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Untersuchungen zur Kulturlandschaftsentwicklung und landschaftsökologischen Situation am Alpennordrand des südwestlichen Niederösterreich
mit einem Beitrag zur Flora und Vegetation der ruralen Hecken
Christian Lettner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuer*in
Thomas Wrbka
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DOI
10.25365/thesis.29887
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30443.78690.575763-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
[A] Dynamik ist ein wesentliches Charakteristikum von Landschaften und besonders im Falle von Kulturlandschaften – als Folge eines komplexen Wechselspiels zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und anthropogenen Eingriffen oder schlicht als Ergebnis der Beziehungen zwischen Natur und Gesellschaft – evident. Die europäischen Kulturlandschaften wurden über Jahrhunderte hinweg langsam und durch traditionelle, an die lokalen oder regionalen Bedingungen angepasste Nutzungspraktiken modifiziert, wobei allerdings im 19. und besonders im 20. Jahrhundert in vielen Teilen Europas eine rasche Umwandlung von traditionellen Kulturlandschaften in neuartige Landschaften stattgefunden hat. In der vorliegenden Diplomarbeit wurde mittels randomisierter Auswahl von 20 Untersuchungsflächen (à 25 ha) mit jeweils weniger als 50 Prozent Waldbedeckung ein neuartiger Ansatz gewählt, um die Kulturlandschaftsentwicklung und Landschaftsgeschichte eines rund 80 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebiets in der Region Mostviertel-Eisenwurzen (Niederösterreich) repräsentativ zu untersuchen. Auf Basis des Franziszeischen Katasters von 1822 sowie einer ausführlichen Felderhebung wurden die langfristigen Entwicklungen flächenbezogen analysiert und die landschaftliche Situation in vorindustrieller Zeit mit der rezenten Situation verglichen. Die räumlich-zeitlichen Vergleiche offenbaren in erster Linie eine Reorganisation der Landnutzung weg von einer durch Subsistenzwirtschaft geprägten, hin zu einer spezialisierten, grünlanddominierten Landwirtschaft. Neben der beinahe vollständigen Aufgabe der ackerbaulichen Nutzung lassen sich in den knapp 200 Jahren auch Änderungsprozesse feststellen, die als „Nutzungspolarisierung“ zusammengefasst werden können. Hier zeigt sich eine deutlichen Zunahme an bewaldeten Flächen und somit ein Verlust an landwirtschaftlich genutzter Fläche und damit einhergehend eine Zunahme bebauter Flächen sowie eine Intensivierung der verbliebenen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die langfristigen Veränderungen werden ausführlich diskutiert und unterschiedliche landschaftsökologische und naturschutzfachliche Aspekte der historischen und rezenten Situation, sowie regionale Besonderheiten beleuchtet. [B] In der offenen Kulturlandschaft des Untersuchungsgebiets sind Hecken und heckenartige Landschaftselemente als landschaftsprägende Strukturen von besonderer Bedeutung und charakteristisch, weshalb in der vorliegenden Arbeit ein zusätzlicher Fokus auf die Untersuchung der Flora und Vegetation der ruralen Hecken gelegt wurde. Obwohl es sich um funktionell mit der Landnutzung verknüpfte Vegetationsstrukturen – und somit um anthropogene Pflanzengesellschaften – handelt, stellen rurale Hecken vielfach persistente Landschaftselemente und/oder traditionelle Nutzungstypen dar und sind als naturnahe Restelemente in Kulturlandschaften von großer Bedeutung. Hecken wurden und werden seit jeher auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt und übernehmen eine Vielzahl an sowohl ökologisch als auch ökonomisch und soziokulturell relevanten Funktionen und Rollen. Als Grundlage für die floristische und pflanzensoziologische Analyse wurden pro Untersuchungsfläche zwei Hecken zufällig ausgewählt und so insgesamt 40 Vegetationsaufnahmen nach dem „Braun-Blanquet-Ansatz“ durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden mittels JUICE 7.0 analysiert und werden im Kontext der aktuellen Synopsis der Gebüsch- und Waldgesellschaften Österreichs syntaxonomisch interpretiert und diskutiert. Insgesamt wurden 270 Gefäßpflanzentaxa (davon 55 Phanerophyten) erfasst, wobei die Gesamtartenzahl je Vegetationsaufnahme zwischen 35 und 82 (die der Phanerophyten zwischen 11 und 26) variiert. Die untersuchten ruralen Hecken und heckenartigen Landschaftselemente lassen sich provisorisch als submontane bis montane Hasel-Eschen-Hecken des östlichen Alpennordrands charakterisieren. Die Vegetationsaufnahmen zeigen eine deutliche Affinität zum Verband Populo tremulae-Corylion (Klasse Rhamno-Prunetea) und wurden als drei unscharfe Gesellschaften ohne Assoziationsrang ausgewiesen. Die unterschiedlich starke Affinität zu den beiden Assoziationen Populo tremulae-Coryletum und Senecioni ovati-Coryletum bzw. eine intermediäre Stellung wird ausführlich diskutiert und diverse ökologische und naturschutzfachliche Aspekte beleuchtet. Als regionale Besonderheit werden die geflochtenen Staudenhage näher behandelt.
