Detailansicht
Die Übersetzung von Humor und Komik bei der Darstellung von Randgruppen
am Beispiel von Will & Grace
Dóra Judit Havas
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Zentrum für Translationswissenschaft
Betreuer*in
Klaus Kaindl
DOI
10.25365/thesis.29452
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30428.94701.629166-0
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Filmsynchronisation ist viel mehr, als die Übersetzung von Filmdialogen. Die Erstellung einer Synchronfassung wird von vielen Faktoren, unter anderem den gesellschaftlichen Normen oder der allgemeine gesellschaftliche öffentliche Meinung, beeinflusst. Durch die Entdeckung der Regelmäßigkeiten der Übersetzungsstrategien können Folgerungen über die sozialen Normen der Zielkultur gezogen werden.
In der vorliegenden Arbeit wird die ungarische Synchronfassung der Serie Will & Grace untersucht, mit besonderem Fokus auf die Übernahme von Stereotypen und den dar-aus resultierenden stereotypischen Humor. Da die Serie sich vor allem mit Randgruppen beschäftigt und Ungarn, wie auch in der Arbeit zu lesen ist, als kein tolerantes Land bezeichnet werden kann, ist es interessant zu untersuchen, wie die Synchronfassung für die Zielkultur gestaltet wurde. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt besonders darauf, in welchem Maße die ungarische öffentliche Meinung über bestimmte gesellschaftliche Gruppen, wie Juden oder Homosexuelle, die Übertragung der stereotypischen Aussagen beeinflussen kann. Dabei wurde die Arbeitshypothese aufgestellt, dass die allgemeine negative ungarische Atmosphäre solchen Minderheiten gegenüber auch einen Einfluss auf die Synchronfassung ausübte, was die Veränderung der stereotypischen Bilder, der Wortwahl und der Komik bewirkte.
Um eine Prämisse für die praktische Analyse zu schaffen, stellen die ersten drei Kapitel den theoretischen Rahmen vor. Zuerst wird die Theorie der Descriptive Translation Studies erläutert, mit besonderem Fokus auf die Polysystemtheorie von Itamar Even-Zohar und das Normenkonzept von Gideon Toury. Das wird von der Erläuterung des Konzepts der Stereo-type und Komik gefolgt, wobei die unterschiedlichen jüdischen und homosexuellen Stereoty-pe allgemein und in Bezug auf Ungarn, und die sozialen Funktionen und unterschiedlichen Arten von Humor und Komik dargestellt werden. Dabei stellt es sich auch heraus, dass man-che stereotypische Vorstellungen kulturspezifisch sind und so ihre Funktion in anderen Kul-turen nicht erfüllen können. Als letztes wird das Forschungsfeld der Synchronisation vorge-stellt, wobei neben einen allgemeinen Forschungsüberblick Einzelaspekte der Synchronisation erläutert werden.
Wie oben erwähnt, bilde den Rahmen der Untersuchung die Descriptive Translation Studies und dementsprechend wurde eine Übersetzungsbeschreibung vollzogen. Als Grund-lage für diese Untersuchung wurden die englischsprachigen Original- sowie die ungarischen Synchronfassungen der fünften Staffel der insgesamt acht Staffeln umfassenden Sitcom Will & Grace verwendet. Die vierundzwanzig Episoden wurden nacheinander in ihrer Original-fassung und in ihrer ungarischen Synchronfassung auf das Vorkommen von stereotypischer Komik und Humor untersucht. Diese Elemente wurden genau transkribiert und die Stereoty-penbilder und komische Dimension wurden miteinander verglichen. Die dabei aufgetretenen Unterschiede wurden dann vor allem hinsichtlich des gesellschaftlichen Hintergrundes unter-sucht.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Synchronfassung in den meisten Fällen der Originalversion entspricht, ging es aber um in der Zielkultur unbekannte Kultur-spezifika, Wortspiele, idiomatische Ausdrücke oder um vulgäre oder störende Bilder, wurden Veränderungsmaßnahmen vollzogen. Die Kulturspezifika wurden hinsichtlich der Kenntnisse des ungarischen Zielpublikums entweder neutralisiert oder ersetzt und die Wortspiele und idiomatischen Ausdrücke, die keine zielsprachlichen Entsprechungen hatten, wurden ausge-lassen, was auch auf die komische Dimension auswirkte, da die humoristische Wirkung dadurch oft geschwächt wurde. Die Bilder und Aussagen, die aus der Hinsicht der ungari-schen Gesellschaft zu störend oder zu vulgär gefunden werden könnten, wie Diskriminierung oder sexuelle Bräuche, wurden neutral oder positiv dargestellt.
