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¿Mujeres en Vía o en Deuda? - zur Positionierung zapotekischer Frauen im Diskurs über Mikrokredite
Maria Mucke
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Patricia Zuckerhut
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.31394
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29103.49221.205369-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Diplomarbeit thematisiert die Positionierungen zapotekischer Frauen im Diskurs über Mikrokredite und Empowerment. Um die verschiedenen Positionen herauszuarbeiten führte ich zwischen Februar und April 2012 und August bis Oktober 2012 empirische Erhebungen in Form zweier Feldforschungen in Teotitlán del Valle, Mexiko, durch. In dieser Gemeinde werden Mikrokredite (MK) von einer kleinen Organisation namens En Vía an Frauen vergeben. Teotitlán del Valle zeichnet sich durch sein kunstvolles Teppichhandwerk aus, das eine der Haupteinkommensquellen der zapotekischen BewohnerInnen ist. Als methodische und theoretische Zugänge dienten mir zum einen die „Anthropology of differences“ sowie der Ansatz der Intersektionalität. Diese ermöglichen es, die Differenzen bzw. Identitäten und Machtverhältnisse zwischen Frauen wahrzunehmen. Zum anderen basierten Datenerhebung und -analyse auf der Grounded Theory, die Methodologie und Theorie zugleich ist, und durch deren offenen und dialektischen Forschungsprozess die Handlungen und Lebensrealitäten der Zapotekas in einer komplexen Wirklichkeit untersucht werden können, ohne bisherige Theorien und Annahmen zu reproduzieren. Die Mikrofinanz (MF) hat sich seit den 1980ern mit beginnender Neoliberalisierung z.B. in Form der Strukturanpassungsprogramme zu einem populären Instrument in der Entwicklungszusammenarbeit entwickelt. Dabei wurden Frauen zur Hauptzielgruppe der MF gemacht. U.a. werden fehlende Zugänge zu finanziellen Ressourcen für Frauen und die Wirkung des Empowerments als Gründe für die Inklusion genannt. Empowerment innerhalb der MF wird vor allem durch den Zugang zu Krediten und damit generiertem Einkommen definiert, wodurch Frauen ihre Lebenssituationen und die ihrer Familien verbessern können. Um die Positionierungen zapotekischer Frauen darzulegen, wird jedoch nicht nur auf die Annahmen innerhalb der MF Bezug genommen, sondern auch auf das Empowerment-Konzept von Jo Rowlands. Die Reflexionen über die Daten aus den Feldforschungen führten mich zu einer neuen Sichtweise auf Mikrokredite und Empowerment. Besonders internationale wie lokale Bedingungen und ungleiche Machtverhältnisse führen zur Aufnahme von Krediten. Jedoch setzen diese Bedingungen und ungleichen Machtverhältnisse auch die Grenzen der erhofften Wirkungen von MK. Überdies zeigte sich, dass MK für zapotekische Frauen nur eine von vielen Strategien zur Sicherung oder Verbesserung ihrer sozio- ökonomischen Lebenssituationen darstellen. Kredite, Leihgaben von Verwandten und Bekannten oder Anschreibungen sind fester Bestandteil des alltäglichen, ökonomischen Handelns und können es Frauen ermöglichen, ihre Handlungsspielräume zu erweitern. Überdies zeigt sich, dass Empowerment ein komplexer und ineinander verwobener Prozess ist, der nicht auf MK oder ein bestimmtes MK-Projekt zurückgeführt werden kann. Für die Aufnahme und Verwendung von MK spielt auch die lokale zapotekische Kultur eine Rolle. Frauen nutzen Kredite dementsprechend nicht nur, um ihre Einkommensmöglichkeiten zu verbessern, sondern auch für die Teilnahme an rituellen Festen, durch die sie an Status und Respekt in der comunidad gewinnen können. Eine weitere wesentliche Erkenntnis dieser Forschung ist, dass es auch Differenzen und Machtverhältnisse zwischen den Zapotekas gibt, und diese daher nicht, wie es viele Akteure der MF tun, als eine homogene Gruppe von „hilfsbedürftigen, armen Frauen“ zusammengefasst werden können.
Abstract
(Englisch)
This thesis deals with the positions of Zapotec women in the discourse about microcredits and empowerment. For this purpose I conducted a field research between February and April 2012 as well as between August and October 2012 in Teotitlán del Valle, Mexico. In this community, the small NGO En Vía gives microcredits to women. Teotitlán is known for its production of craftwork, such as rugs, which is the main source of income of its inhabitants. I used the “Anthropology of differences” as well as the Intersectionality Approach as methodical and theoretical basis for this thesis because it is through these approaches that differences, identities as well as power relations among women can be made visible. Furthermore, I applied the Grounded Theory in the collection and analysis of data. The Grounded Theory – at the same time being theory and methodology – and its open and dialectic research process allows for an analysis of the Zapotecas’ actions in a complex reality, without merely reproducing existing theories and conceptions. Since the beginning of Neoliberalism and Structural Adjustment Programmes in the 1980s, microfinance (MF) has become a popular instrument in the development sector. In this respect, women have become the main target group of MF – a fact that has often been justified through a low access to financial resources as well as the expected empowering effects. Empowerment in the context of MF is generally being defined as the access to credits and the subsequent generation of income because it is through them that women can improve their lives and the ones of their families. In order to show the positions of Zapotec women, I will make use of the empowerment concept developed by Jo Rowlands and the common assumptions within MF. The field research and a reflexion on this process have led me to a new view on microcredits and empowerment. International as well as local conditions and power structures are thus among the main factors of taking credits. At the same time these conditions constitute the limits of the expected effects of microcredits. In Teotitlán del Valle microcredits are only one of the strategies that women apply in order to secure and improve their socioeconomic situations. Credits and loans from friends and relatives are an important part of women’s daily economic routines and thus allow for an expansion of their scopes of action. It has moreover become evident that empowerment is a complex and intrinsically interwoven process which cannot be reduced to microcredits or one microcredit project. For the taking and usage of credits, the local Zapotec culture is also of central relevance. Subsequently, women do not use credits with the sole aim to improve their sources of income, but they also use them for the participation in ritual feasts, through which they gain status and respect in the comunidad. One more important finding of my research concerns the power structures among Zapotecas: there exist differences and power structures and therefore Zapotec women should not be regarded as a homogeneous group of “poor women waiting for help”, as many actors of the microfinance sector have done in the past.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Frauen Positionierung Mikrokredite Empowerment Grounded Theory Anthropology of differences
Autor*innen
Maria Mucke
Haupttitel (Deutsch)
¿Mujeres en Vía o en Deuda? - zur Positionierung zapotekischer Frauen im Diskurs über Mikrokredite
Paralleltitel (Deutsch)
Frauen auf dem Weg oder in die Schulden? - zur Positionierung zapotekischer Frauen im Diskurs über Mikrokredite
Paralleltitel (Englisch)
Women on the path or in depth? - the positions of Zapotec women in the discourse about microcredits
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
201 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Patricia Zuckerhut
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges ,
73 Ethnologie > 73.44 Sexualität, Geschlecht
AC Nummer
AC11995382
Utheses ID
27913
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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