Abstract
(Englisch)
[A] A fundamental feature of landscapes is their dynamic character and, as a result of a complex interplay between natural conditions and human interventions or simply as a result of the relations between nature and society, this is particularly evident in the case of cultural landscapes. For hundreds of years, European cultural landscapes were altered slowly by traditional land use practices adapted to local or regional conditions, though during the 19th and especially in the 20th century a rapid transition of traditional cultural landscapes to novel landscapes has frequently taken place in many parts of Europe. In the present study, 20 study sites (25 ha each) with less than 50 percent forest cover were randomly selected to representatively investigate the development of the cultural landscape and the landscape history of an approximately 80 square kilometer study area in the “Mostviertel-Eisenwurzen” region (Lower Austria). Based on the Cadastre of Francis I dating from 1822 as well as an extensive field survey, long-term developments were analyzed and the landscape situation in pre-industrial times was compared to the present situation. The spatio-temporal comparisons primarily revealed a reorganization of agricultural practices from subsistence farming to a specialized livestock and dairy farming. Beside the almost total disappearance of arable fields during the past 200 years, results show processes of change which can be summarized as “land use polarization”. A substantial increase in forested areas and therefore a coincident decline of utilized agricultural area was observed, accompanied by an increase in built-up areas as well as intensification of the remaining agricultural land. The long-term changes are discussed in detail together with various aspects of landscape ecology, nature conservation and regional peculiarities with regard to the historical and present situation. [B] Hedgerows and hedge-Iike landscape elements are of particular importance and characteristic as landscape-shaping structures in the open cultural landscape of the study area, and therefore a further focus of the present study was on the investigation of the flora and vegetation of rural hedgerows. Although they are structures functionally linked to land use, and thus are anthropogenic plant communities, rural hedgerows in many cases represent persistent landscape elements and/or traditional land use types and are of major importance as near-natural elements in cultural landscapes. Hedgerows always were and are used in diverse ways and perform a multitude of ecologically as well as economically and socioculturally relevant functions and roles in cultural landscapes. As basis for the floristic and phytosociological analysis, two hedgerows were selected randomly per study site, and thus 40 vegetation relevés were carried out altogether using the “Braun-Blanquet approach”. The collected data were analyzed by JUICE 7.0, and interpreted and discussed in the context of the current synopsis of shrub and forest communities in Austria. A total of 270 different vascular plant taxa were recorded, including 55 phanerophytes. The total number of species per vegetation relevé varied between 35 and 82, and in case of phanerophytes between 11 and 26. The investigated rural hedgerows and hedge-like landscape elements can be provisionally characterized as submontane to montane hazel and ash hedgerows of the northern border of the Eastern Alps. The vegetation relevés show a clear affinity to the Alliance Populo tremulae-Corylion (Class Rhamno-Prunetea) and were assigned to three communities without association rank. The varying degree of affinity to the Associations Populo tremulae-Coryletum and Senecioni ovati-Coryletum or an intermediate position is discussed in detail. Different aspects of ecology and nature conservation as well as a regional peculiarity, the so-called “geflochtene Staudenhage”, are explained.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Landscape history Landscape change Land use Mostviertel Eisenwurzen Cadastre of Francis I Vegetation ecology Rhamno-Prunetea Nature conservation
Schlagwörter
(Deutsch)
Landschaftsgeschichte Landschaftswandel Landnutzung Mostviertel Eisenwurzen Franziszeischer Kataster Vegetationsökologie Rhamno-Prunetea Naturschutz
Autor*innen
Christian Lettner
Haupttitel (Deutsch)
Untersuchungen zur Kulturlandschaftsentwicklung und landschaftsökologischen Situation am Alpennordrand des südwestlichen Niederösterreich
Hauptuntertitel (Deutsch)
mit einem Beitrag zur Flora und Vegetation der ruralen Hecken
Paralleltitel (Englisch)
Investigations on cultural landscape development and landscape ecological situation at the northern border of the Alps, southwestern Lower Austria ; with a contribution to the flora and vegetation
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
142 S. : zahlr. Ill. und graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Wrbka
Klassifikationen
42 Biologie > 42.44 Pflanzengeographie, Pflanzenökologie, Pflanzensoziologie ,
42 Biologie > 42.90 Ökologie: Allgemeines ,
42 Biologie > 42.91 Terrestrische Ökologie ,
43 Umweltforschung > 43.31 Naturschutz ,
48 Land- und Forstwirtschaft > 48.16 Agrarsysteme ,
74 Geographie > 74.11 Kulturlandschaft
AC Nummer
AC11180742
Utheses ID
26653
Studienkennzahl
UA | 444 | | |
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