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Autorität und Gehorsam als Thema in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1890 und 1938
Christine Glattauer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Ernst Seibert
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.30196
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29702.60996.162169-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Kinder- und Jugendliteratur, die in dem Zeitraum von 1890 bis 1938 von österreichischen Autoren und Autorinnen geschrieben wurde, wobei man bei dem Begriff „Österreich“ in der Zeit vor 1918 die periphäre Genese berücksichtigen muss. Der zentrale Aspekt der Analyse ist der von „Autorität und Gehorsam“ mit der spezifischen Frage, ob in der KJL der Ersten Republik gegenüber der Monarchie eine Änderung der Einstellung zu diesem Aspekt erkennbar ist. Die Zeit der Monarchie bis 1914 wird kurz als „1. Periode“ bezeichnet, für die Zeit von 1918 bis 1938 werden die Begriffe Zwischenkriegszeit, Erste Republik oder „2. Periode“ synonymisch gebraucht. Untersucht wurden 143 Werke unterschiedlichen Umfangs. Wegen der Fülle des Materials wurde fast nur erzählende Prosa herangezogen (drei Verserzählungen sind dabei) und nur in Einzelfällen Schulbücher. Für eine differenzierte Betrachtung von „Autorität und Gehorsam“ wurden fünf Lebensbereiche gesondert untersucht, und zwar: Familie, Schule, Kirche und Religion, Staat und Gesellschaft und Krieg. Kinder-und Jugendliteratur wurde getrennt analysiert. Zitate aus den Primärwerken sollen die jeweilige Atmosphäre wiedergeben. Einige Illustrationen, die die Aussage eines Werkes manchmal verstärken, manchmal ihr doppelsinnig widersprechen oder sie ergänzen, sind im Anhang beigefügt. Die Untersuchung brachte folgendes Ergebnis: Im Bereich „Familie“ wird die Autorität des Vaters als selbstverständlich und unangefochten sowohl in der 1. wie auch in der 2. Periode angenommen. Bei Ausfallen des Vaters durch Tod oder Krankheit übernimmt die Mutter seine Stelle, bei Ausfallen der Mutter werden der ältesten Tochter ihre Aufgaben übertragen. Zwischen Vätern und Söhnen kommt es manchmal zu einem Generationskonflikt, der in der 2. Periode weniger drastische Auswirkungen hat als in der 1. Obwohl die Autorität der Eltern nie hinterfragt wird, erreichen Kinder und Jugendliche nach dem Ersten Weltkrieg einen höheren Grad von Selbständigkeit. In allen Lebensbereichen ist in der Zeit der Ersten Republik eine Verunsicherung hinsichtlich der moralischen Werte festzustellen, die sich hauptsächlich in den Themen „Familie“ und „Religion“ auswirkt. Die Autorität von Lehrern und Geistlichen wird nicht mehr so selbstverständlich akzeptiert wie in der Monarchie. In der Schule wird sie vielfach durch Machtausübung ersetzt, in der Kirche spielt die Persönlichkeit des Priesters in der 2. Periode eine größere Rolle als das Amt. Für die Umsetzung des demokratischen Prinzips in der neuen Staatsform gibt es keine Anregungen, es wird bis in die 30er Jahre in der KJL überhaupt nicht erwähnt. Stattdessen dringt die Parteipolitik in alle Bereiche und auf allen Altersstufen ein. In den 30er Jahren gibt es für die Jugend wieder historische Romane und Bücher zum Thema Krieg, die sich von der patriotischen „Hurralektüre“ der Monarchie stark unterscheiden und stattdessen einen agressiven, fast zu einem neuerlichen Krieg auffordernden, Ton durchklingen lassen. Die allgemeine Unsicherheit der Ersten Republik macht sich auch literarisch in der Verwendung der Genres bemerkbar: Es werden für Kinder in erster Linie Märchen geschrieben, aber die traditionelle Form ist nicht mehr überzeugend. Die politische Ausrichtung spielt auch hier eine Rolle. Realistische Erzählungen von Autorinnen und Autoren, die in einer Weltanschauung (egal welcher Richtung) fest verankert sind, gelingen noch am ehesten, sind aber sehr kurzlebig.
Abstract
(Englisch)
The thesis analyses children’s and young adults’ literature that was written by Austrian authors during the time between 1890 to 1938. Up to 1918 the term “Austrian” includes all parts of the Austro-Hungarian Empire. The central aspect of the analysis is “Authority and Obedience”, the specific question is whether any changes in the attitude towards this aspect are recognizable after the First World War in comparison with the time of the Empire. 143 works of children’s and young adults’ literature of various length have been analysed. Because of the great amount of material only narrative prose was taken into account (plus three verse tales), textbooks only in special cases. Considering the variety of implications of the terms “authotity” and “obedience” they have been dealt with under five separate headings: the family, school, the church and religion, the state and society, and war. Under each heading children’s literature has been treated separately from that for young adults. Quotations are meant to render the atmosphere of the individual piece of work. Illustrations have been included which sometimes underline, sometimes contradict, and sometimes supplement the message of the text. The result of the analysis: The father is the head of the family both before and after the First World War. His authority is taken for granted and never questioned. If he is dead the mother takes his place. If there is no mother the eldest daughter takes over her responsibilities. In some cases there is a generation gap between father and son, sometimes with serious consequences (suicide of the son) during the time of the Empire. Surprisingly the conflicts are less serious after the war. Although the authority of the parents is never questioned children and young adults of the First Republic are more independent than they were before. In regard to moral values a strong element of doubt and uncertainty seems to have entered all fields of life during the inter-war period. Parents and less demanding in questions of ethics, teachers rely more on punishment and clergymen are respected for their character rather than their office. Democratic principles are no subject matter in children’s and not even in young adults’ literature of the First Republic. On the other hand party politics has penetrated all subjects and all age levels. In the 1930ies historical and war novels are being written again. They differ from the enthusiastic war descriptions of the times of the Empire. But the tone is more aggressive and provocative; they are almost a re-newed call to arms. The general uncertainty of the inter-war period is also recognizable in the use of the literary genres. The most frequently written literature for children is still the fairy tale, but the traditional form is no longer convincing. Here too the political inclination of the author is noticeable. Realistic stories by writers with a firm political, philosophical or religious conviction are comparatively convincing, but they are short-lived.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Authority and Obedience school church state war family young adults' literature children`s literature empire first republic
Schlagwörter
(Deutsch)
Autorität Gehorsam Schule Kirche Staat Familie Kinderliteratur Jugendliteratur Monarchie 1. Republik
Autor*innen
Christine Glattauer
Haupttitel (Deutsch)
Autorität und Gehorsam als Thema in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1890 und 1938
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
473 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Ernst Seibert ,
Susanne Reichl
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen
AC Nummer
AC11809429
Utheses ID
26924
Studienkennzahl
UA | 092 | 332 | |
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