Analyse einer totalitätserfassenden Erkenntnis, in der die Unifizierung der verschiedenen Erkenntnisformen (wie z.B. die exakte Naturwissenschaft und die Dichtung) wesentlich ist. In der Entwicklung der modernen Physik, in der das Irrationale an Bedeutung gewinnt, ohne dass damit gemeint ist, dass die Wissenschaft an sich irrational wird, sieht er dahingehend einen Vorstoß.
Die Erkenntnisse der Quantenmechanik und deren epistemologischen Implikationen sind auch im Roman Die Unbekannte Größe von Bedeutung hinsichtlich der Entwicklung des übergeordneten Romanthemas: die totalitätserfassende Erkenntnis. Für den Protagonisten sind die neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse Kristallisationskeime für die Entwicklung seiner epistemologischen Haltung. Zunächst sieht er das Streben nach Erkenntnis alleine im Rationalen begründet, schließlich erkennt er, dass das Leben auch einen nicht zu vernachlässigenden irrationalen Erkenntnisrest birgt. Broch arbeitet dabei mit einem sprachlichen Verfahren, das dem Bohrschen Komplementaritätsprinzip entspricht. Um des irrationalen Erkenntnisrestes habhaft zu werden, verwendet er antithetische Begriffspaare, so wie auch Bohr bei der Erfassung des Bereichs, der unserer Logik nicht mehr entspricht, einander begrenzende Begriffe verwendet.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Zusammenhang Wissen Wissenschaft und Literatur Kopenhagener Deutung Hermann Broch: "Die Unbekannte Größe"
Autor*innen
Veronika Graf
Haupttitel (Deutsch)
Das Literarische in der Quantenmechanik - das Quantenmechanische in der Literatur
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Untersuchung des Zusammenhangs von Literatur und Quantenmechanik anhand der Kopenhagener Deutung und Brochs Unbekannter Größe
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
104 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Romano Rupp
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.10 Sprache in Beziehung zu anderen Bereichen der Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur ,
33 Physik > 33.23 Quantenphysik ,
33 Physik > 33.90 Physik in Beziehung zu anderen Fachgebieten
AC Nummer
AC11312645
Utheses ID
25897
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 412 |