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Kriegspropaganda im Schulunterricht zur Zeit des Ersten Weltkriegs
Verena Leonhardt
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Wolfgang Duchkowitsch
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.29230
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29070.06885.966853-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Zentrum der Arbeit steht die Erforschung der Kriegspropaganda seitens der Lehrer im Ersten Weltkrieg. Die Bedeutung der Kriegspropaganda wurde im Ersten Weltkrieg erkannt (Vgl. Lasswell 1927) und zur Mobilisierung des Volkes eingesetzt. Lehrer spielten durch ihre gesellschaftliche Stellung dabei eine wichtige Rolle, da sie sich selbst als Volkserzieher sahen. Für die Erforschung ihrer Eigeninitiative und der Bewusstheit ihrer wichtigen Rolle wurden zwei Lehrerzeitschriften einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (Vgl. Mayring 2010) unterzogen. Für den Überblick über die weiteren Materialien, die Lehrern zur Verwendung im Unterricht zur Verfügung standen, wurden ebenfalls vier Schulbücher analysiert. Die Forschung wurde aufgebaut auf die Kriegspropagandadefinierung von Lasswell (Vgl. Lasswell 1927) und die Theorie des autoritären Charakters von Adorno (Vgl. Adorno 1995), da diese Charakterstruktur zur Zeit des Ersten Weltkriegs als Erziehungsideal galt und daher vorherrschend war. Autoritäre Unterwürfigkeit, autoritäre Aggression, Machtdenken und Kraftmeierei sowie Konventionalismus sind nur einige Variablen, die diesen Charakter kennzeichnen. Auf diese Eigenschaften treffen zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue, aufgeschlossenere Erziehungsmodelle, doch mit Beginn des Krieges erhält der autoritäre Charakter Aufschwung. Aufgrund der spezifischen Charakterstruktur kann davon ausgegangen werden, dass der autoritäre Charakter sehr anfällig für Propaganda ist. Lasswell untersuchte nach dem Ersten Weltkrieg den Aufbau, die Durchführung und den Erfolg der Kriegspropaganda von beteiligten Staaten. Daraufhin entwickelte er die vier Hauptfunktionen von Kriegspropaganda. Die Herausforderung dieser Arbeit bestand darin, anhand dieser Funktionen eine Liste mit Kriegspropagandaformen zu erstellen, auf der die qualitative Inhaltsanalyse aufbaut, und diese in Verbindung mit dem autoritären Charakter von Adorno zu bringen. Im ersten Schritt wurden zwei repräsentative Lehrerzeitschriften der Kriegsjahre 1915 bis 1918 gewählt, die aufgrund ihrer Organisiertheit und guten Verfügbarkeit durch die daraus resultierende Kontinuität ein gutes Zeitbild abgaben. Die Schulbücher wurden repräsentativ für ihr Jahr und Schulfach herangezogen. Bestandteil der Analyse ist je ein Schulbuch pro Jahr mit propagandistischem Inhalt. Als Methode wurde die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring gewählt, da sein allgemeines Aufbaumodell die Heterogenität der Analyseobjekte berücksichtigt. Die Analyse resultiert in einer eindeutigen Bejahung aller Forschungsfragen. Propaganda wurde von den Lehrern in vielfacher Weise betrieben. Besonders zu Kriegsbeginn kamen fast alle Kriegspropagandaformen in den Zeitschriften und Schulbüchern vor. Im Laufe der Kriegsjahre nahmen die Menge an verschiedenen Propagandaformen und das Auftreten von Kriegspropaganda deutlich ab. In den späteren Kriegsjahren kristallisierten sich einzelne Formen heraus, die die Kriegsmüdigkeit aufhalten sollten. Die Kriegsvermittlung erfolgte in allen Bereichen des Schullebens, aktuelle Tagesgeschehnisse wurden im Unterricht verwendet. Dies wurde auch von höherer Stelle mit Verordnungen verlangt. Es gab allerdings nicht nur diese direkte Form von Handlungsanweisungen, sondern auch indirekte Empfehlungen, wie etwa die Empfehlung einer propagandistischen Zeitschriftenbeilage. So wurde Propaganda zwar von den höchsten Stellen nicht direkt gefordert, aber solche Empfehlungen lassen darauf schließen, dass sie gewünscht war. Darüber hinaus ließ sich durch die Inhaltsanalyse feststellen, dass der autoritäre Charakter durchaus vorherrschend war. Besonders die Charaktervariable autoritäre Unterwürfigkeit trat häufig auf. Sowohl die Charaktervariablen als auch die Kriegspropaganda standen immer wieder in direktem Zusammenhang mit der Vermittlung von Werten, wie Opferwilligkeit, Vaterlandsliebe oder Kaiserstreue. Die hier getätigte Analyse kann nur ein Teilbild der Propaganda von Lehrern geben. Die vielfältige Ausprägung der verschiedenen Lehrerzeitschriften, die große Anzahl an Schulbüchern, sowie Handbücher für Lehrer und Verordnungen von Ministerien können einen weiteren Einblick in die wichtige Rolle der Lehrer bei der Verbreitung von Kriegspropaganda geben.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Propaganda Erster Weltkrieg Schulunterricht qualitative Inhaltsanalyse (Mayring)
Autor*innen
Verena Leonhardt
Haupttitel (Deutsch)
Kriegspropaganda im Schulunterricht zur Zeit des Ersten Weltkriegs
Paralleltitel (Englisch)
War Propaganda in school lessons in the First World War
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
VIII, 238 S. : graf. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wolfgang Duchkowitsch
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
15 Geschichte > 15.23 Erster Weltkrieg
AC Nummer
AC11613548
Utheses ID
26080
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
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