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Akteurslandschaft, Interaktionsprozesse und der Umgang mit Wissen in der Gestaltung der österreichischen Einbürgerungspolitik
Julia Schwaiger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Maren Borkert
DOI
10.25365/thesis.31367
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30440.04217.701363-9
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit ist ein soziologisch-politikwissenschaftlicher Beitrag zur aktuellen Migrations- und Integrationsforschung. Sie behandelt die Akteurslandschaft, die Interaktionsprozesse und die Rolle von ExpertInnen-Wissen in der Gestaltung der österreichischen Einbürgerungspolitik im Zeitraum 1999-2012. Der spezielle Fokus liegt auf dem Umgang mit kritischen wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Expertisen durch administrative und politische VerantwortungsträgerInnen. Es wurden neun qualitative ExpertInnen-Interviews durchgeführt, um ein Bild von den entsprechenden policy making-Dynamiken zu erhalten. In der Analyse der empirischen Ergebnisse kommt ein junger und innovativer wissenstheoretischer Ansatz nach Christina Boswell (2009) zur Anwendung. In diesem theoretischen Rahmenwerk wird expliziert, unter welchen Umständen politische Organisationen Wissen zur Legitimation ihrer eigenen Rolle oder zur Untermauerung bereits beschlossener Programme benützen, denn gerade im Bereich Zuwanderungspolitik bleibt der Wissensgebrauch häufig auf eine symbolische Funktion beschränkt. Tatsächlich betreibt das österreichische Innenministerium, welches als mächtigster Akteur der Einbürgerungspolitik identifiziert werden kann, zum Teil eine solch symbolische Wissensverwendung. Darüber hinaus positioniert es sich selbst als Wissensproduzent und -autorität, die darüber entscheidet, welche ExpertInnen (nicht) konsultiert werden. Die von vielen IntegrationsforscherInnen kritisierte Restriktivität des österreichischen Staatsbürgerschaftsrechts rechtfertigt das Ministerium mit der inneren Logik des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes. Dies muss als rückbezügliche Wissensverwendung interpretiert werden, da das Fremdenrecht keine externe Autorität darstellt, sondern aus derselben administrativ-politischen Schmiede stammt wie das Einbürgerungsgesetz. Wissenschaft und Zivilgesellschaft nehmen als Akteure eine marginalisierte Rolle ein. Eine prekäre Forschungsförderung, kaum gesellschaftliche Rückendeckung und das Nichtvorhandensein von einbürgerungsspezifischen Dialogforen verhindern seit langem eine Auseinandersetzung mit der Politik auf Augenhöhe. Sowohl nationale Kritiken wie etwa die regelmäßigen Stellungnahmen verschiedener gesellschaftlicher Akteure zu Gesetzesentwürfen als auch international anerkannte Forschungsergebnisse werden ignoriert. Diese Expertisen werden von der Politik als Angriffe empfunden, die keinen politisch opportunen Wert besitzen. Zudem stellen sie keinen relevanten Referenzrahmen für die politischen Player dar, die sich nur gegenüber ihrer eigenen policy community verantworten müssen. Als wichtigstes Ergebnis der Untersuchung muss daher die strategische Nicht-Verwendung von ExpertInnen-Wissen in der österreichischen Einbürgerungspolitik festgestellt werden.
Abstract
(Englisch)
This sociological and political science paper is a contribution to current studies in the field of migration and integration. It covers actor landscape, interaction processes and the role of expert knowledge in the arrangement of Austrian naturalisation policy during the period 1999-2012. The specific focus lies on the handling of critical, scientific as well as civil society expertise by administrative and political decision makers. Nine qualitative interviews with experts have been conducted to create an image of the respective policy making dynamics. To analyse the empirical results, a young and innovative knowledge-based approach after Christina Boswell (2009) has been adopted. Within this theoretical framework the circumstances become clear under which political organisations use expert-knowledge to legitimise their own role or to undergird already decided programmes. It applies very well to the special field under investigation as especially in the field of immigration policy, knowledge use frequently serves merely a symbolic function.
Indeed the Austrian Federal Ministry for the Interior, which can be identified as the most powerful actor of naturalisation policy, partly pursues such a symbolic use of knowledge. Furthermore, it positions itself both as a producer and an authority of knowledge and decides which experts will (not) be consulted. The restrictive nature of the Austrian Citizenship Law criticised by many integration experts has been warranted by the Ministry with the inner logic of the Settlement and Residence Act. This must be interpreted as a reflexive use of knowledge, as the Aliens Law doesn't constitute an external authority, but rather stems from the same administrative-political source as the Citizenship Law.
As actors, science and civil society only play a marginalised role. Precarious research funding, barely any backing through general public and the lack of a dialogue forum specific to naturalisation have prevented a debate with political actors to take place on equal grounds.
National criticisms, such as the responses to draft bills regularly issued by various societal actors, as well as internationally recognised research findings have been ignored by the administrative-political system. Political actors regard this kind of expertise as offense without any politically opportune merit. Furthermore do they not provide a relevant reference frame for the powerful political players as they are only obliged to answer their own policy community.
To sum up, the most important finding of this research paper has been the strategic non-use of expert knowledge in the current Austrian naturalisation politics.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Migration migration policy migration theory migration research integration integration policy integration theory integration research naturalisation naturalization citizenship citizenship policy citizenship righ /, dialogue political debate knowledge knowledge use symbolic knowledge use legitimizing knowledge use knowledge theory expert experts research knowledge research expe
Schlagwörter
(Deutsch)
Migration, Migrationspolitik Migrationstheorie Migrationsforschung Integration Integrationspolitik Integrationstheorie Integrationsforschung Einbürgerung Einbürgerungspolitik Einbürgerungsrecht Einbürgerungsdebatte Einbürgerungsdialog Fremdenrecht Wissen Wissensverwendung symbolische Wissensverwendung Wissenstheorie Experte Experten Forschungswissen Forschungsexpertise Po
Autor*innen
Julia Schwaiger
Haupttitel (Deutsch)
Akteurslandschaft, Interaktionsprozesse und der Umgang mit Wissen in der Gestaltung der österreichischen Einbürgerungspolitik
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
161 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Maren Borkert
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.10 Wissenschaft und Gesellschaft ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.80 Sozialpolitik: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.00 Politologie: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.30 Politische Systeme: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.42 Staat und Bürger ,
89 Politologie > 89.57 Politische Beteiligung
AC Nummer
AC11418855
Utheses ID
27890
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |