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Auf den Spuren des integrativen Potentials von Medien
wie wird transkulturelles Zusammenleben im ORF dargestellt?
Stefanie Slamanig
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Roswitha Breckner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.29262
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29558.91075.695260-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Relevanz der vorliegenden Masterarbeit ergibt sich aus der steigenden Bedeutung von Medien in komplexen, ausdifferenzierten Gesellschaften. Menschen sind mehr und mehr auf die Vermittlung von Wissen und Informationen angewiesen, die sie in ihrem persönlichen Umfeld nicht generieren können. (Massen-)Medien stellen Themen und Deutungen zur Verfügung, schaffen gemeinsame Wissensvorräte und Erfahrungswelten. Sie konstruieren damit die gesellschaftliche Realität mit, weshalb sie kritisch beobachtet und hinterfragt werden müssen. Darüber hinaus ermöglichen Medien Anschlusskommunikation in anderen gesellschaftlichen Teilbereichen und im persönlichen Umfeld. Sie stellen einen Raum für Dialog, Auseinandersetzung und Konflikte in der Gesellschaft zur Verfügung. Medien dienen aber häufig auch der Machterhaltung und -legitimation. In modernen Gesellschaften hat Kommunikation im Zusammenhang mit Integration eine große Bedeutung. Das Fernsehen, das trotz der steigenden Bedeutung des Internets nach wie vor den zeitlich größten Anteil am täglichen Medienkonsum der Menschen ausmacht, und vor allem der Unterhaltungsbereich befriedigt emotionale Bedürfnisse des Publikums, ermöglicht Orientierung, Identifikation, bietet Lösungsansätze und vermittelt Normen und Werte. Dies trifft insbesondere auf Serien zu, da diese einerseits stark in den Alltag integriert werden (können) und andererseits häufig Alltagsthemen behandeln. Unterhaltungssendungen und im Speziellen Komödien arbeiten verstärkt mit Stereotypen und Klischees, um an die Lebensrealität des Publikums anzuschließen und Orientierung zu bieten, aber auch um Komik zu erzeugen und Spannung aufzubauen. Die Problematik dabei ist die damit zusammenhängende Kulturalisierung – die Zurückführung von bestimmten Eigenschaften einer Person auf ihre ethnische und kulturelle Herkunft, die dann häufig als absolut und unabänderlich erscheint. Bisher wurden im deutschsprachigen Raum insbesondere Forschungen zur Themati-sierung und Darstellung von Migrantinnen und Migranten in der medialen Berichterstattung durchgeführt. Unterhaltungssendungen im Fernsehen wurden hingegen kaum untersucht, obgleich sie für die Meinungsbildung von großer Bedeutung sind. Bilder werden besonders durch die visuelle Komponente des Fernsehens erzeugt und geprägt. Die Ergebnisse vieler Studien zum Thema zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund meist auf diese eine Eigenschaft reduziert und zu großen Teilen in problembehafteten Kontexten dargestellt werden. „Best practice“-Beispiele auf der anderen Seite wirken wie herausgegriffene Ausnahmefälle, die den Eindruck der zugeschriebenen Homogenität ethnischer Gruppen verstärken und zudem Differenzierungen verschärfen können. Der von manchen Medien, politischen Parteien und der öffentlichen Meinung häufig geäußerten Vorstellung, Integration wäre eine Bringschuld zugewanderter Menschen, steht die Ansicht gegenüber, es wären diesbezüglich gegenseitige Bemühungen notwendig. Zweiteres beinhaltet auch die Anerkennung der multikulturellen Realität moderner Gesellschaften sowie die Bewertung dessen als Bereicherung. Die in der vorliegenden Masterarbeit angewandte Filmanalyse stellt eine interessante Forschungsmethode dar, weil sie insbesondere in der Soziologie noch kaum institutionalisiert ist und kein Konsens über die Methode besteht. Film und Fernsehen unterliegen zudem einer ständigen Veränderung, da sie in gesellschaftliche und historische Verhältnisse eingebettet und nicht kontextunabhängig zu verstehen sind. Die konkrete Wahl des Untersuchungsmaterials fiel auf die Serie tschuschen:POWER, da es sich um eine Auftragsproduktion des österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ORF) handelt und sich diese Sendung speziell mit dem transkulturellen Zusammenleben von Jugendlichen in Wien beschäftigt. Im Gegensatz zu den Abgrenzungsbemü-hungen der Elterngeneration brechen die jungen HauptdarstellerInnen die von außen auferlegte Differenzierung zwischen „Uns“ und „den Anderen“ auf. Jugendliche werden als engagierte, handlungsmächtige und kompetente Menschen abgebildet, die eine klare Grenzziehung zwischen den „Kulturen“ als obsolet betrachten und daher zu VermittlerInnen werden. Problematische Themen und Konflikte werden sichtbar gemacht, gleichzeitig werden aber auch die kreativen und einfallsreichen Lösungsansätze der Jugendlichen abgebildet. Die Serie verwendet zahlreiche stereotype Rollenbilder und Klischees, wodurch das Publikum emotional involviert und Spannung aufgebaut werden kann. Die Übertreibung oder plakative Darstellung hält der Gesellschaft aber auch einen Spiegel vor und stößt Reflexionsprozesse an, weshalb Klischees und der eingesetzte Humor als Mittel der Gesellschaftskritik bezeichnet werden können. Die dargestellte Handlungsmacht der jugendlichen Figuren richtet sich speziell an ein junges Publikum, adressiert und befriedigt vorhandene Bedürfnisse und erfüllt auch eine emanzipatorische Vorbildwirkung. Die Serie stellt einerseits einen klaren Beitrag zur Darstellung von ethnischen Minderheiten in den Medien dar, ist aber andererseits nur ein erster Schritt, dem viele weitere Bemühungen in diese Richtung folgen sollten.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Medien Massenmedien Unterhaltungssendungen Fernsehserien tschuschen:POWER ORF Integration Migration ethnische Minderheiten Differenzdiskurse
Autor*innen
Stefanie Slamanig
Haupttitel (Deutsch)
Auf den Spuren des integrativen Potentials von Medien
Hauptuntertitel (Deutsch)
wie wird transkulturelles Zusammenleben im ORF dargestellt?
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
Getr. Zählung : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Roswitha Breckner
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges
AC Nummer
AC11160014
Utheses ID
26105
Studienkennzahl
UA | 067 | 905 | |
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