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African-Austrian-Lace - eine transkontinentale Beziehungsgeschichte zwischen Vorarlberg und Nigeria (1960 - 84)
Johanna Köhler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Ingeborg Grau
DOI
10.25365/thesis.29853
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29759.26267.351462-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Im Fokus dieser Arbeit steht der Stickereihandel zwischen Österreich/Vorarlberg und Nigeria von den 1960er bis zu den 1980er Jahren, der dadurch ausgelöste Wandel in den Vorarlberger Familienunternehmen und die Frage nach den Gründen dafür. Zur Bearbeitung der Fragestellung werden zwei theoretische Ansätze herangezogen: das globalhistorische Modell der industriell-gewerblichen Entwicklung und die Neue Internationale Arbeitsteilung (NIAT). Analysiert wird, inwieweit sich die Auswirkungen des Handels mit Hilfe dieser theoretischen Ansätze erklären lassen, oder ob auch andere Entwicklungen erkennbar sind.
Die Analyse ergab in einem ersten Schritt, dass sich die Vorarlberger Unternehmen durch den intensivierten Handel mit Nigeria in dieser Zeitspanne wesentlich in ihrer Struktur verändert haben: logistisch, technologisch, betriebsorganisatorisch und personell. Darüber hinaus führten der wirtschaftliche Erfolg und die höheren Einnahmen der Stickereibetriebe in den Gemeinden auch zu politischem Einfluss. Neue Handelsstrategien, der Ausbau des Maschinenparks, die Gründung von Produktionsstandorten in Nigeria, die teilweise Vergabe von Aufträgen aus Nigeria ans europäische Ausland und die Beschäftigung von GastarbeiterInnen aus der Türkei in den familiären Kleinbetrieben in Vorarlberg seien als Beispiele für den Wandel genannt .
Die beiden zur Analyse wirtschaftlicher Entwicklung herangezogenen Ansätze erbrachten neben einigen Analogien auch wesentliche Unterschiede. So setzte etwa die Entwicklung der Stickerei in Vorarlberg durch Kontakte zur Stickereiproduktion in St. Gallen mit einem Verlagssystem in Familienbetrieben ein. Es kam auch trotz Mechanisierung nicht zur Auslagerung der Produktion in Fabriken; und die Errichtung von Produktionsstätten in Nigeria diente primär der Neuorganisation der Handelswege über den Staat Benin und verfolgte dadurch nicht das Ziel, Produktionskosten durch „billige“ Arbeitskräfte zu sparen.
Bisherige Arbeiten zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Vorarlberg/Österreich und Nigeria haben die Auswirkungen des Nigeriahandels auf Vorarlberger Betriebe nur punktuell und in Teilbereichen beleuchtet. Zahlreiche Arbeiten zu Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem „Norden“ und dem „Süden“ nehmen die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Auswirkungen von Nord-Süd-Beziehungen und daraus resultierende Strukturprobleme und Ungleichheiten im Süden in den Fokus. Die vorliegende Arbeit stellt den Wandel in den Stickereibetrieben in Vorarlberg ins Zentrum der Analyse. Das Einbringen neuer (archivaler) Quellen aus Vorarlberg erweitert das bisher genutzte Quellenkorpus. Die gleichzeitige Analyse des sich wandelnden politischen Hintergrunds in Nigeria und des damit zusammenhängenden Wandels in den Vorarlberger Unternehmen führt zu einem tieferen Verständnis der Beziehungsgeschichte zwischen „Süd“ und „Nord“. Zugleich wird damit aber auch eine neue Perspektive, die einer Süd-Nord-Beziehung, vermittelt.
Abstract
(Englisch)
The focus of this thesis is on the trade in lace between Austria/Vorarlberg and Nigeria from the 1960ies to the 1980ies, aiming at identifying the changes in family businesses in Vorarlberg triggered by this trade and illustrating the reasons for these changes. For this purpose, two theoretical approaches were used: the global historical model of the industrial and commercial development as well as the New International Division of Labour (NIDL). It is analyzed to which extent the consequences of the trade can be explained by these theoretical approaches or whether other developments can be identified as well.
In a first step, the analysis disclosed that the businesses in Vorarlberg underwent a considerable structural change during the period of trade with Nigeria - logistically, technologically, operationally and in terms of personnel. Furthermore, the economic success and higher revenues of the embroidery businesses led to political influence in their respective communities. New trading strategies, an expansion of the machinery, the establishment of manufacturing bases in Nigeria, a partial allocation of assignments from Nigeria to other European countries and the employment of foreign workers from Turkey in the small family businesses in Vorarlberg constitute some examples of the aforementioned change.
Amongst several analogies, both approaches used for the analysis of the economic development yielded some fundamental differences. For example, the development of the embroidery business in Vorarlberg began through contacts to the embroidery production with St. Gallen when they set up a putting-out system for family businesses. Despite the mechanisation, the production was not outsourced to factories, and the establishment of manufacturing bases in Nigeria primarily served the reorganization of the trading routes via the State of Benin and therefore did not aim at reducing production costs by using “cheap” manpower.
Previous publications on the economic relations between Austria/Vorarlberg and Nigeria only partially illustrated the impacts that the trade with Nigeria had on businesses in Vorarlberg. Numerous papers on the economic relations between the “North” and the “South” focus on the economic, political and social consequences of north-south relations and the resulting structural problems and inequalities in the south. The theses at hand puts the change in embroidery business in Vorarlberg at the center of the analysis. Now, new (archival) sources from Vorarlberg expand the hitherto used corpus of references. In combination with the analysis of the changing political background in Nigeria and the associated change in the businesses in Vorarlberg, this provides a deeper understanding of the history of these relations. At the same time a new perspective, that is a perspective of a south-north relation, is conveyed.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
embroidery Austria Vorarlberg Nigeria trade NIDL industrial and commercial development
Schlagwörter
(Deutsch)
Stickerei Österreich Vorarlberg Nigeria Handel NIAT industriell-gewerbliche Entwicklung
Autor*innen
Johanna Köhler
Haupttitel (Deutsch)
African-Austrian-Lace - eine transkontinentale Beziehungsgeschichte zwischen Vorarlberg und Nigeria (1960 - 84)
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
121 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ingeborg Grau
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.09 Wirtschaftsgeschichte
AC Nummer
AC11132436
Utheses ID
26620
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |