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Das abgeschlagene Haupt als Thema in der Gemäldesammlung und Lebenswelt von Fürst Paul I. Esterházy
Margit Renate Kopp
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Petr Fidler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.30107
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30214.81374.707059-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Fokus der Arbeit über das Thema das abgeschlagenen Hauptes im Bildprogramm von Fürst Paul I. Esterházy (1635-1713) standen 14 Gemälde, die auf Burg Forchtenstein aufbewahrt werden. Diese wurden nun einer – zumeist ersten – umfassenden Analyse zugeführt, wobei auch die Suche nach Vorbildern der auf den Werken wiedergegebenen Sujets – vor allem Judith- und Salome-Darstellungen – erfolgen musste, die schließlich in den meisten Fällen eine Zuordnung an konkrete Meister ermöglichte. So reihte der Fürst z.B. Darstellungen der alttestamentarischen Judith mit dem Haupt des Holofernes nach Lucas Cranach, nach Peter Paul Rubens und Cristofano Allori in sein Bildprogram in Schloss Eisenstadt und Burg Forchtenstein ein. Salome-Darstellungen, die er sammelte, zeigten Palma il Giovane oder Tizian als Vorbild oder kombinierten einen Caravaggio-Nachfolger mit dem Ausschnitt einer Tomyris-Darstellung des Pontius nach Rubens. Den beiden Selbstporträts des Fürsten, die ihn als Knaben im Kostüm der Judith zeigen, wurde besondere Aufmerksamkeit in der Betrachtung und Analyse geschenkt, stellen sie doch einen wichtigen Anhaltspunkt in der Ursachenfindung des so häufig im Bildpro-gramm Esterházys zu findenden Sujets des abgeschlagenen Hauptes dar. Hierbei wurde auch das Theaterstück über die Heroine, in dem er diese verkörperte, und seine Aufführung genauestens betrachtet und auf die Gleichsetzung sowie Verschmelzung von Judith, Maria und Paul Esterházy hingewiesen, was in Hinsicht der legendären Marienverehrung des Fürsten von großer Bedeutung ist. Judith als Präfiguration Mariens erklärt ebenfalls die Beliebtheit der alttestamentarischen Heroine in seinem Bildprogramm. Der Gemäldeanalyse und der Betrachtung des Judith-Stücks im Jesuitentheater von Tyrnau folgte der Versuch einer Verortung der 14 Gemälde im Bildprogramm von Schloss Eisenstadt und Burg Forchtenstein – den wichtigsten Residenzen des Fürsten, die er in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufwändig aus- und umbauen ließ. Die Inventare gaben hilfreich Aufschluss darüber, dass in den meisten Fällen die Hängung und Platzierung der Gemälde im Falle der Judith-Darstellungen einen politisch-religiösen intendierten Hintergrund hatte. Sie stand vor allem mit der unmittelbaren osmanischen Bedrohung der Esterházy und ihrer Güter in Zusammenhang. Eine weitere Frage, die sich stellte und der nachzugehen war, war jene nach möglichen Sammlungsvorbildern hinsichtlich des Sujets in großen, bedeutenden Sammlungen des ausgehenden 16. und des 17. Jahrhunderts. Hier wurden die Gemäldesammlungen von Kaiser Rudolf II. sowie Erzherzog Leopold Wilhelm, aber auch jene von Herzog Maximilian I. von Bayern berücksichtigt. Es war wohl jene Sammlung des Erzherzogs, die Esterházy in der Wiener Stallburggalerie gesehen haben musste, die ihn am meisten beeinflusst hatte, vor allem, was die raumfüllenden, reduzierten Judith- und Salome-Darstellungen betrifft. Der Fürst besaß das Stichwerk Theatrum pictorium von David Teniers, in dem Judiths und Salomes der italienischen Meister festgehalten wurden. Auch eine Begeisterung für Cranach ließe sich vor allem in Bezug zu Leopold Wilhelm begründen, der eine große Zahl an Gemälden des Malers besaß. Eine bedeutende Prägung erfuhren Esterházys Kunstkenntnis und -geschmack aber zu allererst durch seines Besuch als junger Mann in München, wo er die Sammlungen von Herzog Maximilian I. von Bayern kurz nach dessen Tod sicherlich noch recht unverfälscht sehen konnte. Auch Betrachtungen der traditionellen und zeitgenössischen Wiedergabe des abgeschlagenen Hauptes im Kontext der osmanischen Bedrohung waren notwendig, um das Sujet besser verstehen und historisch fassen zu können. Es stellte sich heraus, dass das Judith-und-Holofernes-Thema im Zusammenhang mit den das Abendland bedrohenden Türken bereits bei Donatellos Figurengruppe in Florenz aufgegriffen wurde bzw. interpretiert wurde und bis in die Zeit Esterházys präsent blieb. Hieran knüpfte die Analyse der Lebenswelt des Fürsten hinsichtlich der traumatisierenden Schlacht bei Vezekény an, bei der sein Bruder und drei Cousins ums Leben kamen. Die in Erinnerung daran geschaffenen Gemälde und Stiche wurden unter Berücksichtigung des Themas des abgeschlagenen Hauptes genauer betrachtet und die Umsetzung analysiert. Die Judith-Darstellungen ließen sich schließlich inhaltlich mit den Porträts der gefallenen Familienmitglieder verknüpfen. Sie wurden letzlich mit Judith, Jaël und den einst vorhandenen Tomyris-Darstellungen als Teil des roten Fadens identifiziert, der seinen komplexen Endpunkt in den Marienbildern des Fürsten findet, die in unmittelbarem Bezug zur osmanischen Bedrohung standen. Beim Typus seiner Gemälde blieb der Fürst dem Schema der figurenreduzierten, konzentrierten, monumentalen Halbfigurenbildern der Hauptprotagonisten treu und bei den erhaltenen Gemälden auf Burg Forchtenstein ist stets das abgeschlagene Haupt, niemals aber der Enthhauptungsvorgang dargestellt. Es ist keinerlei unterschwellige Erotik spürbar - im Gegenteil, meist herrscht ein In-sich-gekehrt-sein vor. Inspiration und Anknüpfungspunkte zu seinem Sammeln von Gemälden allgemein fand der Fürst in großen, bekannten Sammlungen der Zeit, sammelte jedoch beeinflusst durch die biografischen sowie politischen Umstände und vor allem durch seine religiöse Prägung bewusst und selbstbestimmt in großem Umfang zum Thema des abgeschlagenen Hauptes.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Esterházy Gemäldesammlung 17. Jahrhundert Haupt Kopftrophäe Judith-Darstellungen Salome-Darstellungen Holofernes Argus Jael Bildprogramm Cranach Rubens Allori Tizian Lairesse Giovane Goltzius Burg Forchtenstein Schloss Eisenstadt
Autor*innen
Margit Renate Kopp
Haupttitel (Deutsch)
Das abgeschlagene Haupt als Thema in der Gemäldesammlung und Lebenswelt von Fürst Paul I. Esterházy
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
174 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Petr Fidler
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.11 Kunstsammlung ,
20 Kunstwissenschaften > 20.20 Ikonographie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.21 Religion, Magie ,
20 Kunstwissenschaften > 20.24 Gesellschaft, Kultur ,
20 Kunstwissenschaften > 20.27 Bibel ,
20 Kunstwissenschaften > 20.89 Kunstgeschichte: Sonstiges
AC Nummer
AC11799095
Utheses ID
26845
Studienkennzahl
UA | 066 | 835 | |
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