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"..., para bellum"
Studien zur militärischen Präsenz der Burg Forchtenstein und ihrer Besitzer im 17. Jahrhundert: Bollwerk, Zeughaus, Waffensammlung
Karl Gruber
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Karl Vocelka
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.30033
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30484.61363.581164-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Seit 1622 ist die Burg Forchtenstein in der Hand der Familie Esterházy - vorerst als Pfand und bereits vier Jahre später als erblicher Besitz. Gemäß der Funktion einer Burg wird bereits im Übergabevertrag an Nikolaus Esterházy eine „Rüsst Cammer oder Zeugheußl“ mit diversem Inventar genannt. Im ersten Jahrhundert ihres Besitzes wird die Burg von den dem Kaiser und der katholischen Kirche stets loyalen Eigentümern erfolgreich als Bollwerk gegen die von Osten anstürmenden Osmanen sowie als Fluchtburg für die Untertanen benutzt. Weitere Bewährungsproben der Adelsfamilie stellen die prekären Situationen beim Regierungsantritt Maria Theresias und der Zeit der Napoleonischen Kriege dar, als die Esterházys eigene Regimenter aufstellen, um sie dem Souverän zur Verfügung zu stellen. Jetzt dient Forchtenstein nicht mehr als Festung sondern als Kaserne, Waffen- und Ausrüstungslager für diese ins Leben gerufenen und finanziell erhaltenen Truppen. Um diese auszurüsten, dafür Munition herzustellen, beschädigtes Gerät wieder funktionstüchtig zu machen oder Fremdgerät den eigenen Bedürfnissen anzupassen, ist ein Zeughaus mit gut ausgebildetem Personal unumgänglich. Dazu kommt noch der Begriff „Kriegsbeute", die entweder für eigene Zwecke adaptiert und weiterverwendet, wegen des Materialwertes gehortet oder an verdiente Persönlichkeiten verschenkt wird. Aus Gründen von Image, Kunst und Einzigartigkeit kann sie aber auch in Depot oder Wunderkammer wandern, um dort den Stellenwert des Geschlechts zu repräsentieren. Nach den Franzosenkriegen, als die Burg ihren eigentlichen Charakter längst verloren hat, werden die Objekte des Zeughauses gemeinsam mit den Artefakten und Kostbarkeiten der Schatzkammer, Türken-, Preußen- und Franzosenbeute zur streng gehüteten Esterházy-Sammlung im „Familientresor Burg Forchtenstein“, die von Auserwählten zu besichtigen ist und so bereits die Prinzipien eines Museums zu erfüllen beginnt. Am Ende des Jahrhunderts, als in Wien und Budapest die großen Staatsmuseen entstehen, werden diese mit großzügigen Schenkungen bedacht, um in der Gesellschaft an die ruhmreiche Geschichte der Familie zu erinnern. Als bislang letzte Station ist die Umwandlung in ein öffentlich zugängliches Museum anzusehen, das die kontinuierliche militärische Präsenz, Kaisertreue, Ökonomie und Mäzenatentum der Esterházys bezeugt. Gegenständliche Arbeit soll anhand der seit dem 17. Jahrhundert in den Archiven von Forchtenstein und Budapest verfügbaren Inventare, weiters von Gebrauchsanweisungen, Vorschriften und technischen Instruktionen Einblick in Militär, Handwerk, Waffentechnik, Wirtschaft und Sozialgeschichte der betreffenden Epochen verschaffen. Vor Augen geführt wird das „Para bellum“, das Stetsbereitsein der Familie für den Monarchen und somit für den Krieg, wofür letztendlich die Rüstkammer geschaffen und betrieben wurde. Ein wichtiges Kapitel stellt daher die Institution „Zeughaus“ dar. Aufmerksam gemacht wird auch auf den hohen Stand des Handwerks und Kunstgewerbes - gleichzeitig mit Erläuterung von Fachbegriffen und Arbeitspraktiken - die militärische Verwendung der angesprochenen Fabrikate, aber auch auf die Arbeitsbedingungen und soziale Lage der in fürstlichen Diensten stehenden und zur Herrschaft zählenden Personen. Auch mit dem Objekt Waffe beschäftige ich mich, sei es nun robustes unverziertes Kriegsgerät des gemeinen Soldaten oder wertvolles dem Kunsthandwerk zuzuordnende Prunkwaffe eines hohen Offiziers, außerordentliches Geschenk oder prestigeträchtige Beute. Nikolaus Esterházy hat das Geschlecht, eine relativ unbedeutende aus dem ungarischen Landnahme-Adel stammende Familie, innerhalb kürzester Zeit in die vordersten Reihen des ungarischen Adels gebracht. Durch seine unbedingte Loyalität zum habsburgischen Herrscherhaus, dem damit in Zusammenhang stehenden Übertritt zum Katholizismus und durchdachter Ehen hat er den Grundstein für die spätere Esterházysche Dominanz innerhalb des ungarischen Magnatentums gelegt. Militärische Präsenz, diplomatisches Geschick und wirtschaftliches Talent sind die drei Grundpfeiler für den Aufstieg und die Anerkennung beim Wiener Hof. Aber nicht nur positive Akzente begleiten diesen frühneuzeitlichen Aufsteiger sondern auch Rückschläge und Depressionen. So wird ihm immer mehr bewusst, dass dem Kaiser viel mehr an der Bereinigung der Glaubensfrage als an der Befreiung Ungarns liegt, was aber primäres Ziel der Ungarn und somit auch Esterházys ist. Dies spaltet wiederum die Magnaten und läßt sie oft zu Gegnern werden. Trotzdem hält er an seiner treuen Gesinnung fest und wird mit höchsten Auszeichnungen und Ämtern betraut. Sein Sohn Ladislaus tritt knapp 20-jährig in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters, um es diesem mit militärischem und wirtschaftlichem Engagement gleichzutun. Leider wird ihm einer seiner zahlreichen und für die damalige Zeit an der Tagesordnung stehenden Streifzüge gegen die Osmanen zum Verhängnis. Mit drei seiner Cousins fällt er nach nur sieben Herrschaftsjahren in der Blüte seines Lebens und hinterlässt kinderlos das bereits angewachsene Unternehmen. Dieses tragische Ereignis erschüttert das gesamte Geschlecht und bringt zwangsweise innerhalb kürzester Zeit seinen noch jugendlichen Bruder Paul an die Macht. Obwohl vorerst nicht für diese Position vorgesehen und ausgebildet, entwickelt sich der neue Majoratsherr in kometenhafterr Weise zur wahrscheinlich bedeutendsten Persönlichkeit der Esterházyschen Domäne überhaupt. Der begeisterte Katholik ist einem barocken Universalgenie gleich ein Liebhaber der Wissenschaften ersten Ranges, ein Kunstmäzen, Sammler und gleichzeitig Künstler aller nur denkbaren Sparten. Wie schon sein Vater ist er ein vorzüglicher Ökonom, Ungarns Palatin, ein Patriot von ganzem Herzen und gleichzeitig stets treu ergebener Diener seiner habsburgischen Herren. Dies veranlasst ihn auch, viele Male in den Krieg zu ziehen und gegen sämtliche Feinde seines Königs und Vaterlandes zu streiten. Dafür muss er aber auch so manche Blessuren und Verluste am eigenen Leib und in seinen Herrschaften hinnehmen. Als Krönung der unzähligen Ehrungen und Titel ist die Erhebung in den Fürstenstand anzusehen, die er mit der künstlerischen Ausgestaltung von Burg Forchtenstein und der Kunstförderung zum Ausdruck bringt. Die Relikte aus den Einsätzen gegen Habsburgs Feinde, die Überbleibsel aus Wissensdurst, Kunstschaffen, Sammlertätigkeit und Mäzenatentum bilden heute das Museum und den Besuchermagneten „Burg Forchtenstein“ mit Ahnengalerie, Schatzkammer, Zeughaus, Militärdepot und vielfältigen Kulturveranstaltungen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Forchtenstein Zeughaus Esterház
Autor*innen
Karl Gruber
Haupttitel (Deutsch)
"..., para bellum"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Studien zur militärischen Präsenz der Burg Forchtenstein und ihrer Besitzer im 17. Jahrhundert: Bollwerk, Zeughaus, Waffensammlung
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
263 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Karl Vocelka ,
Waltraud Heindl
Klassifikation
15 Geschichte > 15.34 Europäische Geschichte 1492-1789
AC Nummer
AC11300664
Utheses ID
26781
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
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