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Subjektivierung von Arbeit und Geschlechterverhältnisse
am Beispiel von Unternehmensberatungen
Tilman Lion Goch
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Hannelore Eva Kreisky
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.29466
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30149.21814.179565-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Begriff der „Subjektivierung von Arbeit“ erfasst rezente Entwicklungen, die das Subjekt und seine Fähigkeiten verstärkt in Arbeitsprozesse einbeziehen. Fähigkeiten, die zuvor in der Sphäre des Privaten verortet wurden, werden durch Organisations- und Arbeitsstrukturen für die Produktion nutzbar gemacht. Kreativität, Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten, erhöhte individuelle Verantwortungen und unternehmerisches Handeln gewinnen an Bedeutung im arbeitnehmerischen Alltag. Kontrolle und Leitung von Arbeitszusammenhängen können und müssen verstärkt selbst erbracht werden. Bei der Analyse von subjektivierter Arbeit zeigt sich, dass diese in vielen Bereichen mit neoliberalen Regimen verschränkt ist. Unternehmerisches Denken und Handeln wird zur Grundlage neuer Arbeitsorganisationen und -idealen. Bei der Frage nach den Auswirkungen dieser Prozesse zeigen sich paradoxe Entwicklungen. So ermöglicht subjektivierte Arbeit auf den ersten Blick erhöhte Autonomie und Selbstbestimmtheit für Arbeitnehmende. Im Zuge von Projekt- und Outcomebasierten Arbeitsstrukturen können Arbeitszeiten zunehmend flexibel eingeteilt und Prozesse selbstbestimmt strukturiert werden. Damit steigt das Gestaltungs- und Selbstverwirklichungspotenzial; eigene Innovationskraft und Kreativität werden durch die Arbeitgebenden aktiv gefördert und gefordert. Gleichzeitig zeichnen sich Tendenzen zu einer stärkeren betrieblichen Verfügbarkeit ab. Flexibilität wird nicht nur gewährt, sie wird auch gefordert. Über projektbasiertes Arbeiten wird die Arbeitskontrolle an die Angestellten ausgelagert; nicht mehr der Prozess, sondern nur noch das Outcome wird überprüft. Beständiges unternehmerisches Denken bedeutet auch Verantwortung für Projekte zu tragen und Freizeiteinbußen in Kauf zu nehmen. Diese Anforderung an ein/e unternehmerische/n ArbeitnehmerIn geht allerdings nicht mit Restrukturierungen von arbeitnehmerischen Gewinnbeteiligungen einher. Veränderungen der betrieblichen Ansprachen bleiben im Soziokulturellen verhaftet und haben wenig Auswirkungen auf eine materielle Neuordnung von Erwerbswirtschaft. Die Dimension Geschlecht wird im Zusammenhang mit subjektivierter Arbeit oft ausgeblendet. Neoliberale Regime propagieren im Zuge von Freiheit und Selbstbestimmung auch das Ende geschlechtlicher Zuweisungen und Einschränkungen. So werden auch Frauen durch das unternehmerische Selbst angesprochen und als Individuen gefasst „in die es sich zu investieren lohnt“ (McRobbie). Im Zuge neoliberaler Transformationen lösen sich männliche Alleinverdienermodelle auf. Frauen haben die Möglichkeit jeden Beruf zu ergreifen und in die höchsten Ebenen von Wirtschaft und Politik vorzudringen. Als Beleg werden singuläre Beispiele angeführt, die wie Leuchttürme einer durch den Markt erzeugten Gleichberechtigung strahlen. Ein geringer Frauenanteil in einzelnen Branchen und in Managementpositionen wird im neoklassischen Verständnis durch eine selbstgewählte und gewollte Präferenz von Frauen für Familien- und Sorgearbeit erklärt. Bei der Bewertung subjektivierter Arbeit wird deshalb auch auf eine wachsende Flexibilisierung hingewiesen, die sich positiv auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auswirkt. Gleichzeitig bleibt Geschlecht weiterhin ein dominanter Faktor für Erfolg, Karriere und finanzielle Entlohnung. Welche Dimensionen dazu führen, dass sich Geschlechterunterschiede in subjektivierter Arbeit fortsetzen und restrukturieren, wird am Beispiel von Unternehmensberatungen analysiert, da die Arbeitsweisen in dieser Branche massiv Anforderungen subjektivierter Arbeit entsprechen. Im Zuge der theoretischen Arbeit und der qualitativen Inhaltsanalyse der Befragungen werden vier Hauptkategorien extrahiert: Die Hauptverantwortung von Frauen zur Reproduktionsverantwortung, eine Hegemoniale Wirtschaftsmännlichkeit und Männerbünde zeigen, wie fluide und anpassungsfähig patriarchale Strukturen sind und wie sie sich in neoliberalen Regime reproduzieren. Die vierte Kategorie beleuchtet neue Bedeutungen von Geschlechtlichkeit im Zuge neoliberaler Subjektivierungen und zeigt wie Geschlecht in den Produktionsprozess als nutzbare Ressource integriert wird.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Subjektivierung Arbeit hegemoniale Männlichkeit Geschlechterverhältnisse Neoliberalismus Maskulinismus Männerbund Unternehmensberatung
Autor*innen
Tilman Lion Goch
Haupttitel (Deutsch)
Subjektivierung von Arbeit und Geschlechterverhältnisse
Hauptuntertitel (Deutsch)
am Beispiel von Unternehmensberatungen
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
160 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hannelore Eva Kreisky
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.31 Geschlechter und ihr Verhalten ,
83 Volkswirtschaft > 83.14 Einkommen, Beschäftigung, Arbeitsmarkt ,
89 Politologie > 89.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie
AC Nummer
AC11133218
Utheses ID
26284
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
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