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Die Sowjetmacht und die Konstruktion einer weltlichen jüdischen Nation (1917-1922)
Börries Kuzmany
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Geistes- und Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Andreas Kappeler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.60
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10301.15489.873366-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Als die Bolschewiki im Oktober 1917 an die Macht kamen, waren sie mit einer jüdischen Bevölkerung konfrontiert, die in ihrer überwiegenden Mehrheit ein traditionelles, stark von religiösen Werten geprägtes Leben führte. Als non-territoriale und ethno-religiöse Minderheit passte das russische Judentum nicht in das bolschewistische Nationalitätenkonzept. Da die Kommunistische Partei in direkter Konkurrenz mit den beiden großen jüdischen politischen Bewegungen, dem Zionismus und dem sozialdemokratisch ausgerichteten Bundismus, stand, begann sie von den ersten Monaten an, sich mit jüdischen Angelegenheiten zu beschäftigen. Es wurde ein eigenes jüdisches Subministerium (Evkom) eingerichtet und innerhalb der Partei wurden jüdische Sektionen (Evsekcija) gegründet, in denen sich jüdische Kommunisten um die Belange ihrer Volksgenossen kümmern sollten. Der Hauptidentifikationsfaktor der jüdischen Bevölkerung waren die Religion und die mit ihr verbundenen Traditionen – ein Umstand, der in einem atheistischen Staat auf wenig Gegenliebe stieß. Die Bolschewiki versuchten daher, ein Selbstwahrnehmungsmodell zu propagieren, das auf der Volkssprache – also auf dem Jiddischen – basieren sollte. Ziel war, ein Netz von jiddischen Schulen, Theatern, Dorfsowjets, Agrarkolonien, usw. zu schaffen, um so gleichzeitig die traditionellen kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Einrichtungen zurückzudrängen. Sowohl die konstruktiven als auch die destruktiven Komponenten der sowjetischen Vorgangsweise waren aber in den ersten fünf Jahren nach der Revolution noch nicht so klar formuliert. Unter den jüdischen Kommunisten fanden lebhafte Diskussionen statt, welche Maßnahmen ergriffen und wie diese umgesetzt werden sollten. Ein wichtiges Element in diesem Meinungsbildungsprozess spielten die jiddischen Parteizeitungen, die sich zwar als Sprachrohr der Partei für die breite Bevölkerung verstanden, aber viel öfter Plattform für Diskussionen über die Zukunft des sowjetischen Judentums war. Diese Arbeit rekonstruiert unter Zuhilfenahme von Zeitungsausschnitten diese Periode, die in eine sowjetjüdische Kulturblüte mündete, die die allgemeinen liberalen Tendenzen der sowjetischen Nationalitätenpolitik der 20er Jahre widerspiegelt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Sowjetunion Juden Geschichte 1917-1922 Minderheitenpolitik Jiddisch Presse
Autor*innen
Börries Kuzmany
Haupttitel (Deutsch)
Die Sowjetmacht und die Konstruktion einer weltlichen jüdischen Nation (1917-1922)
Paralleltitel (Englisch)
Soviet power and the construction of a secular jewish nation (1917-1922)
Publikationsjahr
2003
Umfangsangabe
120 S.
Sprache
Deutsch
Klassifikation
15 Geschichte > 15.74 Russland
AC Nummer
AC03728464
Utheses ID
26
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1