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Offizieller Sprachgebrauch in Nizza im XIX. Jahrhundert
Georg Ansgar Duffner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Georg Kremnitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.29424
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-16420.52417.341922-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In Nizza, am Fuße der Seealpen gelegen, überlagern sich die Interessensgebiete Frankreichs und Italiens bzw. derer Vorgängerstaaten. Im Jahre 1388 gerät Nizza, bis dahin zur Grafschaft Provence gehörend, unter die savoyische Herrschaft, die bis ins 19. Jahrhundert hinein (dann im sardischen Königreich), die Geschicke Nizzas prägt. Gleichzeitig beginnen die Versuche von Seiten Frankreichs, die Stadt und das sie umgebende Land in einer Reihe von Belagerungen in Besitz zu nehmen. Dies gelingt allerdings erst im Herbst 1792, als im Zuge der Revolution französische Truppen die Stadt einnehmen, während die Elite ins Piemont flieht. Im darauffolgenden Jahr wird der Anschluss an die Republik vollzogen und es beginnt eine 21-jährige Periode der Zugehörigkeit Nizzas zu Frankreich. Als 1814 Napoleon Bonaparte besiegt wird, wird in Nizza der vorrevolutionäre Zustand wieder hergestellt, die Grafschaft kommt wieder unter die Herrschaft des Königs von Sardinien. Ab dem Ende der 1840-er Jahre engagiert sich der sardische König immer mehr für die Bildung eines italienischen Nationalstaates, was ihm schlussendlich 1860 auch gelingen soll. Unterstützt wird er dabei vom französischen Kaiser Napoleon III., der der als Gegenleistung die Abtretung Savoyens und Nizzas fordert, was schließlich, vertraglich vereinbart und durch Plebiszite legitimiert, auch durchgeführt wird. Seit jenem Jahr ist Nizza im Département des Alpes-Maritimes Teil Frankreichs. Diese Herrschaftswechsel bringen auch mit sich, dass Nizza wiederholt unterschiedlichen Sprachgesetzgebungen unterworfen ist, was den offiziellen Bereich angeht. Während in Frankreich eine sehr rigide Einsprachigkeit gepflegt wird, die nur während der Revolution durch – letztlich gescheiterte – Experimente mit Regionalsprachen durchbrochen wird, ist der rechtliche Status der Sprachenfrage in Nizza ungeklärt. Die in allen Gesellschaftsschichten vorherrschende Alltagssprache – das Okzitanische – wird Ende des 16. Jahrhunderts im offiziellen Gebrauch vom Italienischen abgelöst, nachdem etwa 1560 in den Territorien der Herzöge von Savoyen per Edikt das Lateinische durch Volkssprachen ersetzt werden soll. Während allerdings für die anderen Ländereien explizite Regelungen getroffen wurden, liegen für Nizza keine derartigen vor, zumal hier bereits das Okzitanische fest etabliert war. In diesem Spannungsbereich zwischen drei Sprachen, in welchem zudem die Unterscheidung zwischen mündlicher und schriftlicher Kommunikation bedeutsam ist (etwa 3⁄4 der Bevölkerung sind Mitte des 19. Jahrhunderts Analphabeten und zudem beschränkt sich der Gebrauch des Okzitanischen praktisch auf die Mündlichkeit), untersucht diese Diplomarbeit, wie sich diese Mehrsprachigkeit auf den offiziellen Sprachgebrauch auswirkt und insbesondere, wie der scheinbar problemlose Wechsel zwischen den Sprachen vonstatten ging. Dabei erscheint sehr interessant, dass bei der Haltung zur jeweils nicht als offiziell angesehenen Sprache ein bedeutender Unterschied besteht je nachdem, ob sich die Stadt unter französischer oder sardischer Legislation befindet. Während im ersteren Fall die Bedeutung der französischen Sprache als Identifikatorisches Mittel im Vordergrund steht, herrscht in letzterem ein Pragmatismus, der die Sprachwahl vom Nutzen für die Empfänger abhängig macht, wodurch französisch und italienisch nebeneinander verwendet werden. Diese Haltung führt jedoch mit den im Lauf des Jahrhunderts immer stärker werdenden Nationalismen zunehmend zu Problemen, wobei der eigentlichen Sprache der Region, dem Okzitanischen, keine Beachtung geschenkt wird.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Nizza Sprachkontakt Sprachkonflikt Französisch Italienisch Okzitanisch
Autor*innen
Georg Ansgar Duffner
Haupttitel (Deutsch)
Offizieller Sprachgebrauch in Nizza im XIX. Jahrhundert
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
228 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Georg Kremnitz
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.65 Frankreich ,
15 Geschichte > 15.67 Italien ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.22 Französische Sprache ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.26 Italienische Sprache ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.39 Romanische Sprachen und Literaturen: Sonstiges
AC Nummer
AC11410773
Utheses ID
26251
Studienkennzahl
UA | 190 | 347 | 353 |
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