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Spanisch als Europasprache in der Geschichte und der Gegenwart
Katharina Anna Zimmermann
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Peter Cichon
DOI
10.25365/thesis.30754
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29507.62370.716664-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Spanisch als Europasprache in der Geschichte und der Gegenwart“. Nachdem sich die spanische Sprache zurzeit größter Beliebtheit erfreut, stand die Frage im Raum, ob es eine solche Blüte in der Geschichte des Spanischen schon einmal gegeben hat. Die Antwort darauf ist mit einem klaren Ja zu beantworten, denn das 16. Jahrhundert gilt als das „spanische“ Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt gelang es dem Spanischen das Latein, welches als europäische Verkehrssprache bis ins 16. Jahrhundert gewirkt hatte, abzulösen. Die spanische Sprache hatte in diesem Jahrhundert ihre größte und bedeutendste Verbreitung als überregionale und dominierende Verkehrssprache in Europa, dies auch aufgrund guter historischer Bedingungen.
Wie kam es dazu, dass das Spanische zu jenem Prestige und Ansehen gelangte, welches zuvor nur der lateinischen Sprache zugesprochen wurde und im heutigen Zeitalter die englische Sprache für sich beansprucht? Wie konnte das Spanische als überregionale Verkehrssprache wirken? Welche Einflussfaktoren bewirkten und beeinflussten den Aufstieg des Spanischen? Und wie sieht es heutzutage mit der Stellung des Spanischen aus? Erhebt die spanische Sprache gegenwärtige den Rang einer Europasprache? Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, diese Fragen zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse aufzuzeigen.
Im Laufe der Geschichte konnten sich verschiedene europäische Sprachen als Europasprachen, also als überregionale Verkehrssprachen, durchsetzen und für eine gewisse Zeit, unter bestimmten sprachpolitischen Bedingungen, ihre Wirkung über die Grenzen ihres eigentlichen Sprachgebietes hinaus behaupten. Dabei stellen diese sprachlichen Hegemoniephasen jedoch keine monolinguale Abfolge von Sprachen dar, sondern sie sind ein parallel ablaufender Prozess, in dem es jeweils einer Sprache, aufgrund verschiedener Faktoren, wie politischen, wirtschaftlichen und/oder kulturellen Umständen, die oft auch miteinander verschmelzen, gelang, für eine gewisse Zeitspanne eine dominante Stellung einzunehmen und dabei ihre überregionale Wirkung zu entfalten.
Das Griechische und das Latein bilden die „Vorgänger“ des Spanischen als Europasprache. Zunächst wirkte die griechische Sprache als vorherrschende Verkehrs- und Kultursprache, später das Latein, welches vor allem im Bereich der Kirche und Bildung seine Wirkung als internationale Verkehrssprache entfalten konnte und sich, trotz der sich immer stärker zu emanzipieren beginnenden Volkssprachen, relativ lange halten konnte. Sehr fortschrittlich war unter den aufstrebenden Volkssprachen das Kastilische, das insbesondere unter der Herrschaft von Ferdinand III. und Alfons X. in wichtigen Domänen, wie der Wissenschaft, Literatur und Jurisdiktion das Latein revolutionär ablöste, wodurch der kastilischen Sprache der Weg zur führenden Europasprache des 16. Jahrhunderts und zur Staatssprache Spaniens geebnet wurde. Mit der Herrschaft der Katholischen Könige wurden 1479 die Königreiche Kastilien und Aragón vereinigt, dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde des modernen Spanien. Mit dem wirkungsvollen Jahr 1492, dem „Wunderjahr“ vollzogen sich Ereignisse, die die Geschichte Spaniens nachhaltig prägten. Neben der Eroberung Granadas, des letzten maurischen Königreichs auf der Iberischen Halbinsel und der Entdeckung Amerikas, wodurch das spanische Großreich entstehen konnte, wurde die erste volkssprachliche Grammatik (im heutigen Verständnis von Grammatik) von Antonio de Nebrija publiziert. Karl V., der Enkel der Katholischen Könige, der durch einen dynastischen Zufall Erbe von vier Reichen war, bildet die zentrale Figur im Aufstieg Spaniens zur Weltmacht. Während seiner Herrschaft vollzogen sich die Entwicklung des Kastilischen zum Spanischen und die Etablierung des Spanischen als führende Verkehrssprache im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts. Als tief religiöser Katholik fühlte sich Karl V. von Gott auserwählt, um die Christenheit zu beschützen. Durch seine berühmte Rede beim Papst im Jahr 1536, die in spanischer Sprache gehalten war, verhalf er der spanischen Volkssprache zu Weltgeltung, die zu dieser Zeit zu einem Synonym für Christentum wurde. Nicht nur auf der gesamten Iberischen Halbinsel, sondern in ganz Europa setzte im 16. und 17. Jahrhundert ein Hispanisierungsboom ein. Es war „in Mode“ Spanisch zu sprechen und es gehörte in den gesellschaftlich höher gestellten (und alphabetisierten) Kreisen sozusagen „zum guten Ton“ die spanische Sprache zu erlernen. In Italien, den Niederlanden, in Frankreich, Portugal und im deutschsprachigen Raum etablierte sich die spanische Sprache, der Spanier stieg zum gesellschaftlichen Vorbild auf. Diese Dominanz der spanischen Kultur und Sprache konnte sich in Europa bis Ende des 17. Jahrhunderts halten. Mit dem Ende der Macht von Philipp II., dem Sohn Karls V., begann jedoch allmählich die politische, wirtschaftliche und sprachliche Vormachtstellung der Spanier in Europa abzunehmen. Spanien begann sich in der folgenden Zeit sprachpolitisch vermehrt auf den amerikanischen Kontinent zu konzentrieren. In Europa etablierte sich auf die spanische Dominanz folgend die französische Sprache, nicht nur an den europäischen Höfen, sondern auch als Sprache der Diplomatie. Mit dem Ende des 2. Weltkriegs konnte das Englische immer mehr Zuwachs verzeichnen und etablierte sich als „die“ führende Weltsprache, auch auf dem europäischen Kontinent als führende Verkehrssprache. Gegenwärtig ist die spanische Sprache eine der „großen“ Weltsprachen mit weltweit mehr als 500 Millionen Sprechern. Das Spanische ist zum zweiten Mal stark „in Mode“, vor allem im Bildungsbereich wird eine starke Blüte verzeichnet. Im politischen und wirtschaftlichen Bereich herrscht europaweit jedoch das Englische vor, auch das Französische hat eine privilegierte Stellung inne. Das Spanische ist in Europa in der heutigen Zeit eindeutig keine Europasprache, sie ist mehr eine Bildungssprache und eine „Weltinnensprache“, eine Sprache, die Europa im Ganzen in Interaktion mit Spanisch-Amerika hat, das immer stärker an Europa herantritt. Zwar können keine sicheren Prognosen abgegeben werden, dennoch scheint die Zukunft der spanischen Sprache vielversprechend zu sein. Wie sich das Spanische jedoch genau weiterentwickeln wird, das wird die Zukunft zeigen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Spanisch Europasprache Karl V Sprachwissenschaft
Autor*innen
Katharina Anna Zimmermann
Haupttitel (Deutsch)
Spanisch als Europasprache in der Geschichte und der Gegenwart
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
168 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Peter Cichon
Klassifikation
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.31 Spanische Sprache
AC Nummer
AC11410740
Utheses ID
27384
Studienkennzahl
UA | 190 | 353 | 299 |