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Kirche als Insel oder als protestantisches Abenteuer?
gesellschafts- und kirchenpolitische Diskurse und Auseinandersetzungen in der Evangelischen Kirche in Österreich nach 1945 bis zur Gründung der 'Salzburger Gruppe' 1971
Leonhard Jungwirth
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Evangelisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Rudolf Leeb
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.31318
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29241.64334.330365-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit widmet sich den gesellschafts- und kirchenpolitischen Diskursen und Auseinandersetzungen in der Evangelischen Kirche in Österreich nach 1945 und schließt mit der Jahreswende 1971/72. Die im Herbst 1971 vollzogene Konstituierung der ›Salzburger Gruppe‹ ist als Zäsur bzw. als Wendepunkt in der Geschichte der Evangelischen Kirche in Österreich anzusehen. Alles, was in dieser Arbeit eingehend Behandlung findet, ist als ›Vorgeschichte‹ dieses Wendepunkts zu verstehen: Die neue Identität der evangelischen Diasporakirche, die maßgeblich durch den lutherischen Bischof Gerhard May herausgebildet wurde, zeichnete sich aus durch eine radikale Abkehr von jeglicher Real- und Gesellschaftspolitik der Zweiten Republik Österreich. Die Kirche wurde zur ›Insel‹ im Staat erklärt, die es vor allen schädlichen säkularen Einflüssen der Außenwelt abzuschirmen galt. Innerkirchlich bildete sich v.a. rund um den Studentenpfarrer und späteren Universitätsprofessor für Systematische Theologie, Wilhelm Dantine, eine andersdenkende Minderheit heraus, die Mitverantwortung tragen wollte in und an der Welt. Im Sinne von Dantines ›protestantischem Abenteuer‹ wollte sie die Gesellschaft schöpferisch mitgestalten, gesellschafts- und kirchenpolitische Veränderungen herbeiführen, sich mit den politisch Unterdrückten solidarisch erklären. Dieser Minderheit fühlte sich zunehmend die jüngere evangelische Generation zugehörig. In den kirchenleitenden Ämtern, die hauptsächlich mit Männern der älteren, konservativen und auch patriarchalen Generation besetzt waren, bildete sich allmählich ein empfindliches Autoritätsbewusstsein heraus. Man wusste den progressiven Stimmen innerhalb der Kirche oftmals nicht anders zu begegnen, als durch harte Disziplinierungsmaßnahmen gegen kirchliche Amtsträger oder durch die Streichung kirchlicher Subventionen für die progressiv wirkenden evangelischen Institutionen (Evangelische Akademie Wien, Evangelisches Jugendwerk mit der Jugendzeitschrift ›anstoss‹, Evangelische Studentengemeinde). Veränderungsvorschlägen und -versuchen, etwa in Bezug auf die Frau im geistlichen Amt, die ökumenische und interreligiöse Öffnung und Zusammenarbeit, die Vergangenheitsbewältigung oder die autoritäre Kirchenpolitik begegnete man von Seiten der Kirchenleitung mit einer strikten Abwehrhaltung. Ein innerkirchlicher Generationenkonflikt war entflammt, der durchaus Parallelen zur österreichischen Real- und Gesellschaftspolitik aufwies. 1968 war es im Zuge eines Konflikts um das Weisungsrecht der evangelischen Kirchenleitung mit der Bildung der ›Aktion 450‹ sogar zur Formierung einer innerkirchlichen Opposition gekommen. Der zutiefst theologische Konflikt spaltete die ganze Pfarrerschaft. 1971, als das harte Vorgehen der Kirchenleitung Erfolg zeigte, sah man sich zu einer neuerlichen, diesmal dauerhaften Oppositionsbildung, der Formierung der ›Salzburger Gruppe‹, gezwungen. Damit schließt ihre Vorgeschichte.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Evangelische Kirche in Österreich nach 1945 Generationenkonflikt Weisungsrechtkonflikt Aktion 450 Salzburger Gruppe Ökumene Dialog mit dem Judentum anstoss Erwin Kock Wilhelm Kantine Gerhard May Oskar Sakrausky Kurt Lüthi
Autor*innen
Leonhard Jungwirth
Haupttitel (Deutsch)
Kirche als Insel oder als protestantisches Abenteuer?
Hauptuntertitel (Deutsch)
gesellschafts- und kirchenpolitische Diskurse und Auseinandersetzungen in der Evangelischen Kirche in Österreich nach 1945 bis zur Gründung der 'Salzburger Gruppe' 1971
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
215 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Rudolf Leeb
Klassifikationen
11 Theologie > 11.55 Protestantismus ,
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte
AC Nummer
AC11587128
Utheses ID
27849
Studienkennzahl
UA | 041 | | |
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