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Die Geschichte der Wiener Grünflächen im Zusammenhang mit dem sozialen Wandel ihrer BenutzerInnen
Gertraud Koszteczky
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Siegried Mattl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.371
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29109.80876.162864-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Geschichte der Wiener Gärten und Parks auseinander. Im Zentrum steht die sich historisch wandelnde Gestaltung und Nutzung der Grünflächen als Ergebnis stadtplanerischer Überlegungen, Veränderungen der Sozialstrukturen und wechselnder Aneignungsformen durch unterschiedliche Gruppen. Vor allem für das 20. Jahrhundert ist eine Überblicksdarstellung bislang noch nicht geleistet worden. Zahlreiche Passagen der vorliegenden Dissertation basieren deshalb auch auf verstreuten und schwer zugänglichen Materialien von städtischen Behörden sowie auf Interviews mit Behörden- und Vereinsvertretern bzw. Zeitzeugen. Bürgerliche Nutzgärten befanden sich ursprünglich in der Stadt, später in deren Umfeld. Höfische und adelige Mäzene ließen im 18. Jahrhundert Schlösser mit kunstvollen Parks außerhalb der Stadtmauern anlegen. Dort, wo sie noch erhalten sind, wurden sie wichtige Elemente der Stadtkultur mit hoher Erholungs- und Stadthygienefunktion, aber auch als Repräsentation des öffentlichen Gemeinwohls. Die ersten kommunalen Parkanlagen entstanden im Bereich der Ringstraße in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Stadtplanungen wiesen nicht nur drei Grüngürtel, sondern auch zahlreiche kleine Parks in der rasch wachsenden Stadt aus. Staatsform, soziale und politische Einflüsse veränderten ebenso die Architektur wie Gartenform, doch erst seit den 1960er-Jahren wurden Gartenkunst und Landschaftspflege wissenschaftlich anerkannt, wobei Denkmalschutz und Landschaftsplanung wichtige Aspekte für die Gestaltung des Stadtbildes lieferten. Eine markante Wende fand in den 1970er- Jahren statt. Im Zuge einer höheren Sensibilität für Natur und Ökologie in der Bevölkerung, aber auch mit dem Bedürfnis großer Kollektive wie der Arbeitsmigranten, sowie durch die Forderung nach Teilhabe am öffentlichen Raum vor allem durch Jugendliche, kam es zu massiven Veränderungen hinsichtlich der Ausgestaltung, Betreuung und Nutzung der Anlagen. Besonders in den Parks der Gründerzeitgebiete zeigte sich die Notwendigkeit, den Bürgern partielle Räume zu gestalten, da es galt, die durch intensive Nutzung in den von Migration stark geprägten Bezirken nicht nur ethnischen, sondern auch Generationskonflikte in einen Ordnungsrahmen zu stellen. Die Stadtverwaltung begann in den 1970er-Jahren sich besonders Kindern und Jugendlichen anzunehmen, deren Bewegungsräume zunehmend dem Städtebau und der Motorisierung zum Opfer fielen. Was zunächst als „Fahrt zum Spiel“ für Kinder sozial schwacher Familen in den Ferienmonaten begann, setzte sich im „Wiener Ferienspiel“ und in den lokalen Bezirksspielaktionen „Wien spielt“ fort. Sportliche und kulturelle Veranstaltungen finden dabei ebenso ihren Stellenwert wie künstlerische oder wirtschaftliche Perspektiven. Mit wachsendem Einsatz widmen sich seit den letzten 90er-Jahren zahlreiche Vereine mit pädagogisch geschultem Personal in verschiedenen Parks der Betreuung von Kindern zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr. Die Auswahl der Vereine obliegt den jeweiligen Bezirksvertretungen. Der finanzielle Aufwand der Parkbetreuung wird teils von den Bezirksvertretungen, teils von der MA 13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung) getragen. Pädagogische Konzepte werden von den Mitarbeitern dieser Magistratsabteilung kontrolliert. Das Engagemant der Parkbetreuungsteams hat ebenso zu einem besseren Miteinander geführt, wie der Einsatz von SozialarbeiterInnen in den verschiedenen Stadtteilen. Initiativen zu Grätzel bezogenen Veranstaltungen, wie sie etwa von den Wiener Jugendzentren, den Organisatoren der Bassenastützpunkte, aber auch der MA 42 (Stadtgartenamt) gesetzt werden, tragen nicht nur zur Konfliktbereinigung bei, verstärken das Grätzelbewusstsein, fördern das Verständnis für den jeweiligen Park als Teil urbanen Lebensraums, sie helfen auch den Vandalismus in den öffentlichen Grünflächen zu mindern. Zusätzlich zu den innerstädtischen Parkanlagen finden die WienerInnen in den größeren Grünräumen der Stadt (Wienerwald, Prater, Donauinsel) die Möglichkeit zu individueller oder organisierter Freizeitgestaltung, wobei der Sport als Freizeitfaktor immer mehr an Bedeutung gewinnt. Besonderer Erholungswert kommt dem Naturpark Lobau zu. Neben den öffentlichen Grünräumen gibt es im Stadtgebiet mehr als 3 300 Kleingärten. Sie befinden sich teils mitten in verbauten Bezirksteilen oder im Grünland in den Außenbezirken. Wohnen im Grünen nimmt an Attraktivität zu. Die Stadtverwaltung ist bemüht, in Zusammenarbeit mit den zuständigen Magistratsabteilungen (Stadtgartenamt, Stadtentwicklung und Stadtplanung, den lokalen Gebietsbetreuungen, dem Forstamt u.a.) den BezirksvertreterInnen und den AnrainerInnen einen möglichst konfliktfreien Naherholungsraum zu gewährleisten, diesen zu pflegen, zu erhalten, zu verschönern und im Bedarfsfall auf demokratischem Weg neu zu gestalten. Zeitzeugenberichte sind authentische Beweise für den sozialen Wandel, der sich in den Wiener Gärten und Parks vollzogen hat. Die Geschichte der Wiener Gärten und Parks liefert somit wichtige Aufschlüsse für den Wandel, dem die Urbanität und die Stadtpolitik seit dem 19. Jahrhundert hin zu größerer Bürgernähe und mehr Eigeninitiativen der Bevölkerung gefolgt sind. Gärten und Parks gehören heute zu wichtigen und sensiblen Stätten der „Erlebniswelt Stadt“.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Geschichte der Wiener Grünflächen sozialer Wandel und Landschaftspflege historische Entwicklung von Parkanlagen und Grünflächen in Wien Gartenkultur und Stadtgeschichte
Autor*innen
Gertraud Koszteczky
Haupttitel (Deutsch)
Die Geschichte der Wiener Grünflächen im Zusammenhang mit dem sozialen Wandel ihrer BenutzerInnen
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
287 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Siegried Mattl ,
Thomas Winkelbauer
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC06631278
Utheses ID
269
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
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