Eine wichtige Erkenntnis zu der diese Arbeit führen sollte, ist, dass die Filmsynchroni-sation vielen Einflussfaktoren unterliegt, wobei die Gesellschaft zusammen mit ihren Normen und Bräuchen einen besonderen Einfluss ausübt. Damit eine Serie oder Sitcom auch in der Zielkultur einen Beifall erlebt, müssen die Erwartungen und die Normen des Zielpublikums vor den Augen gehalten werden, was oft zur Veränderungen führen kann.
Abstract
(Englisch)
Film dubbing is more complex than the mere translation of film dialogues, the production process of a dubbed version is influenced by several factors, among others by social norms or general public opinion. By discovering the regularities of translation strategies, conclusions about social norms of the target culture can be drawn.
The present paper analyses the Hungarian dubbed version of Will & Grace, with special attention to stereotypes and stereotypical humour. As mostly marginal groups are presented in the sitcom and Hungary, as seen in the paper, cannot be considered as an especially tolerant country, it is interesting to see, how the dubbed version was produced for the target culture. In doing so, the focus of the research is on what extent the general Hungarian public opinion about special social groups, like Jews or homosexuals, has affected the presentation of stereotypical utterances. It was hypothesised that the dubbed version was influenced by the negative Hungarian public opinion about these minorities, which resulted in the modification of stereotypical pictures, word choice and thereby humour.
The first three chapters present the theoretical framework of the research. Firstly, De-scriptive Translation Studies is introduced, focusing on the Polysystem Theory of Itamar Even-Zohar and the concept of norms established by Gideon Toury. It is followed by the elucidation of the concept of stereotypes and humour, introducing different Jewish and homosexual stereotypes in general and particularly in Hungary and the social functions and different kinds of humour. In the course of this, some stereotypes turn out to be culture-specific and hence they are unable to fulfil their function in different cultures. Finally the research field and the individual aspects of dubbing are explained.
As mentioned above the research was conducted in the framework of Descriptive Translation Studies and accordingly a description of the translation takes place. The sitcom is comprised altogether of eight seasons, and the Hungarian and the English fifth season form the basis of the research. The twenty-four Hungarian and English episodes were examined for stereotypical humour. These elements were transcribed and the stereotypical pictures and the humorous dimension were compared. The occurred differences were analysed regarding the Hungarian social background.
The results show that the dubbed version correlates with the original version, but in the case of idioms, puns, for the target culture unknown culture-specific items or coarse or dis-turbing elements modifications can be discovered. Regarding the knowledge of the target culture, culture-specific items were neutralised or replaced. Puns and idioms without any tar-get language equivalent were omitted, whereby the humorous dimension became weaker. Utterances which are most likely considered as coarse or disturbing by the Hungarian society, like discrimination or sexual habits, are neutralised or depicted more positively.
An important conclusion of this paper is the fact that dubbing is influenced by many factors, whereat society with its norms and traditions plays an important role. In order to make a series or a sitcom successful in the target culture as well, the expectations and norms of the target culture should be considered, which can lead to changes in the text.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Dubbing Will & Grace Stereotypes Descriptive Translation Studies
Schlagwörter
(Deutsch)
Synchronisation Will & Grace Stereotype /Descriptive Translation Studies
Autor*innen
Dóra Judit Havas
Haupttitel (Deutsch)
Die Übersetzung von Humor und Komik bei der Darstellung von Randgruppen
Hauptuntertitel (Deutsch)
am Beispiel von Will & Grace
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
140 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Klaus Kaindl
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.45 Übersetzungswissenschaft
AC Nummer
AC11679818
Utheses ID
26270
Studienkennzahl
UA | 060 | 331 | 342 |